„Banalisierung der Politik ist sichtbar“ Regisseur („Braunschlag“) und Autor David Schalko. „Die größte Überraschung ist vermutlich das relativ gute Abschneiden der Neos, obwohl sie bei den TV-Duellen nicht präsent waren. Daraus lässt sich ableiten, dass die vielen TV-Duelle die Politik banalisieren: Je mehr jemand zu Wort kommt, desto angreifbarer wird er. Offenbar hat sich vieles in diesem Wahlkampf bereits im Internet abgespielt. Und es gibt eine Sehnsucht nach neuen Formationen. Überraschend ist auch, dass die Grünen ihre historische Chance, über 15 Prozent zu kommen, verpasst haben.“
APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
„Sparschweine schon ausgeräumt“ Dieter Siegel, Chef von Rosenbauer. Linz. „Die Regierung hat deswegen verloren, weil sich SPÖ und ÖVP in der Krise nicht auf ein gemeinsames Ziel einigen konnten und sich dann vor allem mit sich selbst beschäftigt haben. Von der neuen Regierung wünsche ich mir ein klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort und einen verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeld, weil die Sparschweine der Kinder schon ausgeräumt sind. Und eine Bildungspolitik, die Chancengleichheit nicht mit Gleichmacherei verwechselt.“
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„Man muss das als Warnung sehen“ Vea Kaiser, Schriftstellerin. „Ich bin schockiert, dass eine Partei, die so viele Menschen ausgrenzt, von so vielen Menschen gewählt wird. Man muss das als Warnung sehen, mehr miteinander in den Dialog zu treten und die Sorgen, Ängste und Unzufriedenheit der Menschen ernst zu nehmen. Auch wenn ich über den alten Mann den Kopf schütteln muss, freue ich mich über eine beginnende Buntheit im Nationalrat. Die Zeit der Großparteien ist vorbei, die Menschen wollen mehr Alternativen, neue Denkansätze und Ideen.“
Mirjam Reither
„Mehr Hilfe für junge Start-ups“ Florian Gschwandtner, CEO und Gründer von Runtastic. „Der Einzug der Neos in das Parlament ist für mich eine positive Überraschung, die Verluste der Regierungsparteien waren absehbar. Als Jungunternehmer erwarte ich mir von einer Regierung mehr Hilfe für Start-ups, etwa bei der Arbeitszeit: Warum kann sich ein Arbeitgeber mit einem Angestellten nicht auf flexible Arbeitszeiten einigen? Auch bei der Bezahlung müsste man jungen Unternehmen entgegenkommen: Viele Start-ups können es sich zum Beispiel am Anfang nicht leisten, nach Kollektivvertrag zu bezahlen.“
Runtastic
„Europa hat die Mehrheit“ Claus Raidl, Präsident der Notenbank. Wien. „Positiv ist, dass Europa – also die Pro-Europa-Parteien – die Mehrheit erreicht haben. Ganz deutlich ist aber der Warnschuss, den die bisherige Regierung bekommen hat. Das ist ein klares Zeichen für die Unzufriedenheit der Bevölkerung. Der Einzug der Neos zeigt überdies deutlich die Versäumnisse der ÖVP auf – dass sie ihre Wirtschaftskompetenz verloren hat. Sollte es trotz der großen Verschiebungen wieder eine Große Koalition geben, hoffe ich, dass eine breitere Opposition großen Druck macht.“
Bruckberger
„Keine Erhöhung der Steuern“ Franz Struzl, Vorstandsvorsitzender der RHI. Wien. „Ungeachtet, welche Koalition zustande kommt: Es soll schnell gehen, damit die neue Regierung rasch zu arbeiten beginnen kann. Für die Industrie wünsche ich mir klare Entscheidungen in Sachen Energiewende – wir brauchen auch hierzulande international konkurrenzfähige Preise. Außerdem muss sich Österreich bei der Arbeitsflexibilisierung bewegen, auch die Kurzarbeitsregelung ist etwa im Vergleich zu Deutschland zu teuer. Natürlich darf es keine Steuererhöhungen geben. Sozialberufe sollen aufgewertet werden. “
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„Jetzt Österreich reformieren“ Andreas Treichl, Chef der Erste Bank Group. Wien. „Endlich ist der Wahlkampf mit seinen großteils absurden Ideen vorbei. Jetzt geht es darum, Österreich zu reformieren – bei Bildung und in der Verwaltung – und die internationale Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes wieder zu verbessern. Wir müssen wieder für all jene Menschen attraktiv werden, die hier investieren wollen. Dazu gehört zuallererst ein Steuersystem, das Unternehmen nicht benachteiligt (etwa mit der Bankensteuer) und den Bürgern mehr Geld auf dem Lohnzettel lässt.“
REUTERS/Leonhard Foeger
„Wie kann man FP ins Netz gehen?“ Lydia Mischkulnig, Schriftstellerin. Nizza. „Wie es möglich ist, einem Todesstrafler seine Stimme zu geben, und wie es möglich ist, einem grotesken Nächstenhetzer ins Netz zu gehen? Wider eine Wiederholung vom unsäglichen Schwarz-Blau, gegen anti-europäische und anti-universale Agitation! Eine Koalition aus SPÖ und ÖVP – das wird hoffentlich drin sein, segensreich möge das kleinere Übel sein. Und die Briefwahlen mögen ein Wunder in Richtung Weltoffenheit und Sozialdemokratie bringen.“
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„Bekenntnis zum Industrieklima“ Rudolf Kemler, Chef der Staatsholding ÖIAG. Wien. „Ich bin zuversichtlich, dass die Stärkung des Wirtschaftsstandortes sehr weit oben auf der Agenda der Regierung steht. Wir dürfen uns nicht auf den Leistungen der Vergangenheit ausruhen, sonst verpassen wir die Zukunft. Der globale Wettbewerb macht nicht an unseren Grenzen halt. Wir brauchen ein partei- und interessenübergreifendes Bekenntnis zu einem industriefreundlichen Klima. Die ÖIAG steht bereit, mit Know-how, dem Netzwerk und ihren Ressourcen diese Mission tatkräftig zu unterstützen.“
Die Presse (Fabry)
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