Irak: US-Armee warnt vor Staudamm-Katastrophe

(c) AP (Jacob Silberberg)
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"Wenn nur ein kleines Problem an dem Staudamm auftritt, ist ein Bruch wahrscheinlich", so die US-Armee. Eine 20 Meter hohe Flutwelle wäre die Folge. 500.000 Menschen könnten sterben. Ein Streit zwischen USA und Irak blockiert die Reparaturarbeiten.

Der größte Staudamm des Irak droht zu brechen und bedroht damit das Leben von Hunderttausenden Menschen in Mossul und Bagdad. Der Mossul-Damm im Nordirak könnte unter dem Wasserdruck nachgeben und eine 20 Meter hohe Flutwelle auslösen, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht des US-Inspektors für irakische Bauwerke.

"Bei kleinem Problem ist Bruch wahrscheinlich"

"Mit Blick auf die inneren Auswaschungen an den Fundamenten ist der Mossul-Damm der gefährlichste Staudamm in der Welt (...) Wenn nur ein kleines Problem an dem Staudamm auftritt, ist ein Bruch wahrscheinlich", warnten Ingenieure der US-Armee demnach bereits im vergangenen Jahr in einer vorläufigen Risiko-Einschätzung, die in den Bericht eingeflossen ist.

Nur 50 Kilometer unterhalb des Damms liegt die Stadt Mossul mit 1,7 Millionen Einwohnern. Rund 500.000 Menschen könnten durch einen Dammbruch sterben, schreibt die "Washington Post". Mossul könnte von einer 20 Meter hohen Flutwelle überspült werden. Und auch Teile der Hauptstadt Bagdad, die weitere 350 Kilometer flussabwärts liegt, würden bis zu fünf Meter tief unter Wasser stehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mossul-Damm zusammenbricht, sei "inakzeptabel hoch", so die "Washington Post".

US-Botschafter warnte bereits im Mai

Der US-Botschafter im Irak, Ryan Crocker, und der Oberkommandierende der US-Armee, David Petraeaus, haben dem irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki bereits im Mai in einem Brief über die Gefahr aufgeklärt, wie aus dem Bericht hervorgeht. "Ein katastrophaler Bruch im Mossul-Damm würde eine Überflutung entlang des Tigris bis Bagdad hervorrufen", schrieben die beiden US-Vertreter darin.

Ein vor zwei Jahren gestartetes 27-Millionen-Dollar-Projekt (rund 18,7 Millionen Euro) der USA zur Reparatur des Staudamms ist dem Bericht zu Folge an Misswirtschaft und Stümperei gescheitert. So wurden etwa an eine türkische Firma 635.000 Euro bezahlt, um Silos für den Zement, der in den Staudamm gepumpt werden sollte, zu bauen. Die Arbeiten zur Stärkung des Fundaments hätten keinerlei Fortschritte gemacht. Sowohl die Qualität als auch der Fortschritt der Arbeit machen einen kompletten Neustart für die Reparaturarbeiten notwendig.

Ob es einen solchen geben wird, ist unklar. Denn Vertreter der USA und des Irak sind unterschiedlicher Ansicht, wie gefährlich der Staudamm wirklich ist und wie viel Geld in eine Reparatur gesteckt werden müsse. Die US-Armee hatte vorgeschlagen, zur Sicherheit einen zweiten Staudamm flussabwärts zu bauen - die Iraker fanden diese Maßnahme unnötig und zu kostspielig. Die Diskussion wurde weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt, um die Bevölkerung im Irak nicht zu beängstigen.

Wasser höhlt Kalkstein aus

Der Mossul-Staudamm war 1984 fertiggestellt worden und soll die in der Umgebung lebende Bevölkerung und ihre Landwirtschaft mit ausreichend Wasser versorgen sowie Strom erzeugen. Er wurde auf Kalkstein gebaut, der relativ schnell von Wasser ausgehöhlt wird.

Schon unmittelbar nach dem Bau des Staudammes wurden ersten Maßnahmen gegen dies Aushöhlung getroffen: Mörtel und Zement werden unter den Staudamm gepumpt. Dorthin, wo durch die Auswaschung regelmäßig Löcher entstehen. Vierundzwanzig Maschinen sind 24 Stunden jeden Tag dabei im Einsatz, berichtet die "Washington Post".

"Wird der Damm morgen brechen?"

Bereits vor zwei Jahren wurde der Wasserpegel im Staudamm von 330 Meter über der Seehöhe auf 319 Meter abgesenkt. Angeordnet hatte das der Leiter des Mossul-Staudamms. Iraks Wasserminister Abdul Latif Rashid will nicht über eine drohende Katastrophe reden: "Wird der Damm morgen kollabieren?" sagte Rashid. "Ich weiß es nicht. Lassen Sie uns hoffen, dass wir ein Desaster vermeiden und uns auf eine Lösung konzentrieren."

(Ag./Red.)

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