Wie wird sich das neue Studierendenparlament zusammensetzen? Das war die große Frage im Hauptquartier der ÖH in der Taubstummengasse. Spitzenkandidaten sämtlicher Fraktionen waren versammelt. Dabei gab es Jubel - und manche lange Gesichter.VON BERNADETTE BAYRHAMMER
Lautstark fiel der Jubel der grünen und alternativen Studenten aus (im Bild: Janine Wulz und Marie Fleischhacker), die angesichts des Debakels um das Café Rosa um Stimmen bangen mussten, als sie das Ergebnis der Uni Salzburg erfuhren. An der Uni Wien indes verloren sie an die neun Prozent.
Eigentlich wenig zu lachen hatte RFS-Spitzenkandidat Alexander Schierhuber: Seine Fraktion verlor massiv an Stimmen. Sogar an der Montanuni Leoben verlor der RFS acht Prozentpunkte - er hält nun bei rund 13 Prozent. "Das war schon ein Schock", so der Spitzenkandidat.
Großer - zumindest vorläufiger - Sieger: Die Fachschaftslisten. An der Med-Uni Wien stießen sie die ÖVP-nahe AG vom Thron - und schafften beim ersten Antritt über 40 Prozent der Stimmen. Im Bild Noch-ÖH-Chef Martin Schott. Sein Ziel: "Näher an die AG heranzukommen - oder sie sogar zu übertreffen."
Das haben sie nicht geschafft. Auch, wenn Florian Lerchbammer, dem Spitzenkandidaten der Aktionsgemeinschaft, die ersten Ergebnisse Sorgen machten. An der Med-Uni Wien verlor die AG fast die Hälfte ihrer Stimmen. Bundesweit hält sie aber trotz Verlusten Platz eins.
Warten hieß es zu Beginn auch für die roten Studierenden des Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ). Spitzenkandidatin Julia Freidl hatte an der Uni Wien bis zur letzten Minute vor Wahlschluss um Stimmen gekämpft.
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Das zahlte sich aus: Der VSStÖ eroberte die größte Uni des Landes - wenn auch mit kleineren Verlusten. "Two more years, two more years", riefen die Funktionäre. Offenbar konnten sie das Debakel um das Café Rosa auf die Gras abwälzen.
Ihre ehemaligen grün-alternativen Kollegen besuchte am Abend übrigens auch Ex-ÖH-Chefin Sigi Maurer, die im Herbst für die Grünen in den Nationalrat einziehen wird und voraussichtlich Wissenschaftssprecherin werden wird.
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Für die Uni-Piraten galt es vor allem: abwarten. Die Frage: Schaffen sie, die heuer zum ersten Mal bundesweit antreten, ein Mandat in der Bundesvertretung? Gegen Ende des Abends war klar: Ja, die Piraten haben ein Mandat gemacht.
Sie gehören damit - wie auch die Fest (im Bild mit Spitzenkandidatin Anna Lena Bankel) zu den Gewinnern der Wahl. Die Fest, die heuer erstmals auch an den Unis antrat, konnte sich an der Uni Wien auf Anhieb ein Mandat für die Bundes-ÖH sichern.
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Den jungen Liberalen war alsbald recht mulmig zumute. Nach dem überraschenden Erfolg von Spitzenkandidatin Claudia Gamon vor zwei Jahren ist die ÖH-Wahl die Nagelprobe - und außerdem eine Testwahl für den Nationalrat, wo die JuLis die Neos unterstützen.
A propos JuLis: Prominentester Gast in der ÖH-Zentrale war Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP), der kürzlich sagte, er würde die Jungen Liberalen wählen. Er absolvierte wie vor zwei Jahren einen Besuch in der ÖH.
Sein großer Wunsch - dass sich die Wahlbeteiligung erhöhe - sollte allerdings nicht in Erfüllung gehen. Die Beteiligung bewegte sich auf einem ähnlich geringen Niveau wie vor zwei Jahren. Das sei "mehr als ein Wermutstropfen".
Von einer von der linken ÖH-Spitze seit Jahren propagierten Reform des komplizierten Wahlsystems erwartet er sich keine wesentliche Verbesserung, immerhin sei die Wahlbeteiligung auch zu Zeiten der Direktwahl nicht höher gewesen.
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Der ÖH-Wahlabend in Bildern
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