Nachrichten Meinung Magazin
Wegretuschiert und fortgezoomt

Wenn der Onkel des Diktators plötzlich fehlt

Nordkoreas Diktator Kim III. ließ seinen entmachteten Onkel bereits aus einem Propagandafilm retouschieren. Für solche Regimes gehört der Photoshop-Einsatz zum täglichen Propaganda-Geschäft.
30.12.2016 um 22:14
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Sieht aus wie eines der handelsüblichen Bilder aus Nordkorea: Jung-Diktator Kim III. diktiert seine Weisheiten einem beflissenen Mitarbeiter in den Block. Die Szene stammt aus dem Film "Der große Kamerad", einer Doku über das segenreiche Wirken Kims. Als sie kürzlich wieder gezeigt wurde, fehlten die Szenen mit Kims entmachtetem und hingerichteten Onkel Jang Song Taek. In diesem Fall reichte ein Zoom. Politisch motovierte Bild-Manipulation hat eine lange Tradition: Hier einige der größten Bildlügen:(kron)
Sieht aus wie eines der handelsüblichen Bilder aus Nordkorea: Jung-Diktator Kim III. diktiert seine Weisheiten einem beflissenen Mitarbeiter in den Block. Die Szene stammt aus dem Film "Der große Kamerad", einer Doku über das segenreiche Wirken Kims. Als sie kürzlich wieder gezeigt wurde, fehlten die Szenen mit Kims entmachtetem und hingerichteten Onkel Jang Song Taek. In diesem Fall reichte ein Zoom. Politisch motovierte Bild-Manipulation hat eine lange Tradition: Hier einige der größten Bildlügen:(kron)
Besonders gerne zu Photoshop (oder womöglich einem Konkurrenzprodukt, das nicht aus dem "imperialistischen Feindesland" stammt) greift der Iran. Im Februar veröffentlichten Staatsmedien Bilder vom Flug seiner neuesten "Wunderwaffe", dem Kampfjet Qaher-313. Doch schnell wurde das Bild als plumpe Fälschung enttarnt: Das Foto des Jets gleicht in allen Details inklusive Licht und Schatten jenem von der Präsentation des Fliegers auf dem Boden. Und bei dem Motiv im Hintergrund handelt es sich um ein bekanntes, im Internet kursierendes Bild des Bergs Demavand. Militärexperten vermuten, dass es sich bei dem präsentierten "Jet" überhaupt nur um eine Attrappe gehandelt hat.
Besonders gerne zu Photoshop (oder womöglich einem Konkurrenzprodukt, das nicht aus dem "imperialistischen Feindesland" stammt) greift der Iran. Im Februar veröffentlichten Staatsmedien Bilder vom Flug seiner neuesten "Wunderwaffe", dem Kampfjet Qaher-313. Doch schnell wurde das Bild als plumpe Fälschung enttarnt: Das Foto des Jets gleicht in allen Details inklusive Licht und Schatten jenem von der Präsentation des Fliegers auf dem Boden. Und bei dem Motiv im Hintergrund handelt es sich um ein bekanntes, im Internet kursierendes Bild des Bergs Demavand. Militärexperten vermuten, dass es sich bei dem präsentierten "Jet" überhaupt nur um eine Attrappe gehandelt hat.
khouznews.ir
2008 kaschierte das Regime in Teheran die Fehlzündung einer Rakete per Bildbearbeitung. Medien weltweit veröffentlichten das Foto des Waffentests. Doch dann fiel auf, dass zwei der vier Staubwolken am Boden sich exakt glichen. Wenig später tauchte dann das Bild mit nur drei startenden Raketen auf.
2008 kaschierte das Regime in Teheran die Fehlzündung einer Rakete per Bildbearbeitung. Medien weltweit veröffentlichten das Foto des Waffentests. Doch dann fiel auf, dass zwei der vier Staubwolken am Boden sich exakt glichen. Wenig später tauchte dann das Bild mit nur drei startenden Raketen auf.
Fars
Manchmal sind es Dekolletes statt Waffen, die die iranischen Bildbearbeiter beschäftigen. Als US-First-Lady Michelle Obama bei den heurigen Oscars live aus dem Weißen Haus den Oscar für den besten Film an "Argo" verkündete, trug sie ein tief ausgeschnittenes Kleid. Zu viel für die Sittenwächter aus Teheran: Sie ließen rasch noch etwas Stoff hinzu montieren.
Manchmal sind es Dekolletes statt Waffen, die die iranischen Bildbearbeiter beschäftigen. Als US-First-Lady Michelle Obama bei den heurigen Oscars live aus dem Weißen Haus den Oscar für den besten Film an "Argo" verkündete, trug sie ein tief ausgeschnittenes Kleid. Zu viel für die Sittenwächter aus Teheran: Sie ließen rasch noch etwas Stoff hinzu montieren.
Reuters/Fars
Auch für das Regime in Nordkorea gehört die Manipulation von Bildern zum alltäglichen Propaganda-Geschäft. Jüngstes Beispiel: Auf dem Höhepunkt der Drohungen gegen Südkorea und die USA im März zeigte die staatliche Agentur KCNA ein angebliches Foto eines Manövers von Luftkissenfahrzeugen. Zeit und Ort der Aufnahme blieben offen - vor allem aber wurden Experten zufolge mehrere Hovercrafts "geklont".
Auch für das Regime in Nordkorea gehört die Manipulation von Bildern zum alltäglichen Propaganda-Geschäft. Jüngstes Beispiel: Auf dem Höhepunkt der Drohungen gegen Südkorea und die USA im März zeigte die staatliche Agentur KCNA ein angebliches Foto eines Manövers von Luftkissenfahrzeugen. Zeit und Ort der Aufnahme blieben offen - vor allem aber wurden Experten zufolge mehrere Hovercrafts "geklont".
Reuters/KCNA
Der damalige ägyptische Machthaber Hosni Mubarak schritt 2010 auf dem Weg zu Nahost-Friedensgesprächen ganz hinten über den roten Teppich im Weißen Haus. Das wollte die halbamtliche Zeitung Al-Ahram nicht akzeptieren: Sie setzte mit einem Klick Mubarak vor US-Präsident Barack Obama an die Spitze der Gruppe.
Der damalige ägyptische Machthaber Hosni Mubarak schritt 2010 auf dem Weg zu Nahost-Friedensgesprächen ganz hinten über den roten Teppich im Weißen Haus. Das wollte die halbamtliche Zeitung Al-Ahram nicht akzeptieren: Sie setzte mit einem Klick Mubarak vor US-Präsident Barack Obama an die Spitze der Gruppe.
Reuters
Auch schon lange vor dem digitalen Zeitalter wussten Diktatoren um die Macht des (manipulierten) Bildes. Stalin etwa ließ Gegner nachträglich von Fotos entfernen. Auf dem Original-Bild von 1920 (links) stehen Leo Trotzki und Leo Kamenew auf der Treppe des Podests, auf dem Revolutionsführer Lenin gerade eine Rede hält. In späteren Veröffentlichungen waren der verbannte Trotzki und der hingerichtete Kamenew verschwunden. Sich selbst ließ Stalin dagegen in ein Bild von Lenin hineinretuschieren, um sich als dessen legitimer Nachfolger zu zeigen.
Auch schon lange vor dem digitalen Zeitalter wussten Diktatoren um die Macht des (manipulierten) Bildes. Stalin etwa ließ Gegner nachträglich von Fotos entfernen. Auf dem Original-Bild von 1920 (links) stehen Leo Trotzki und Leo Kamenew auf der Treppe des Podests, auf dem Revolutionsführer Lenin gerade eine Rede hält. In späteren Veröffentlichungen waren der verbannte Trotzki und der hingerichtete Kamenew verschwunden. Sich selbst ließ Stalin dagegen in ein Bild von Lenin hineinretuschieren, um sich als dessen legitimer Nachfolger zu zeigen.
Selbst in Demokratien rücken Journalisten Politiker manchmal besser ins Bild. 2005 retuschierte der "Bayerische Rundfunk" einen Schweißfleck vom Kostüm von Kanzlerin Angela Merkel. Er rechtfertigte sich mit der Eigenmacht eines freien Mitarbeiters und entfernte das Bild von seiner Website.
Selbst in Demokratien rücken Journalisten Politiker manchmal besser ins Bild. 2005 retuschierte der "Bayerische Rundfunk" einen Schweißfleck vom Kostüm von Kanzlerin Angela Merkel. Er rechtfertigte sich mit der Eigenmacht eines freien Mitarbeiters und entfernte das Bild von seiner Website.
(c) � STR New / Reuters
Auch die französische Illustrierte "Paris Match" geriet in Erklärungsnot, als sie 2007 das Hüftgold des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy wegzauberte. Das Blatt gehört zum Medienimperium von Arnaud Lagardère, einem Vertrauten Sarkozys. Wie die Redaktion den Photoshop-Einsatz rechtfertigte? Durch die gekrümmte Haltung des Staatschefs im Kanu sehe die Speckrolle auf dem Bild "übertrieben" aus.
Auch die französische Illustrierte "Paris Match" geriet in Erklärungsnot, als sie 2007 das Hüftgold des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy wegzauberte. Das Blatt gehört zum Medienimperium von Arnaud Lagardère, einem Vertrauten Sarkozys. Wie die Redaktion den Photoshop-Einsatz rechtfertigte? Durch die gekrümmte Haltung des Staatschefs im Kanu sehe die Speckrolle auf dem Bild "übertrieben" aus.

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