Architektur und Design

Baudenkmal wie aus dem Film: Haus Dellacher in Oberwart

<strong>Von außen erscheint das Haus Dellacher </strong>archaisch behäbig, innen erweist es sich aber als erstaunlich wohnlich.
Von außen erscheint das Haus Dellacher archaisch behäbig, innen erweist es sich aber als erstaunlich wohnlich.Foto: Torviswald Kronstecker
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Die Skizzen wurden seinerzeit über den Atlantik geschickt, weil Architekt Raimund Abraham in New York lebte. Nach dem Tod des Eigentümers geriet das Haus Dellacher im burgenländischen Oberwart in Vergessenheit. Nun steht es frisch saniert offen für Besichtigungen – und Übernachtungen.

Raimund Abraham (1933 bis 2010) war ein Architekt mit Charisma. Er baute wenig, zeichnete, dachte und lehrte viel. Zeitlebens vom Nimbus des Genies umgeben, zählte er zur künstlerischen Avantgarde seiner Zeit. Abraham begriff Architektur als Symbiose aus Ideal und Methode. Seine Architektur sollte die Essenz des Daseins in Raum, Zeit und Landschaft fassen. Diesen Anspruch konnte er im Haus Dellacher quasi prototypisch realisieren, weil er auf einen Bauherrn traf, der „die Sensibilität mit seinem Architekten teilte“.

Der Fotograf Max Dellacher war nicht ganz so charismatisch wie Abraham, aber immerhin in Italiens Hollywood, der Cinecittà, tätig. Das Buch „Le Fontane di Roma“ von Cesare d’Onofrio mit seinen kunstvollen Schwarz-Weiß-Fotos war ein Riesenerfolg und ist heute vergriffen. Abraham und Dellacher verbanden ihr Geburtsort Lienz und eine alte Freundschaft. Dellachers Frau Gisela, geborene Blasy, stammte aus dem Burgenland. So verschlug es den italophilen Fotografen ins beschauliche Oberwart, um das örtliche Fotoatelier zu übernehmen. Um 1963 bat Abraham um eine Skizze für sein Haus.

<strong>Einbauschränke und Lampen </strong>entwarf der Fotograf Max Dellacher selbst.
Einbauschränke und Lampen entwarf der Fotograf Max Dellacher selbst. Foto: Torviswald Kronstecker

Drehknöpfe wie in den USA

„Jede architektonische Schöpfung ist ein Zusammenstoß mit dem jeweiligen Ort“, so Abraham. Das Grundstück wurde sehr bewusst gewählt. Keine vier Kilometer westlich von Oberwart steht nun am Rand eines Wäldchens das Haus Dellacher auf einem leichten Hügel zwischen zwei Feldern. Die Nähe der Grazerstraße B50 ist eine Konzession an das Automobil. Das Haus zelebriert den Ort: Man nähert sich ihm von Osten, schreitet einige Stufen auf den Eingang an der rückwärtigen Nordseite zu, hinter dem sich die runde Mauer der Wendeltreppe aus der Wand drückt, ein Flachdach verbindet sie mit der Garage, es bildet sich eine Art Portal. Im Süden führt eine ausladende Freitreppe auf die Terrasse. Abraham plante sie einseitig, Dellacher ordnete auf der Baustelle zwei palladinisch symmetrische Treppenläufe an. Im Osten bindet ein Weg, der von einer nischenbildenden Mauer gefasst wird, Sonnendeck und Pool an, davor stehen Essigbäume.


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