Thomas Klein: Die Marketing-Coups des Mr. Almdudler

Thomas Klein
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Thomas Klein verpasste dem Traditionsbetrieb aus Wien einen genialen, auch international wirksamen Werbeslogan, und bis heute ein weltoffenes Image.

Wien. Thomas Klein legt sich nicht gern fest. Im Laufe der Zeit habe er erkannt, dass das Leben nicht nur aus „Entweder-oder“, sondern aus „Sowohl-als-auch“ bestehe. Und so ist der bekennende Homosexuelle bis heute mit seiner Ehefrau, die ihm drei Kinder geschenkt hat, verheiratet und in regem Kontakt. Der Familienvater, der eine gute Beziehung zu seinen Sprösslingen pflegt, greift für den „Trachtenpärchenball“ im Rathaus auch gern mal zu rotem Lippenstift und schrillen Outfits. Und nebenbei steckt im Sohn des Almdudler-Gründers Erwin Klein auch ein guter Wirtschaftsboss.

Als Kleins Vater, der es geschafft hat, mit Almdudler ein „Nationalgetränk“ für die Österreicher und einen Gegenpol zu Coca-Cola zu kreieren, 1983 Suizid verübte, dachte der US-Getränkeriese wohl, es sei ein Leichtes, dem neuen Firmenchef mit zarten 20 Jahren die Unterschrift für den Verkauf der Traditionsfirma abzujagen.
„Wir waren eine Zeit lang in Verhandlungen über einen Verkauf“, sagte Klein, der die Interessen der Eigentümerfamilie heute als Aufsichtsratsvorsitzender vertritt. „Es ging aber mehr darum, den Marktwert von Almdudler zu testen.“ Verkauft hat die Eigentümerfamilie bis heute nicht.

David siegte gegen Goliath Coca-Cola


Mit Coca-Cola hat sich das Wiener Unternehmen, das das Dachgeschoß  der Zentrale in Döbling als Almhütte ausgestaltet hat, dennoch arrangiert: Die Jahre andauernder Verhandlungen von Thomas Klein und dessen Onkel Harald Messner führten dazu, dass der US-Konzern die eigene Kräuterlimonade vom Markt nahm und als einer der größten Lizenznehmer begann, Almdudler abzufüllen. In der Ära seines Vaters wäre dies undenkbar gewesen: Klein senior soll begonnen haben, auf einen Kühlschrank einzuschlagen, als er eine Flasche des verhassten Getränks im eigenen Haus fand. „Der Betrieb meines Vaters (ursprünglich eine Sodawasserfabrik, Anm.) hat bis 1980 hervorragend funktioniert“, sagt Klein. Dann schlitterte er in eine Krise. Kleins Vater war an Depression erkrankt – ein Schicksal, das auch Klein junior Jahre später ereilen sollte – und kümmerte sich intensiver um seine zweite Leidenschaft, die Schauspielerei. Die Marke verstaubte. Erst Klein junior drehte das Image. 1986 entstand der Slogan „Wenn die kan Almdudler hab'n, geh i wieder ham“, der die Werbung bis heute prägt.

Drei Jahre später ist das Unternehmen in der Gewinnzone: „Seit 1986 haben wir jedes Jahr Gewinne geschrieben“, sagt Klein. Auch nach der Jahrtausendwende, als die Wellnessdrinks „Pro Ego“ und Almdudler Sport nicht den erhofften Erfolg brachten. Als einer der wenigen österreichischen Markenartikelhersteller gelang es Almdudler, sich mit Werbung neu zu erfinden und trotzdem unverkennbar zu bleiben. Es ist ein Spagat zwischen Tradition und der „augenzwinkernden“ Betrachtung eben dieser, wie Gerhard Schilling, Geschäftsführer des Unternehmens mit 50 Mitarbeitern, sagt. 99 Prozent der Österreicher kennen die Marke Almdudler. Thomas Klein hat sich 2004 aus der Geschäftsführung zurückgezogen, prägt Almdudler aber mit: „Wir sprechen fast über alles“, sagt er über Geschäftsführer Schilling.

Zur Person

Thomas Klein, Sohn von Almdudler-Gründer Erwin Klein, wurde 1963 geboren. Eigentlich strebte er eine Karriere als Schauspieler an. Mit dem Tod seines Vaters 1983 musste er jedoch als 20-Jähriger den Familienbetrieb übernehmen. Er zog Almdudler aus den roten Zahlen und begann in zeitgemäßes Marketing zu investieren. 2004 zog er sich als Geschäftsführer zurück und ist seither Vorsitzender des Aufsichtsrates.


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