Steyr-Mannlicher: Waffenproduktion in den USA?

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Der österreichische Konzern will Einfuhrverbote mit der Herstellung in Amerika umgehen.

Washington. Was dem Mineralölkonzern OMV möglicherweise erst bevorsteht, hat ein anderer österreichischer Konzern bald hinter sich: Nämlich Wirtschaftssanktionen in den USA. Für den Waffenhersteller Steyr-Mannlicher endet das Verkaufsverbot an US-Behörden, das die amerikanische Regierung nach Waffenlieferungen der Firma an den Iran im Jahr 2005 verhängt hatte, Ende dieses Jahres.

Die zweijährigen Sanktionen kamen den oberösterreichischen Konzern teuer zu stehen. „Wir haben Umsatz in Höhe einer sechs- bis siebenstelligen Dollarsumme eingebüßt“, erklärt der Chef der US-Niederlassung „Steyr Arms“, Karl Walter, im Gespräch mit der „Presse“. Der Verkauf von Jagdwaffen, das weitaus größere und profitablere Geschäft in den USA, sei von dem Embargo zwar nicht betroffen gewesen. Das Verkaufsverbot an Bundesbehörden und das Militär habe aber „weh getan“.

Doch auch nach dem Ende des Embargos bleibt die populärste Waffe aus dem Hause Steyr-Mannlicher vom amerikanischen Markt ausgesperrt: Das StG77 bzw. AUG (Armee Universalgewehr). Die Waffe wird von vielen Armeen der Welt eingesetzt, darf aber in den Vereinigten Staaten seit fast zehn Jahren nicht verkauft werden. 1998 erließ der damalige Präsident Bill Clinton ein Importverbot für 58 automatische Waffen aus aller Welt, darunter auch das AUG. Anlass waren mehrere Schießereien mit Sturmgewehren in den USA, meist mit Kalaschnikows. Die Waffen hätten eine große Attraktivität für Kriminelle, hieß es in der Begründung für das Importverbot.

Wird die Waffe allerdings in den USA hergestellt, dann ist sie von dem Verkaufsverbot ausgenommen. Und genau das überlegt man nun bei Steyr-Mannlicher. „Wir prüfen derzeit sorgfältig, ob wir eine Waffenproduktion in den USA aufbauen“, sagt Walter, der seit 2004 die US-Niederlassung leitet und zuvor für Glock-USA arbeitete. Steyr-Waffen hätten in den USA einen hervorragenden Ruf und darunter auch das AUG.

Es genügt freilich nicht, nur die Einzelteile des „Armee Universalgewehrs“ in den USA zusammenzubauen, um dem Verbot zu entkommen. Das ganze Gewehr muss auf amerikanischem Boden gefertigt werden. Befragt, ob man bei Steyr-Mannlicher die Verlagerung der gesamten Armeewaffenproduktion ins amerikanische Ausland überlegt, wiegelt Walter ab: Davon sei keine Rede. In der Vergangenheit hatte die Firma aus Kleinraming wegen der strikten österreichischen Exportgesetze immer wieder Probleme mit Waffenverkäufen.

Wie begehrt das AUG in den vereinigten Staaten tatsächlich ist, erfuhr Steyr-Arms während der Embargo-Zeit. Eine Spezialeinheit der amerikanischen Armee bestellte mehrere Ersatzteile für das Gewehr. „Woher sie die Gewehre haben, wissen wir nicht. Nur der US-Zoll hat bei uns das AUG eingekauft, aber nicht diese Spezialeinheit“, erzählt Walter. Steyr-Mannlicher lieferte die gewünschten Teile auch prompt, bekam sie aber bald wieder zurück, als die Einheit offenbar auf die Sanktionen aufmerksam wurde. „Mit dem Zurückschicken waren sie sehr zuverlässig.“

STURMGEWEHR AUG

Verkaufshit: Das Armee Universalgewehr (AUG) bzw. StG77 ist eines der meistverkauften Sturmgewehre der Welt und wird von Armeen in 16 Ländern der Welt verwendet (darunter Österreich). [Rubra]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2007)

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