Geld und Macht
Die ukrainischen Oligarchen
Dmitro Firtasch, einer der einflussreichsten Oligarchen der Ukraine, lebt in Wien. Wer sind diese Geschäftsleute, deren Tentakel weit in die Politik reichen? Wir stellen die wichtigsten vor.

Er ist die unumstrittene Nummer Eins: Rinat Achmetow (47) aus dem Donbass im Osten der Ukraine, Gründer und Eigentümer der "System Capital Management Group". Der ehemalige Boxer ist vor allem im Kohle- und Stahlgeschäft aktiv, daneben hält er sich den Fußballclub Schachtar Donezk. Der Übertritt dutzender mutmaßlich von ihm kontrollierter Abgeordneter zur bisherigen Opposition ermöglichte im Februar 2014 den Sturz von Präsident Janukowitsch.
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Auch Dmitro Firtasch (48) hat die Zeichen der Zeit erkannt und seine Gefolgsleute im Parlament zu Kiew während des Umsturzes im Februar neu gepolt. Im März wurde er, auf Basis jahrelanger FBI-Ermittlungen, in Wien verhaftet. Wenig später wurde er gegen eine Rekordkaution von 125 Millionen auf freien Fuß gesetzt worden. In Wien hat der vor allem im Gasgeschäft tätige Unternehmer, der seit Jahren auch viel Geld in humanitäre und soziale Projekte steckt, auch eine Wohnadresse.
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Es ist eine ukrainische Bilderbuchkarriere: Sergej Tigipko (54) ist als Banker nicht nur einer der reichsten Ukrainer, er hat auch Karriere in der Politik gemacht: 2010 bis zum Umsturz im Februar 2014 war er stellvertretender Premierminister. 2002 bis 2004 gab er ein Zwischenspiel als Chef der ukrainischen Nationalbank. 2010 hatte er sich um die Präsidentschaft beworben, erreichte aber nur 13 Prozent der Stimmen.
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Er zählte zu den treuesten Gefolgsleuten des abgesetzten Präsidenten Viktor Janukowitsch, dem er in verschiedenen Positionen diente, zuletzt, im Jänner und Februar 2014, kurze Zeit als Kabinettschef. Im Stahlgeschäft reich geworden, rangierten er und sein Bruder Sergej 2009 unter den 50 reichsten Ukrainern. sie haben 1994 in Wien die Slav AG gegründet, um Stahlgeschäfte in ihrer Heimat zu finanzieren.
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Er lehnt für sich selbst die Bezeichnung "Oligarch" ab, er sei nur ein "einfacher Anteilseigner", sagte Sergej Klujew, Wohnadresse am Tulbingerkogel, kürzlich im Interview mit der "Presse". Das ist formal richtig, er ist selbst nicht mehr im Vorstand der Slav AG aktiv. Wie sein Bruder Andrej steht er auf der Liste von 18 Personen, deren Konten die EU einfrieren ließ. Unter jenen Personen, gegen die Österreich zuvor bereits Sanktionen erließ, stand er nicht, dafür sein Bruder Andrej.
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Mit laut dem Magazin "Forbes" 4,2 Milliarden Dollar Vermögen (Stand 2012) gehört auch Viktor Pintschuk nicht gerade zu den ärmsten Ukrainern. Seine EastOne Group, vor allem im Investment-Bereich tätig, ist in London registriert. Pintschuk gehören auch mehrere ukrainische TV-Sender, was typisch ist für die Ukraine. Ebenso typisch: Der Schwiegersohn von Ex-Präsident Kutschma saß einige Jahre im Parlament.
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Er machte einen der bemerkenswertesten Karrieresprünge nach dem jüngsten Umsturz in der Ukraine: Igor Kolomoisky (51). Der israelisch-ukrainische Unternehmer, der sein Firmenimperium von Genf aus kontrolliert, wurde von Übergangs-Präsident Alexander Turtschinow zum Gouverneur von Dnepropetrowsk ernannt. In der ostukrainischen Stadt war es (siehe Bild) im Zuge der Anti-Regierungs-Demonstrationen ebenfalls zu Kundgebungen gegen Präsident Viktor Janukowitsch gekommen.
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