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Wie geht es dem Industriestandort Österreich?

Reguliert sich Europa in Richtung Stillstand oder vertreiben die hohen Energiekosten die Industrie? Die Spitzen der Industriellenvereinigung Oberösterreich diskutierten über die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Österreich.

Diskussionsleiter Gerhard Hofer, stellvertretender Chefredakteur „Die Presse“, stellt eine Schweizer Studie an den Beginn der Expertenrunde: Eine Analyse zum Thema Wettbewerbsfähigkeit Österreichs kommt zum Ergebnis, Österreich verdiene einen soliden Dreier – das bedeute, dass zu wenig getan wird, um im internationalen Wettbewerb, bei unternehmerischen Innovationen und beim Wohlstand zu reüssieren.

Starke Regulierung und schleichende De-Industrialisierung

„In anderen Weltregionen wie Amerika, Indien oder China gibt es Anreizsysteme, um Innovation und unternehmerische Aktivitäten voranzutreiben. Wir in Europa regulieren uns aber zum Stillstand“, erklärt Stefan Pierer, CEO der Pierer Mobility AG und Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich. Die letzte Ausgeburt dieser Tätigkeiten sei das Lieferkettengesetz. „Es gibt auch hausgemachte Gründe wie hohe Lohnabschlüsse. Aus solchen Sekundäreffekten stammen 50 Prozent unserer Inflation“, so Pierer. Von einer schleichenden De-Industrialisierung spricht Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich. Grund dafür seien die, im Vergleich zu den USA oder Asien, hohen Energiekosten. „Energieintensive Branchen investieren verstärkt außerhalb Österreichs und Europas. Dieser Prozess ist im Gang, während in den USA, auch mit europäischem Knowhow, massiv re-industrialisiert wird. Es wird automatisiert und digitalisiert“, so Haindl-Grutsch.

Versagen der Energiepolitik

Für Peter Mitterbauer, CEO der Miba AG und Präsident der Industriellenvereinigung Österreich, ist das Thema Energie ein zentrales und die Zukunft liegt in diversifizierten Energiequellen, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren. Von dem Ideal, dass Österreich energieautark werden könne, müsse man sich verabschieden: „Das wird nie gelingen.“ Auf dem Weg zu erneuerbaren Energien könnte es zu neuen Abhängigkeiten kommen, denn Komponenten für Solar- und Windenergie stammen hauptsächlich aus China. Thomas Bründl, Geschäftsführer der starlim-sterner Gruppe und Vizepräsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich, sieht diese Gefahr als durchaus real: „Man muss sich nur die Rohstoffe dahinter ansehen. Die Materialien zur Herstellung von Solarpanels, wie Polysilizium, kommen zum Großteil aus China.“

Mit Hoffnung in die Zukunft

Doch die Situation ist nicht gänzlich aussichtslos – darin sind sich die Experten einig. Als Unternehmer blicke man nie zurück, meint Stefan Pierer. „Denn sonst wird man überholt.“ Und diesen Blick nach vorne gilt es auch den Mitarbeitern zu vermitteln, wirft Thomas Bründl ein. Nur damit bleibe die Innovationskraft bestehen. Peter Mitterbauer ist ebenfalls positiv gestimmt: „Wir haben innovative Mitarbeiter, die einen Hausverstand haben und Probleme lösen können. Das ist die Basis für die Zukunft.“ Dennoch ortet er Veränderungsbedarf. Eine der Lösungen, meint er, sei, dass den Menschen mehr netto vom brutto bleibe. „Zudem müssen jene Regulierungen und Rahmenbedingungen, die zum Großteil von der EU vorgegeben werden, den Industriellen Platz zum Atmen und Tun lassen.“ Für Joachim Haindl-Grutsch ist die Forschungsförderung in Österreich ein Lichtblick bei der Wettbewerbsfähigkeit: „Die Forschungsprämie und die Förderung von F&E-Projekten sind herausragend und das führt dazu, dass auch F&E aus dem Ausland nach Österreich kommt. Das muss weiter forciert werden.“

Zu den Gesprächsteilnehmern

Stefan Pierer ist CEO der Pierer Mobility AG und Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich

Peter Mitterbauer ist CEO der Miba AG und Vizepräsident der IV Österreich

Thomas Bründl ist Geschäftsführer der starlim-sterner Gruppe und Vizepräsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich

Joachim Haindl-Grutsch ist Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich

Das Branchengespräch fand auf Einladung „Die Presse“ statt und wurde finanziell durch die Industriellenvereinigung Österreich unterstützt.


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