USA wollen OMV auf die „schwarze Liste“ setzen

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Die USA drohen der OMV Sanktionen an, falls sie mit dem Iran groß ins Geschäft kommt. Eine Drohung, die keine ist.

Wien. Während die OMV am besten Wege ist, riesige Gasreserven im Iran anzuzapfen, verschärfen die USA die Gangart gegen den heimischen Mineralölkonzern: Die USA stellen klar, dass es Sanktionen geben wird, so der Deal in absehbarer Zeit über die Bühne geht. Das haben hochrangige US-Regierungsvertreter am Mittwoch vor Journalisten in Wien bestätigt.

Das Ziel der USA ist dabei weniger das Scheitern des Deals, als vielmehr das Erreichen einer Verhandlungspause. Die USA stoßen sich nämlich vor allem am „Timing“. Wie berichtet hat sich die OMV im April mit der Regierung des „Gottesstaates“ auf eine weit reichende Absichtserklärung verständigt. Derzufolge soll die staatliche Ölgesellschaft des Iran gemeinsam mit der OMV das größte Gasfeld im Iran erschließen. Es wäre das mit Abstand größte Gasgeschäft, das je ein westliches Unternehmen mit dem Iran abgeschlossen hat.

Dass dieses Geschäft weit mehr als nur ein Geschäft ist, zeigten die euphorischen Reaktionen im Iran. Die Österreicher wurden in Teheran im April wie Helden gefeiert. Die Propagandamaschinerie der iranischen Regierung verstand es blendend, das Gasgeschäft groß in Szene zu setzen: Der ob seines Atomprogramms weltweit geächtete Iran konnte plötzlich mit einem seriösen westlichen Partner aufwarten. Mitten in einer Phase, in der die internationale Gemeinschaft den Iran weitgehend isoliert hat und über verschärfte wirtschaftliche Sanktionen berät, um den Iran doch noch zum Einlenken zu bewegen.

USA: Kaum Druckmittel

Für die börsenotierte OMV sind derartige politische Überlegungen zweitrangig. Aus Sicht der US-Regierung ist jedoch ein Geschäft mit dem Iran zum aktuellen Zeitpunkt höchst kritisch zu beurteilen: Präsident Mahmoud Ahmadinejad stehe nicht nur im Verdacht, an der Atombombe basteln zu lassen, er unterstütze auch den internationalen Terror und droht offen mit der Auslöschung Israels.

Argumente, die bei der österreichischen Bundesregierung bisher wenig Eindruck hinterließen. Im Gegenteil. Außenministerin Ursula Plassnik stellte sich zusammen mit Politikern aller Couleurs demonstrativ hinter die OMV: Österreich sei nicht der 51. Bundesstaat der USA, der Deal mit dem Iran erhöhe die Versorgungssicherheit Österreichs mit Erdgas.

Vertreter der US-Regierung werden in den kommenden Wochen die Gespräche mit ihren Pendants in Wien sowie der OMV-Führung intensivieren. Dabei dürfte vor allem die österreichische Regierung erster Ansprechpartner sein. Immerhin hat die Republik über die Verstaatlichtenholding ÖIAG maßgeblichen Einfluss auf die Geschäftspolitik der OMV. Die ÖIAG hält knapp 30 Prozent am Mineralölkonzern und könnte theoretisch das geplante Gasgeschäft blockieren.

OMV: Eine Frage des guten Rufs

Dazu wird es nicht kommen. Nicht zuletzt, weil die Androhung von Sanktionen die OMV wenig schrecken wird: Der Ölkonzern geht in den USA keinen Geschäften nach. Zudem brauchen die USA die Österreicher in einer anderen Sache: Die OMV ist einer der zentralen Betreiber des Nabucco-Projekts. Mit dieser Pipeline soll Erdgas aus der Region am Kaspischen Meer nach Europa gelangen, um so die Dominanz Russlands im europäischen Gasgeschäft zu brechen. Und das ist ganz im Interesse der USA.

Würde die OMV nun von den USA auf die „schwarze Liste“ gesetzt werden, wäre das der Reputation des Konzerns freilich nicht förderlich. Die Wahl zwischen einer graduellen Verschlechterung des internationalen Ansehens und des größten Gasgeschäftes in der Unternehmensgeschichte wird der OMV vermutlich nicht sonderlich schwer fallen.

Das weiß auch die US-Regierung, der es auch in erster Linie um die Symbolik gehen dürfte: Sie will sich auf keinen Fall vorwerfen lassen, nichts unternommen zu haben, wenn der neue Geschäftspartner der OMV plötzlich Atomwaffen in der Hand halten sollte.

VERSCHÄRFTER DRUCK

Sanktionen. Die USAstellen der OMV Sanktionen in Aussicht, falls das riesige Gasgeschäft mit dem Iran zustande komme. Der Deal stärke nämlich den Iran politisch massiv. Und das mitten in einer Phase, in der die internationale Gemeinschaft den Iran mit Druck zur Aufgabe des Atomprogramms bewegen will. Die USA fordern von der OMV eine Verhandlungspause.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2007)

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