Pussy Riot
''Mutter Gottes, Jungfrau, verjage Putin''

Mit einem "Punk Gebet" in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale erlangte die Punkband Pussy Riot im Februar 2012 erstmals weltweite Aufmerksamkeit. Der russische Ableger der "Riot Grrrl"-Bewegung bekam wegen der politischen Aktion ("Mutter Gottes, Jungfrau, verjage Putin") den Zorn des Präsidenten zu spüren:
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Die drei Frauen wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Das gerichtliche Urteil wurde international scharf kritisiert (im Bild: Protest in Nordirland). Auch Popgrößen wie Paul McCartney baten öffentlich um die Freilassung der Frauen.Das alles hindert die mit Sturmhauben maskierten Pussy Riot aber nicht, weiter Kritik am System in Russland zu üben:
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In ihrem neuen Lied "Kak w krasnoi tjurmje" (Wie im roten Gefängnis) werfen sie dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und den staatlichen Rohstoffkonzernen Diebstahl vor.
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Der Präsident und seine Freunde würden den immensen Gewinn aus Öl- und Gasgeschäften unterschlagen, schrieb die kremlkritische Frauenband kürzlich auf ihrer Internetseite.
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Wladimir Putin wird mit einem iranischen Ayatollah verglichen, auch sein Freund Gérard Depardieu, der vor einiger Zeit die russische Staatsbürgerschaft angenommen hat, kommt im Song nicht gut weg.
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Die mittlerweile aus dem Straflager entlassene Pussy Riot-Aktivistin Nadeschda Tolokonnikowa soll an dem Lied mitgearbeitet haben. Das Video zum Song wurde zunächst auf der Website der Band veröffentlicht.
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Mittlerweile ist er auch auf der Videoplattform Youtube zu sehen.Es folgt ein Rückblick auf den international kritisierten Prozess:
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Die Hauptverhandlung gegen drei Musikerinnen der regierungskritischen, feministischen Gruppe begann Ende Juli 2012:
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Den seit März inhaftierten Sängerinnen Nadeschda Tolokonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Marina Alechina wurde Rowdytum und Blasphemie vorgeworfen. Ihnen drohten sieben Jahre Gefängnis, im August wurden die Frauen schlussendlich zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Die Strafe Samuzewitschs wurde später in eine Bewährungsstrafe umgewandelt.
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Die maskierten Musikerinnen hatten im Februar 2012 in der Moskauer Erlöserkathedrale dafür gebetet, dass Russland von dem damaligen Premier und jetzigen Präsidenten Vladimir Putin erlöst werden möge.
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"Mutter Gottes, du Jungfrau, vertreibe Putin! Vertreibe Putin, vertreibe Putin! Schwarzer Priesterrock, goldene Schulterklappen - alle Pfarrkinder kriechen zur Verbeugung. Das Gespenst der Freiheit im Himmel. Homosexuelle werden in Ketten nach Sibirien geschickt. Der KGB-Chef ist euer oberster Heiliger. Er steckt die Demonstranten ins Gefängnis. Um den Heiligsten nicht zu betrüben, müssen Frauen gebären und lieben. Göttlicher Dreck, Dreck, Dreck! Göttlicher Dreck, Dreck, Dreck!"
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"Mutter Gottes, du Jungfrau, werde Feministin, werde Feministin, werde Feministin! Kirchlicher Lobgesang für die verfaulten Führer - Kreuzzug aus schwarzen Limousinen. In die Schule kommt der Pfarrer. Geh zum Unterricht - bring ihm Geld. Der Patriarch glaubt an Putin. Besser sollte er, der Hund, an Gott glauben. Der Gürtel der Seligen Jungfrau ersetzt keine Demonstrationen - die Jungfrau Maria ist bei den Protesten mit uns! Mutter Gottes, du Jungfrau, vertreibe Putin! Vertreibe Putin, vertreibe Putin!"
(c) Dapd (Sergey Ponomarev)

Pussy Riot wurde Rowdytum zur Last gelegt, behandelt wurden sie aber wie Gewaltverbrecher. Nicht nur, dass sie ein halbes Jahr ohne Urteilsspruch im Gefängnis saßen, Mitte Juli wurde die Untersuchungshaft bis Januar 2013 verlängert.
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Die Frauen im Alter zwischen 22 und 29 Jahren wurden beim Prozessauftakt am 30. Juli im selben Gerichtssaal vorgeführt, in dem auch die Verhandlung gegen den Putin-Kritiker Michail Chodorkowski stattfand.
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Zum Prozessauftakt erklärten die drei angeklagten Frauen ihre Unschuld. Sie äußerten aber zugleich Bedauern, falls ihr in einer orthodoxen Kirche aufgeführtes "Punk-Gebet" gegen den damaligen Premier und heutigen Präsidenten Putin Gläubige verletzt habe.
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Die in Boxen aus Plexiglas eingesperrten Aktivistinnen erklärten, sie hätten auf die autoritäre und anti-feministische Politik Putins aufmerksam machen wollen. Außerdem wollten sie die enge Verzahnung von Staat und Kirche vor der letzten Präsidentenwahl am 4. März kritisieren.
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Obwohl zwei der Inhaftierten Mütter von Kleinkindern sind, ließ sich die Kirche nicht erweichen. Russlands Orthodoxe Kirche spielt in dem Verfahren die Rolle des Anklägers, ganz im Sinne des Regimes.
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Menschenrechtler kritisierten das Verfahren von Beginn an als politischen "Schauprozess" zur Einschüchterung der Opposition.
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International hagelte es Kritik gegen das harte Vorgehen, weltweit gab es Proteste.
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Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew wies jede Kritik zurück: "Das Gericht muss eben feststellen, ob diese strafbaren Handlungen vorliegen oder nicht." Liege eine solche nach Ansicht des Gerichts nicht vor, so "haben die Teilnehmerinnen der bekannten Aktion Glück: Sie wurden berühmt, müssen aber keine Verantwortung tragen."
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Bekannte Musiker wie Madonna, Paul McCartney, Mike Patton von Faith nor More (im Bild), Sting und die Red Hot Chili Peppers solidarisierten sich mit der Band und fordern bei Auftritten "Freiheit für Pussy Riot". In Berlin gaben am 31. Juli die US-Band Anti-Flag sowie deutsche Gruppen ein Benefizkonzert für die drei jungen Frauen.
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In St. Petersburg protestierte der Aktionskünstler Pjotr Pawlenski mit zugenähtem Mund und dem Schild "Pussy Riot hat wie Jesus den Tempel gereinigt" vor einer Kathedrale. Er wurde festgenommen.
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Die Zeitung "Moskowski Komsomolets" veröffentlichte einen offenen Brief hunderter namhafte russische Künstler, die die Freilassung der drei Musikerinnen fordern. Im Bild: Die russische Regisseurin Olga Darfy beim 34. Moskauer Filmfestival "Oktyabr".
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Am 17. August wurde das Maß der Haftstrafe ausgesprochen. Richterin Marina Syrowa, die wegen Drohungen von Leibwächtern begleitet wurde, sprach die drei Mitglieder von Pussy Riot schuldig.
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Nadeschda Tolokonnikowa, Maria Alechina und Jekaterina Samuzewitsch, wurden wegen "Rowdytums" und "Anstiftung zu religiösem Hass" zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft drei Jahre Haft beantragt, Präsident Wladimir Putin sprach sich für ein mildes Strafmaß aus.
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Der offizielle Einspruch wurde einige Tage nach der Urteilsverkündung von Wioletta Wolkowa, der Verteidigering der jungen Frauen, eingereicht. Der Prozess wurde wegen Unklarheiten um den Rechtsbeistand von Jekaterina Samuzewitsch vertagt.
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Am 10. Oktober kippte ein Berufungsgericht in Moskau dann die Haftstrafe für eine der drei Frauen der Moskauer Punkband Pussy Riot und wandelte sie in eine Bewährungsstrafe um. Die 30-jährige Jekaterina Samuzewitsch kam damit frei. Die zwei weiteren saßen bis zur Amnestie Putins noch bis 23. Dezember 2013 in Haft.
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