Mazedoniens Angst vor der Teilung

Skopje kann mit der Idee, eine Grenze durch Kosovo zu ziehen, wenig anfangen.

WIEN/SKOPJE. Die Antwort aus Skopje war diplomatisch verklausuliert: Mazedonien sei nicht an den Verhandlungen zur Zukunft des Kosovo beteiligt, meinte am Montag die Sprecherin des mazedonischen Außenministers zur „Presse“. Als Nachbarstaat sehe Mazedonien die drei internationalen Prinzipien: „kein Anschluss des Kosovo an einen anderen Staat, keine Teilung des Kosovo und keine Rückkehr zur Lage vor 1999“ aber als „gute Basis für die Diskussion über den künftigen Status“ der Albaner-Provinz.

Während die Minister-Sprecherin das Prinzip „keine Teilung“ als „gute Basis“ bezeichnete, waren Mazedoniens Medien deutlicher: Sie zerpflückten die wieder aufgewärmte Idee, den Kosovo zwischen Albanern und Serben zu zerstückeln. „Eine Teilung des Kosovo wäre für uns die schlechteste Lösung“, hatte auch Mazedoniens Präsident Branko Crvenkovski bereits Ende April einer österreichischen Journalistenrunde erläutert.

In Skopje hat man Sorge, dass das Kosovo-Problem Auswirkungen auf Mazedonien haben könnte. Etwa 25 Prozent der Einwohner des kleinen Balkan-Staates sind Albaner. Inspiriert vom Untergrundkrieg im Kosovo hatten 2001 albanische Rebellen in Mazedonien einen Aufstand gestartet. Mitte August 2001 – fast genau vor sechs Jahren – wurden dann die Kämpfe auf Druck der EU durch das Friedensabkommen von Ohrid beendet. Dieser Vertrag sieht größere Rechte für die Albaner vor: bei der Verwendung der eigenen Sprache und Mitbestimmung in Verwaltung. Seither ist es friedlich.

Sollte nun der Kosovo aber nach ethnischen Kriterien geteilt werden, könnten albanische Extremisten das zum Anlass nehmen, um dasselbe für Mazedonien zu fordern, fürchtet man in Skopje. Immerhin gibt es im Westen Mazedoniens durchgängige Gebiete mit albanischer Mehrheit.

Derzeit ist es im Land aber ruhig. Ali Ahmeti, einst Führer von Mazedoniens Albaner-Rebellen, hat seine Uniform längst gegen den Anzug eines Politikers getauscht. Und Ende Mai gab seine Partei auch ihren monatelangen Boykott des Parlaments auf. Zur Zukunft des Kosovo bezieht Ahmeti im „Presse“-Gespräch klar Position: „Die Kosovaren wollen unabhängig werden. Und die internationale Gemeinschaft wird das respektieren.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2007)

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