Das oberirdische Wien kennt jeder, das unterirdische Wien aber ist bedeutend größer, gespenstischer und geheimnisvoller.
30.12.2016 um 17:44
Caspar, Melchior und Baltasar waren hier, 1948. Die Kreide-inschrift auf der staubigen Tür ist noch immer gut zu lesen. Sonst hat sich kaum jemand nach hier unten verirrt und schon gar nicht nach hinten in ein abgelegenes Kellerabteil.
(c) Fabry
Wer die drei Meter hinabsteigt, verschwindet in einem unterirdischen Wien aus dem Jahr 1749, das nur wenige kennen.
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Die Luft ist feucht und stickig. Die Dunkelheit wird nur vom Strahl der Taschenlampe durchschnitten, der auf alte Ziegelmauern trifft, auf Dutzende leere Flaschen und auf Weinfässer, an denen man die verschiedenen Stadien des Zerfalls studieren kann.
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Hin und wieder knattert und hallt es im finsteren Keller, dass einem angst und bange werden könnte. „Das sind die Autos, die oben über das Kopfsteinpflaster fahren“, erklärt Thomas Keplinger. „Im Sommer mit den Fiakern ist das noch viel schlimmer.“
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Keplinger ist hier unten in seinem Element. Der Wiener geht einem ungewöhnlichen Hobby nach: Er erkundet die Bundeshauptstadt unterirdisch. Keplinger will dorthin, wo nur wenige hinkommen.
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Oft recherchiert Keplinger in Archiven nach interessanten Orten, meist aber geht er einfach in einen Keller eines Hauses, das ihm interessant vorkommt. Immer mit Genehmigung des Hausbesitzers oder der Hausverwaltung.
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In einem Keller in der Wiener Innenstadt ragt eine Wirbelsäule in zwei Metern Höhe aus der Wand. Früher war hier ein Friedhof, jetzt drückt die Erde die Überreste langsam in den Freiraum.
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Wien unterirdisch ist flächenmäßig bedeutend größer als Wien oberirdisch. „Drei Kellergeschoße findet man sehr häufig, teilweise sind es sogar vier.“ Früher einmal waren viele Keller miteinander verbunden.
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Oft hatten die Nationalsozialisten die Gänge angelegt, wie zum Beispiel einen draußen in Simmering, der 60 Meter tief in die Erde hineinführt und dann einfach endet.
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Alte Zeitungen sind nicht der einzige Fund, den man hier machen kann. Normalerweise lässt man Gegenstände liegen, so steht es auch in den Statuten ihrer Vereinigung zur Dokumentation und Erforschung vergessener Orte (vedevo.org).
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Hin und wieder nimmt man doch etwas mit, um es zu retten. Das Wien-Museum ist allerdings an den Dingen meist nicht interessiert - die Lager dort sind schon zu voll.
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Hier etwa ein Fundstück, das Thomas Keplinger aus einem Keller geborgen hat: Ein Posteinlieferungsschein von 1939.
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Und auch Reste von alten Zeitungen können einen spannenden Einblick in frühere Zeiten geben.
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Für die Tierwelt ist der Wiener Untergrund ein Refugium. Unter anderem Spinnen können sich hier weitgehend ungestört ausbreiten.
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Sind die Kellerforscher wieder gegangen, kehrt wieder Ruhe ein. Und all die alten Gegenstände, die vergessenen Erinnerungen und die Tiere haben wieder ihre Ruhe.
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Das Skelett im Keller
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