Stefan Pierer

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Vor 20 Jahren war KTM pleite – Stefan Pierer hat den Motorradproduzenten zur Nummer zwei in Europa gemacht.

Der Mann ist immer in Bewegung. Möglichst schnell, wenn's geht. Auf zwei Rädern ist das allerdings nur selten der Fall – und wenn, dann tobt sich Stefan Pierer mit einer der orangen Geländemaschinen abseits der Straße aus. Viel öfter sitzt der Mann, der den Motorradproduzenten KTM zur Nummer eins in Europa machen möchte und mit diesem Ansinnen BMW herausfordert, im Flugzeug.
Hat Pierer doch vor fünf Jahren die Zeichen der Zeit erkannt und mit Bajaj einen der größten indischen Automobil- und Zweiradhersteller auf den Sozius geholt. Damit machte KTM Schlagzeilen – einmal nicht wie üblich auf den Sportseiten, sondern in der Wirtschaftsberichterstattung: Nicht ein Europäer expandierte nach Asien, sondern ein Unternehmen aus einem Schwellenland kaufte sich in Europa ein. Bajaj hält rund 47 Prozent an KTM – und so soll es auch bleiben. Denn die Mehrheit hat Pierer, der nach Rückzug seines langjährigen Partners Rudolf Knünz das Steuer allein in der Hand hat.
Die Sorge, dass die Zweiradschmiede nach 20 Jahren Aufbauarbeit komplett in ausländische Hände geraten könnte, teilt der 56-Jährige nicht. „Das ist eine klassische Win-win-Situation“, sagte er kürzlich. „Wir erhalten neue Kunden und Bajaj ist mit uns in der Lage, Technologie anzubieten, die mit den Japanern konkurrenzfähig ist.“ Das heißt, am Firmenstandort im oberösterreichischen Mattighofen wird entwickelt und designt, und in Indien wird produziert. Derzeit sind das nur kleine Modelle mit 125 und 200 Kubikzentimeter Hubraum. Die großen Brummer werden auch künftig in Österreich produziert.

Asien, Australien und die USA

Aber nicht nur Indien ist ein häufiges Reiseziel Pierers. Der umtriebige Unternehmer ortet auch Chancen in anderen Schwellenländern wie Indonesien, Thailand und den Philippinen. Denn das Auto werde noch viele Jahre nicht jeden Haushalt zieren, ist Pierer überzeugt. Außerdem sind die USA und Australien nach wie vor starke Märkte. Mit dem Hunger nach einem fahrbaren Untersatz in diesen Regionen kann KTM die Rückgänge in Europa mehr als wettmachen. Schon die Wirtschaftskrise 2008/09 hat gerade in den bis dato starken Absatzmärkten Spanien und Italien eine dicke Bremsspur hinterlassen. Global hat sich der Motorradmarkt in den vergangenen vier Jahren halbiert. Das Wachstum, das KTM heuer mit 2000 Mitarbeitern, einem Absatz von 100.000 Stück und einem Umsatz von rund 600 Mio. Euro anpeilt, geht vorrangig auf das Konto Asiens.
Von solchen Zahlen war vor 20 Jahren nicht einmal im Traum die Rede. 1991 gab es nur rote Zahlen – die von den Ingenieuren Kronreif und Trunkenpolz in den 50er-Jahren gegründete Motorrad- und Fahrradschmiede war pleite und wurde von den Banken filetiert (die Fahrradproduktion verkauft). Das reizte Pierer, der knapp zuvor mit Knünz die Cross Holding als Beteiligungsvehikel gegründet hatte. Unternehmen in Schieflage sanieren und weiterentwickeln – das war das Ziel des Steirers, der in Leoben Montanistik studiert hat. Das „Handwerk“ hatte er bei seinem ersten Arbeitgeber gelernt, dem Heizkesselhersteller Hoval. Dort war der Sanierer Walter Huber sein Chef. Knünz war Finanzberater.
KTM wurde ihr Meisterstück. Die Durststrecke dauerte drei Jahre, dann zeigten sich die ersten Früchte der harten Arbeit. 1995 wurde KTM an die Börse gebracht. 2000 wurde ein Fonds hereingenommen, trotz guter Entwicklung der Aktie kam der Rückzug von der Börse. Es war nicht für immer, denn 2004 kaufte die Cross den Investor wieder aus und KTM war zurück an der Börse.
Nicht alles gelang auf Wunsch: Das erste KTM-Auto, der Sportwagen X-Bow, wurde 2007 vorgestellt – just vor der Krise. Für Pierer, der sich im Laufe der Jahre auch bei Pankl Racing, Austria Email und Eternit beteiligte, ist es dennoch kein Flop. Die Erfahrungen mit neuen Materialien machen die geringen Verkaufszahlen wett.


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