Wenn der Anleger auf den Todesfall hofft

Finanzen: Das scheinbar makabere Geschäft mit den Lebens-Versicherungen.

WIEN. Es ist eine makabre Rechnung: Irgendwo in den USA liegt ein Pensionist im Sterben. Er ist 75 Jahre alt. Medizinischer Befund: Leukämie. Kalkuliertes Sterbedatum: 1.Mai 2007. All diese Fakten sind für die Liechtensteiner Gesellschaft Primeno höchstinteressant. Der Pensionist hat dem Unternehmen nämlich seine Lebensversicherung verkauft – im April 2006 für 491.071 Dollar. Stirbt der Mann, werden 850.000 Dollar ausbezahlt. Ein gutes Geschäft.

Ein Geschäft, von dem auch Privatanleger in Österreich profitieren können. Denn das genannte Beispiel ist eine von derzeit rund 30 gebrauchten US-Lebensversicherungen, die sich im Zertifikat „Primeno Life Notes“ finden. Mit einer Mindestbeteiligung von 7000 Euro ist man dabei. Prognostiziert werden jährliche Renditen zwischen acht und zwölf Prozent. „Da ist aber noch ein Puffer dabei“, sagt Martin Zwanecki, Österreich-Chef von Primeno zur „Presse“. Realistisch seien 16 Prozent jährlich, erklärt er.

Mit „Puffer“ meint Zwanecki, dass auf das kalkulierte Sterbedatum noch ein „Sicherheitszuschlag“ aufgeschlagen wird. Für den oben genannten Fall heißt dies: Stirbt der Pensionist nicht wie „geplant“ am 1.Mai, sondern bis 5.Oktober, wird die geplante Rendite trotzdem noch erreicht.

Das klingt alles ziemlich zynisch, aber ein schlechtes Gewissen hat Zwanecki dabei trotzdem nicht. „Das Ganze ist eine Win-Win-Situation“, erklärt er. Das könne man sich so vorstellen: Eine alte Person in den USA hat eine Ablebensversicherung abgeschlossen, die sie auflösen will. Etwa, weil sie sich „noch einen schönen Lebensabend machen will“, sagt Zwanecki. Häufig werden Versicherungen – wie etwa bei den sogenannten „Aids-Polizzen“ – aber auch aufgelöst, weil der Betreffende das Geld für Behandlungskosten benötigt.

Versicherungen als Hauptgewinner

Für die Auflösung verlangen die Versicherungen, bei denen die Polizzen abgeschlossen wurden, allerdings enorme Abschläge. Deshalb wäre es für die Leute finanziell vorteilhafter, die Versicherung an Investoren zu verkaufen. Diese zahlen die Prämien weiter und kassieren, sobald der ehemalige Besitzer der Ablebensversicherung stirbt.

Inline Flex[Faktbox] DAS GESCHÄFT MIT DEM TOD("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2007)

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