Alice Munro hat am Donnerstag als erste Kanadierin den Literaturnobelpreis erhalten. Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften würdigte die Autorin in Stockholm als "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte". Von Kollegen gab es Lob für die Entscheidung der Schwedischen Akademie.
(c) EPA (FRANK�RUMPENHORST)
Der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie, der zum Favoritenkreis zählt, gratulierte: Munro sei "eine wahre Meisterin ihrer Form", schrieb der 66-Jährige Rushdie beim Kurznachrichtendienst Twitter. Er habe einmal eine Edition der besten amerikanischen Kurzgeschichten herausgegeben, schrieb Rushdie weiter. "Ich wollte gleich drei von ihr nehmen."
(c) EPA (CLAUDIO ONORATI)
Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood hat sich hocherfreut über den Nobelpreisgewinn ihrer Landsfrau und Freundin Alice Munro gezeigt. Die 73-Jährige, die selbst zum erweiterten Kreis der Favoriten zählte, schrieb beim Kurznachrichtendienst Twitter: "Huurra! Alice Munro gewinnt den Nobelpreis für Literatur". In einem Interview im Jahr 2006 hatte Munro erzählt, sie treffe sich einmal pro Woche in ihrem 3000-Einwohner-Heimatstädtchen Clinton in einem Restaurant mit Atwood, immer am selben Tisch. Munro damals: "Wir kennen uns schon sehr lange, sie ist eine gute Freundin."
(c) APA/Erhard Hois (Erhard Hois)
Etwas zerknirscht reagierte dagegen der deutsche Literaturkritiker Hellmuth Karasek auf die Vergabe des Nobelpreises: "Sie ist die Lieblingsautorin meiner Frau, sie hat mir ihre wunderbaren Kurzgeschichten immer empfohlen", sagte der 79-Jährige am Rande der Frankfurter Buchmesse, der zugeben musste: "Aber ich habe bis heute keine einzige gelesen."
(c) imago stock&people (imago stock&people)
ARD-Literaturkritiker Denis Scheck nannte Munro eine "sensationelle Wahl". "Das ist nicht nur eine Entscheidung für die neben Margaret Atwood tollste kanadische Autorin, sondern auch eine Entscheidung für die Form der Erzählung", sagte Scheck ("Druckfrisch"). Munro, die als "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte" ausgezeichnet wurde, habe diese Erzählform ins 21. Jahrhundert hinübergerettet.
(c) imago stock&people (imago stock&people)
Bei ihrem deutschen Verlag S. Fischer ist die Freude groß. "Man bereitet sich immer wieder ein bisschen darauf vor und denkt, dieses Jahr wird es klappen. Dann hört man irgendwann auf zu hoffen, und dann klappt's", sagte der Programmchef für Internationale Literatur, Hans-Jürgen Balmes. Als "Kammerspiele des Gefühls" bezeichnete Balmes ihre Erzählungen. "Geschichten, die immer in kleinen Räumen spielen, bekommen eine unheimliche Dimension." Die 82-Jährige wolle keine Bücher mehr schreiben. "Mit so einem Geschenk abzutreten, ist wirklich das Allergrößte", sagte Balmes zur Vergabe des Nobelpreises. Munro habe aber schon dreimal gesagt, das sei ihr letztes Buch gewesen. "Jetzt hoffen natürlich alle, dass es auch dieses Mal nicht das letzte Buch war."
(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
Michael Krüger vom Hanser-Verlag hat Munro ebenfalls als "verdiente" Literaturnobelpreisträgerin gewürdigt. "Alice Munro ist eine wunderbare Schriftstellerin", sagte Krüger. Beim Hanser Verlag hatte man auf den Preis für die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch gehofft, die kurz vor der Bekanntgabe als Favoritin gegolten hatte und deren Bücher auf Deutsch bei Hanser erscheinen. Er sei aber nicht enttäuscht, sagte Krüger. "Das kann keiner voraussagen."
(c) EPA (STEPHEN MORRISON)
Wenig begeistert von der Wahl der Schwedischen Akademie zeigte sich "American Psycho"-Autor Bret Easton Ellis: "Alice Munro war immer eine überschätzte Autorin und jetzt, wo sie den Nobelpreis gewonnen hat, wird sie das für immer sein", schrieb der 49-Jährige auf Twitter. "Der Nobelpreis ist ein Witz und das schon seit einer Ewigkeit".
(c) imago stock&people (imago stock&people)
Reaktionen auf den Nobelpreis für Munro
Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.