Vor 30 Jahren verstorben: Franz Jonas

Vor 30 Jahren, im April 1974, gab es das letzte Mal ein Staatsbegräbnis für einen im Amt verstorbenen Bundespräsidenten: für Franz Jonas

WIEN (red.). Am 24. April 1974, um 0.07 Uhr, ist Bundespräsident Franz Jonas nach langer schwerer Krankheit gestorben. Am Nachmittag des 24. April wurde der Sarg, geleitet von einer Polizeieskorte, vom AKH in die Präsidentschaftskanzlei geführt.

Zum Protokoll für ein Staatsbegräbnis gab es keine offenen Fragen. Alle Bundespräsidenten der Zweiten Republik vor Jonas sind während ihrer Amtszeit gestorben: Karl Renner 1950, Theodor Körner 1957, Adolf Schärf 1965.

Die öffentlichen Gebäude beflaggten schwarz, auf der Präsidentschaftskanzlei wurden die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Die Regierung verständigte sofort die ausländischen Staatsoberhäupter und lud sie zum Begräbnis ein. In der Präsidentschaftskanzlei und im Bundeskanzleramt wurden Kondolenzbücher aufgelegt. Und was diesmal - da die Amtszeit von Thomas Klestil vor dem Auslaufen war - nicht notwendig ist: Ein von Bundeskanzler Bruno Kreisky einberufener Sonderministerrat beschloss noch am selben Tag des Ablebens des Präsidenten den Wahltag für seinen Nachfolger.

Kein Parlamentsbetrieb

Eine angesetzte Sitzung im Nationalrat wurde nicht abgehalten und auch nicht als Trauersitzung gestaltet. Während der Zeit der Staatstrauer - also bis zum Begräbnis - wurden im Parlament die Arbeitssitzungen abgesagt.


Am Nachmittag des 25. April wurde der Sarg des Bundespräsidenten von der Hofburg ins Parlament geführt, wo in der Säulenhalle ein Podest für die Aufbahrung gezimmert war. Am 26. und 27. April nahmen die Österreicher Abschied von Jonas. Schon am ersten Tag, einem Freitag, zogen 40.000 Menschen am Sarg vorbei.


Parlament oder Stephansdom

Bei der Aufbahrung von Thomas Klestil ist ein Unterschied zu erwarten: Leopold Figl, der freilich kein Bundespräsident war, wurde 1965 im Stephansdom aufgebahrt, Rudolf Kirchschläger, der sich bereits im Ruhestand befand, im April 2000 ebenfalls. Klestil könnte wieder im Dom aufgebahrt werden. Jonas gehörte keiner Kirche an.

Kirchschläger hatte noch vor seinem Tod angeordnet, dass die Begräbnisfeierlichkeiten einfach und volksnah und ohne jeden Staatspomp zu gestalten seien. Eines war aber bei Kirchschläger wie bei Jonas und den zuvor verstorbenen Präsidenten gleich: Während der Begräbnisfeierlichkeiten wurde der Sarg auf einer Lafette des Bundesheeres geführt, geleitet von Soldaten des Gardebataillons.

Das Jonas-Begräbnis fand am 29. Juni statt. Die Bundesversammlung hielt eine Trauersitzung ab, dann wurde ein Kondukt - geleitet von Formationen des Bundesheeres, gefolgt von den Rektoren in ihren Talaren - von der Rampe des Parlaments zum Schwarzenbergplatz geführt. Zehntausende säumten die Ringstraße. Vom Schwarzenbergplatz ging es per Auto zum Zentralfriedhof, wo Jonas mit militärischen Ehren in der Präsidentengruft beigesetzt wurde. Aus ca. 40 Staaten sind Staatsoberhäupter und Regierungsvertreter gekommen.


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