Bechdel-Test
Die drei Regeln für ''frauenfreundliche'' Filme
Durch drei einfache Regeln lässt sich bestimmen, ob ein Film Frauen ernst nimmt. Wir stellen zehn Filme vor, die überraschenderweise durchfielen und zehn, die ihn wider Erwarten bestanden.

Durch drei einfache Regeln lässt sich bestimmen, ob ein Film "frauenfreundlich" ist: Sie bilden den Bechdel-Test. Angefangen hat es mit einem humoristischen Dialog im queeren Comic-Strip "Dykes to Watch Out For" von Alison Bechdel, den sie einer Freundin, Liz Wallace widmete. Eine Protagonistin erklärt darin einer anderen, welche drei Kriterien ein Film für sie bestehen müsse: 1) Es müssen mindestens zwei Frauen (mit Namen) darin vorkommen 2) Mindestens zwei Frauen müssen miteinander reden (keine Einzeiler!) 3) Es muss in diesem Gespräch (mindestens) ein anderes Thema geben als Männer. Voilà, der "Bechdel-Test" (auch Bechdel/Wallace-Teyt) war geboren, ein Indikator für die Präsenz und die Darstellung von Frauen im Film. Vier schwedische Kinos und der skandinavische Fernsehsender Viasat Film zeigen nur noch Filme, die den Bechdel-Test bestanden haben. Bei weitem nicht alle Filme bestehen den Bechdel-Test. Wir stellen zehn Filme vor, die überraschenderweise durchfielen und zehn, von denen man nicht ausging, dass sie ihn bestanden haben. (Text:her)
(c) imago stock&people (imago stock&people)

''The Social Network'' Zwar kommen im Film Frauen vor, aber sie sprechen nicht miteinander. An diesem Punkt scheitern erstaunlich viele Filme: Zwar gibt es weibliche Figuren, doch sie sprechen nicht miteinander.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

''Harry Potter and the Deathly Hallows: Part II'' Bei "Harry Potter" gibt es mit Hermine eine wahre Heldin, doch die redet lieber mit Harry und Ron als mit anderen weiblichen Figuren. Im finalen Film fehlt ein Gespräch zwischen Frauen doppelt. Es sei denn, man zählt Professor McGonagalls Ausruf "Diesen Zauberspruch wollte ich schon immer probieren!" in Richtung Mama Weasley.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

Star Wars - Episode IV bis VIIn dem Sternenkrieg-Epos kommen lediglich drei weibliche Figuren vor, die einen Namen und Text haben. Keine der drei redet mit der anderen. Wie sollten sie auch? Es fehlt die Gelegenheit. In Episode I und II spricht Padma mit Shmi Skywalker und ihren Kammerjungfern. Episode III fällt allerdings wieder durch. Wir zählen die Reihe als einen Film.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

''Avatar – Aufbruch nach Pandora'' Zwar gibt es in James Camerons 3D-Epos ein ausführliches Gespräch zwischen zwei Frauen, nämlich zwischen der blauen Riesenaußerirdischen Neytiri und ihrer Mutter, doch darin geht es alleine um Weltenretter Jake.
(c) REUTERS (HO)

"Herr der Ringe" I bis IIIMit Arwen, Eowyn und Galadriel gibt es drei starke Frauen. Allein: Sie sind in den verschiedenen Teilen Mittelerdes verstreut und treffen sich nie. Wie sollten sie dann miteinander sprechen? Wir zählen die Reihe als einen Film.
(c) EPA (Mario Guzman)

''Der Pate'' Mehr als zwei Frauen kommen in Francis Ford Coppolas Mafiaepos vor, doch keine bittet die andere um einen Gefallen. Nicht einmal um einen ganz kleinen.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

''Slumdog Millionär'' Die weibliche Hauptfigur Latika ist Antriebsmotor für Jamals Millionengewinn, doch die Dame dürfte einsam sein, hat sie doch keine einzige Gesprächspartnerin.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

''Vertigo – Aus dem Reich der Toten'' Die britischen Zeitschrift "Sight & Sound" wählte Hitchcocks Meisterwerk 2012 in ihrer alle zehn Jahre durchgeführten Kritikerumfrage zum "besten Filmen". Was darin fehlt? Konversationen unter Damen.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

"Forrest Gump"Es gibt zwei wichtige Frauen in Forrest Gumps (Tom Hanks) Leben: Seine Mutter (Sally Field) und seine Freundin Jenny (Robin Wright): Doch die beiden teilen sich weder eine Schachtel Pralinen, noch führen ein Gespräch abseits vom Thema Mann, genauso wenig wie die anderen Frauenfiguren im Film.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

"Avengers" Dass ein Superheldenfilm nicht so gut abschneidet, mag nicht verwunderlich sein, dieser hier ist aber von Regisseur Joss Whedon, einem Vorreiter für starke Frauenfiguren ("Buffy"). Ach hätten Natasha Romanoff (Scarlett Johansson) und Agent Maria Hill (Cobie Smulders) doch nur ein Mal miteinander gesprochen!
(c) imago stock&people (imago stock&people)

Ist es wirklich so schwer, einen Film zu machen, in dem Frauen mit Frauen reden? Nein, das beweisen die nächsten zehn Filme, die den "Bechdel"-Test bestanden haben.Paradebeispiel ist natürlich "Thelma & Louise", Ridley Scotts feministisches Roadmovie mit Susan Sarandon und Geena Davis.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

''The Conjuring''Auch in Horrofilmen gibt es Gesprächsstoff. In James Wans Genre-Meisterwerk etwa für "Geisterjägerin" Vera Farmiga und Lili Taylor.
(c) Warner / Michael Tackett

''Ben Hur'' Überraschend, aber doch: Der archaische Männerfilm mit Charlton Heston lässt Frauen miteinander sprechen.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

''Pulp Fiction'' Regisseur Quentin Tarantino ist ein großer Freund der gepflegten Konversation, selbst vor und nach Morden, tödlichen Unfällen oder einer Überdosis. Meist findet diese aber unter Männern statt. Immerhin: In ''Pulp Fiction'' reden Jody (Rosanna Arquette) und Trudi (Bronagh Gallagher) über Piercings.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

"Der englische Patient"Gut, man könnte sich nun darüber lustig machen, dass Anthony Minghellas Verfilmung eines Romans von Michael Ondaatje derart lang ist, dass darin ein Gespräch zwischen Frauen vorkommen muss. Doch "Star Wars" und "Herr der Ringe" hatten viel länger Zeit und sind durchgefallen.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

''Argo'' In Ben Afflecks Oscar-gekröntem Geiselbefreiungsdrama kommen Frauen ebenfalls zu Wort.
(c) Warner (Claire Folger)

"Aliens" Sowohl der erste Teil, "Alien", als auch der zweite Teil, bei dem James Cameron Regie führte, bestehen den Test. Der Part der Ripley war übrigens für einen Mann geschrieben worden, aber Ridley Scott entschied sich für Sigourney Weaver.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

"Vom Winde verweht"Man möchte glauben, für Scarlett O'Hara (Vivien Leigh) gäbe es nur ein Gesprächsthema. Stimmt nicht, selbst mit Cousine Melanie Hamilton (Olivia de Havilland), die in denselben Mann verliebt ist, spricht sie über andere Dinge.
(c) imago stock&people (imago stock&people)

''Blondinen bevorzugt'' Jane Russell und Marilyn Monroe sind zwar auf Männerfang, zwischen all ihren amourösen (Beinahe-)Abenteuern unterhalten sie sich aber - auch über Themen abseits von "Gentlemen".
(c) imago stock&people (imago stock&people)

''Sharknado'' Der Fernsehfilm über einen Wirbelsturm voller Haie mag überall durchfallen: Bei der schauspielerischen Leistung, den Spezialeffekten, Schnitt, Glaubwürdigkeit etc., aber einen Test besteht "Sharknado": Tara Reid, Aubrey Peeples und Cassie Scerbo machen den Streifen Bechdel-tauglich. Die Qualität ihrer Gespräche wollen wir hier nicht beurteilen. Ebenso wenig ist der Bechdel-Test ein umfassender Test auf Feminismus-Aspekte im Film, sondern eher ein Mittel, um auf geschlechterspezifische Gesprächsszenarien hinzuweisen. Liebe Männer, keine Sorge: Der Bechdel-Test lässt sich auch umdrehen (mit wenig Erfolg): reversebechdel.blogspot.co.at Mehr Filme auf bechdeltest.com