EU-Wahl
ORF-Star, Routinier und ''schwarze Gene''

Der Wahlkampf um die Plätze im Europäischen Parlament hat begonnen - und für manche schon vor dem Startschuss geendet. So musste sich die FPÖ von ihrer blauen "Doppelspitze" verabschieden, das BZÖ von ihrem "Aushängeschild". Ein Blick auf den Stimmzettel vom 25. Mai.
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Der Urnengang wird für die ÖVP ein Wettlauf gegen den Absturz: Nach Umfragen dürfte sie nämlich auf Platz drei hinter SPÖ und FPÖ rutschen. 2009 war die ÖVP mit 30 Prozent und sechs Mandaten noch klar stärkste Kraft gewesen. Im Wahlkampf setzt man klar auf die Pro-EU-Schiene: Der ÖVP liege Europa "in den Genen", sagte Parteichef Michael Spindelegger.
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Karas (* 24. Dezember 1957) ist seit 1999 EU-Abgeordneter, seit 2006 Delegationsleiter der ÖVP, seit 2012 Vizepräsident des EU-Parlaments. Spitzenkandidat ist er jetzt erstmals, aber 2009 überholte er mit fast 113.000 Vorzugsstimmen den Listenersten Ernst Strasser. Ursprünglich aus Ybbs an der Donau studierte Karas Politikwissenschaften, war bis 1995 im Banken- und Versicherungsbereich tätig und wurde parallel dazu Obmann der ÖVP-nahen Union Höherer Schüler und der Jungen ÖVP. Von 1983 bis 1990 war er Nationalratsabgeordneter, 1995 Generalsekretär unter Wolfgang Schüssel.
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"Wir wollen Europa besser machen", heißt es in der Präambel des roten EU-Wahl-Programms. Der Finanz- und Bankensektor müsse "an die kurze Leine genommen", die Job- bzw. Ausbildungsgarantie für Jugendliche bis 25 mit Leben erfüllt werden. Nachhaltig reformiert werden soll aus Sicht der SPÖ die EU nach einem Konvent. Bei der letzten Wahl landete die Partei bei 23,7 Prozent, nun soll es Platz eins werden. (Bild: SPÖ-Chef, Bundeskanzler Werner Faymann)
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Der frühere ORF-Moderator (*15. April 1951) hat nach der Matura einige Studien begonnen, ohne eines abzuschließen. Er war freier Mitarbeiter beim Magazin "profil", ab 1974 war er in der Innenpolitik-Redaktion des ORF-Hörfunks. 1978 wurde er Pressesprecher für Außenminister Willibald Pahr, wechselte zum österreichischen Presse- und Informationsdienst in New York und stieg 1986 wieder beim ORF ein, für den er bis 2001 Korrespondent in Washington und ab 2007 Fernseh-Moderator war.
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Die FPÖ wollte den EU-Wahlkampf ursprünglich mit einer "Doppelspitze" bestreiten. Doch umstrittene Äußerungen von Spitzenkandidat 1, Andreas Mölzer, sorgten dafür, dass er von der blauen Liste gestrichen wurde. Nun wird den europakritischen Kurs die bisherige Nummer 2, Generalsekretär Harald Vilimsky einschlagen. Ein "Selbstverteidigungsrecht" der Nationalstaaten gegen EU-Maßnahmen wird unter anderem als erstrebenswert gesehen. Geht es nach Parteichef Heinz-Christian Strache soll das mindestens 20 Prozent bringen - 2009 landete man bei 12,7 Prozent. (Bild: EU-Mandatare Franz Obermayr, Andreas Mölzer, Parteichef Heinz-Christian Strache, FPÖ Generalsekretär Harald Vilimsky und Generalsekretär Herbert Kickl)
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Der Wiener (* 22. Juli 1966) ist seit 2006 blauer Generalsekretär und Nationalratsabgeordneter. Er begann als Pressereferent - schon unter Jörg Haider im Parlamentsklub (1991 bis 1996), danach im Wiener Rathausklub, wo der Strache-Getreue 2004 bis 2006 auch Landesparteisekretär war. Nach der Abspaltung des BZÖ wurde er Generalsekretär in die Bundespartei, seit 2006 sitzt er außerdem im Nationalrat. Von Beruf ist Vilimsky "akademisch geprüfter PR-Berater" - er absolvierte einen Hochschullehrgang für Öffentlichkeitsarbeit.
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Die Grünen wollen den Schwung aus ihrem Nationalratswahlkampf auf die europäische Ebene mitnehmen. Die europäische Flüchtlingspolitik, die Arbeitslosigkeitsbekämpfung und die Sozialpolitik gelten als Kernthemen für den Wahlkampf. Als Wahlziel gilt das Erobern eines dritten Mandats und 12,5 Prozent Stimmanteil. (Bild: Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen, EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek und Grünen-Chefin Eva Glawischnig)
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Seit 2009 sitzt die Kremserin (* 26. Mai 1957) im EU-Parlament, wo sie Johannes Voggenhuber ablöste. Die Partei stürzte mit ihr auf 9,9 Prozent ab. Nun ist sie zum zweiten Mal Spitzenkandidatin. Vor ihrer Polit-Karriere war Lunacek, die ein Englisch- und Spanisch-Dolmetschstudium abgeschlossen hat, Pressereferentin beim Österreichischen Informationsdienst für Entwicklungspolitik. 1995 bis 1998 war die bekennende Lesbe Bundesgeschäftsführerin der Grünen, 1999 zog sie in den Nationalrat ein. Sie ist Vizepräsidentin der Grünen im EU-Parlament, Kosovo-Berichterstatterin sowie Leiterin der EU-Wahlbeobachtung in Honduras.
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Die Neos treten erstmals bei der EU-Wahl an - und stellen gleich eine Forderung, nämlich einen europäischen Außenminister. Unter Bürgerbeteiligung soll auch eine Europäische Verfassung entstehen, schlug Parteichef Matthias Strolz vor. Langfristig sehen die Pinken auch Russland in der Europäischen Union. Strolz ist auch dafür, ein eurasisches Freihandelsabkommen zu verhandeln. Zwei Mandate sind das erklärte Wahlziel.
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Die Juristin (* 29. Juni 1970) war die letzte Parteichefin des Liberalen Forums, wo die studierte Juristin 1997 als Assistentin des EU-Abgeordneten Friedhelm Frischenschlager erstmals mit der Politik in Berührung kam. Von Mai 2009 bis Juli 2010 war sie Generalsekretärin des Rats der Kärntner Slowenen, seit Juni 2009 Bundessprecherin des LIF, das sie in eine Fusion mit den Neos führte. Für die Pinken sitzt sie seit Herbst 2013 im Nationalrat.
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"Die Reformkonservativen – Rekos" von Ewald Stadler gehen als betont konservative, christliche Partei in den Wahlkampf. Ihr Programm besteht aus zehn Thesen, ein Schwerpunkt wird auf den "Lebensschutz, weil wir in jedem Menschen das Ebenbild Gottes sehen" gelegt. Gefordert wird ein "Familiensplitting" im Steuerrecht sowie ein Familienwahlrecht, bei dem die Eltern für ihre Kinder Stimmen abgeben können. Das Wahlziel: fünf Prozent. (Bild: Ewald Stadler und CPÖ-Bundesobmann Rudolf Gehring)
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Der Vorarlberger (* 21. Mai 1961) hat bereits einige Jahre EU-Erfahrung am Konto. Er ist seit 2011 EU-Abgeordneter - war erst bei der FPÖ, dann beim BZÖ, jetzt kandidiert er mit dem Rekos. Der Jurist startete seine Polit-Karriere im Vorarlberger Landtag, 1994 wechselte er in den Nationalrat, 1996 wurde er an der Seite Jörg Haiders geschäftsführender Klubchef, 1999 wechselte er in die niederösterreichische Landesregierung. Von 2001 bis 2006 war er Volksanwalt der FPÖ. 2008 ging er zum BZÖ. Nach der Schlappe bei der Nationalratswahl 2013 überwarf er sich mit den Orangen und wurde ausgeschlossen.
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"Es muss anders werden, damit es gut wird“, lautet das Motto der Wahlallianz von KPÖ, Piraten und "Der Wandel“. Einsetzen wollen sich die drei entsprechend für Verteilungsgerechtigkeit, Netzfreiheit und Datenschutz. Zur Parteifarbe wurde senfgelb auserkoren. "Das, was uns eint, ist, dass wir systemkritisch, progressiv und egalitär sind", erklärt Christopher Clay von den Piraten die Gemeinsamkeiten.
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Der Linzer (* 18. September 1978) ist seit 2009 im EU-Parlament. Eingezogen ist der dort mit der Liste Hans-Peter Martins von der er sich 2011 verabschiedete, weil er letzterem missbräuchliche Verwendung von Wahlkampfgeldern vorwarf. Ehrenhauser ist ausgebildeter Koch, arbeitete unter anderem in Österreich, Malaysia und den USA. 2001 begann er das Studium der Betriebs- sowie Politikwissenschaften. Während der Studienzeit war er für die Liberalen ÖH-Bundesmandatar. 2007 ging er als Büroleiter Hans-Peter Martins nach Brüssel, der ihn 2009 auf die Liste setze.
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Das orange Bündnis hat bei der letzten EU-Wahl 4,6 Prozent und damit ein Mandat erreicht, bei der Nationalratswahl im Herbst verpasste es hingegen den Einzug ins Parlament. Nun will man es nochmal wissen: 2600 Unterstützungserklärungen wurden gesammelt und Parteichef Gerald Grosz sorgte für eine Überraschunge: Er präsentierte Ulrike Haider-Quercia, Tochter des 2008 verstorbenen Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider als Spitzenkandidatin.
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Doch die Euphorie dauerte nur kurz: Nach drei Wochen zog sich Haider (* 26. August 1976) von der orangen Liste zurück. Wollte die "glühende Europäerin" anfangs den Namen ihres Vaters "reinwaschen", hielt sie der „ständigen Kritik aus den eigenen Reihen, wenn ich meine unabhängige politische Richtung kundgetan habe", nicht stand. Ob nun die derzeitige Nummer 2 der Liste, Angelika Werthmann, aufrückt, ist offen.
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"EU Stop" ist das Ergebnis eines Zusammenschlusses von Parteien - der NFÖ und der "EU-Austrittspartei" - und will mit zwei Spitzenkandidaten punkten. Der ehemalige HTL-Lehrer Rudolf Pomaroli ist der Chef der 2003 gegründeten Partei Neutrale Freie Österreich. Sie versteht sich als christlich orientierte Partei, ihr Hauptziel ist der EU-Austritt. Dies gilt auch für die "EU-Austrittspartei" von Robert Marschall, Herausgeber des Magazins "Wien-konkret". Wie das BZÖ muss auch "EU Stop" bis 11. April Unterstützungserklärungen sammeln.
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