Vermeintlich sichere Anleihen sind teuer

Vermeintlich sichere Anleihen sind
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Nicht einmal große Konzerne wie die Salzburger Alpine sind vor Insolvenzen gefeit. Was bedeutet das für Anleger, die auf Unternehmensanleihen setzen? Eine Spurensuche auf dem österreichischen Anleihemarkt.

Wien/Ker. Wenn ein Baukonzern wie die Alpine vor einer Pleite zu stehen droht, zittern viele: 7500Mitarbeiter in Österreich um ihren Job, Banken um aushaftende Kredite und viele Privatanleger um ihr Erspartes. Die Alpine hat sich nämlich über Anleihen fast 300Mio. Euro von Anlegern geholt. Im schlimmsten Fall bekommen Letztere ihr Geld nicht zurück. So schlimm wird es zumindest kurzfristig nicht kommen. Die Gläubigerbanken haben dem Salzburger Konzern 200 Mio. Euro an Schulden erlassen. Damit ist die Alpine vorerst gerettet. Aber der Schuldennachlass ist nur eine Voraussetzung für die Sanierung. Ob sie klappt, steht in den Sternen.

Daran sieht man wieder: Zinsen gibt es nicht ohne Risiko. Selbst große Firmen sind vor Insolvenzgefahren nicht gefeit. Was heißt das für die Anleger? Wer Sicherheit sucht, findet sie in breit aufgestellten, renommierten Firmen. Dazu zählt der globale Stahlkonzern Voestalpine. Dass so ein Unternehmen seine Schulden nicht mehr bedienen kann, ist nie ausgeschlossen, derzeit aber sehr unwahrscheinlich. Dementsprechend gering sind die Renditen.

Große Unterschiede in Baubranche

Zwar zahlt die Voestalpine für eine Anleihe, die noch fünf Jahre läuft (ISIN: AT0000A0MS58), einen jährlichen Zinssatz von 4,75Prozent. Doch der hohe Kaufpreis von fast 110 Prozent (der Nominale) drückt die Rendite nach unten. Wenn der Anleger heute Anleihen im Wert von 3000 Euro kauft, erzielt er bis zum Ende der Laufzeit – unter Berücksichtigung aller Steuern und Kosten und des erhöhten Kaufpreises – eine Rendite von knapp über einem Prozent jährlich. Damit kann er die Inflation nicht abdecken. Was bleibt, ist die Suche nach höheren Zinsen. Und daher nach höherem Risiko.

Das findet man in der Baubranche, einem Sektor, der extrem stark von der Konjunktur abhängt. Daher bekommt man eine Anleihe vom Baukonzern Porr derzeit relativ billig. Und zwar zu einem Kurs, der nur knapp über dem Nennwert liegt (AT0000A0KJK9). Der jährliche Zins macht allerdings fünf Prozent aus. Und die Anleihe läuft nur mehr knapp zweieinhalb Jahre. Wenn der Anleger heute einsteigt, erzielt er eine Nettorendite von rund drei Prozent (nach Kosten und Steuern, Stückzins berücksichtigt). Damit hat er gute Chancen, die Kaufkraft des eingesetzten Geldes zu erhalten. Aber er geht das Risiko einer Branche ein, die zuletzt hart zu kämpfen hatte.

Auch die Strabag ist eine Baufirma, doch ihre Anleihen sind teurer. Für ein Schuldpapier, das noch über fünf Jahre läuft und 4,75 Prozent p.a. abwirft (AT0000A0PHV9), muss man– je nach Handelsplatz– über 108 Prozent des Nennwerts hinblättern. Wenn der Anleger Anleihen im Wert von 3000 Euro kauft, berappt er rund 3240 Euro, am Ende bekommt er aber nur die 3000 Euro getilgt. Im hohen Preis ist die vermeintliche Sicherheit eines der größten Baukonzerne Europas inbegriffen. Der Anleihe-Inhaber erzielt nach Kosten und Steuern jährlich 1,5 Prozent.

Wirklich hohe Zinsen gibt es für sogenannte „Junk-Bonds“. Damit sind wenig etablierte Betriebe in unsicheren Geschäftsfeldern gemeint. Oder Firmen, denen eine schlechte Bonität beschieden wird (obwohl sie interessante Geschäftsmodelle haben können). An der Wiener Börse zählt dazu das deutsche Recyclingunternehmen Scholz. Die Anleihe (AT0000A0U9J2) mit einer Restlaufzeit von vier Jahren wirft einen jährlichen Zinssatz von 8,5 Prozent ab. Nachteil: Es sind schon viele auf das Papier aufmerksam geworden. Der Kurs liegt deutlich über dem Nennwert. Zahlt sich ein Investment aus? Die jährliche Nettorendite beträgt knapp 3,2 Prozent. Wenn man der Firma vertraut, ist die Anleihe ein interessantes Instrument, um die Niedrigzinsphase zu überstehen.

Auf einen Blick

Vor Insolvenzgefahr sind auch große Unternehmen nicht gefeit, wie das Beispiel der Alpine zeigt. Wer auf Unternehmensanleihen setzt, geht automatisch ein Risiko ein. Bei (vermeintlich) sicheren Firmen wie der Voestalpine erleidet ein Anleger aber reale Verluste. Höhere Zinsen gibt es für „High-Yield-Bonds“. Dazu zählt die Anleihe der Recyclingfirma Scholz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2013)


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