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Branchentalk

Die Forschung erzielt große Fortschritte

Dermatologie-Experten erklärten im Branchentalk die unterschiedlichen Behandlungsmethoden bei den chronischen Hauterkrankungen Neurodermitis und Schuppenflechte und waren sich einig: Jeder Patient hat das Recht auf die beste Therapie.
Dermatologie-Experten erklärten im Branchentalk die unterschiedlichen Behandlungsmethoden bei den chronischen Hauterkrankungen Neurodermitis und Schuppenflechte und waren sich einig: Jeder Patient hat das Recht auf die beste Therapie.Günther Peroutka
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Es gibt immer bessere Möglichkeiten, Schuppenflechte und Neurodermitis in den Griff zu bekommen – doch der Einsatz innovativer Therapien bedarf aufgeklärter Ärzte und Patienten.

Menschen mit Schuppenflechte oder Neurodermitis leiden nicht nur unter dem unangenehmen Juckreiz, sondern haben auch eine deutlich verminderte Lebensqualität. Das geht bis hin zur Arbeitsunfähigkeit. Chronisch entzündliche Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis) und Neurodermitis (atopische Dermatitis/ atopisches Ekzem) sind bis heute noch immer nicht vollständig heilbar, aber die Forschung erzielt ständig Fortschritte und ermöglicht die Entwicklung moderner Therapien. Im Branchentalk der „Presse“, gemeinsam veranstaltet mit AbbVie, wurden die Therapieinnovationen in der Dermatologie beleuchtet. Diskussionsleiterin Eva Komarek, General Editor for Trend Topics bei der Styria Media Group, begrüßte dazu folgende Expertenrunde: Sylvia Perl-Convalexius, niedergelassene Dermatologin und Fachgruppenobfrau Wien der Ärztekammer, Christian Posch, Vorstand der Dermatologischen Abteilung der Kliniken Hietzing und Ottakring sowie Ahmad Jalili, Director der Dermatology & Skin Care Clinic Buochs in der Schweiz.

Christian Posch, Vorstand der Dermatologischen Abteilung der Kliniken Hietzing und Ottakring, Eva Komarek (Styria Media Group), Sylvia Perl-Convalexius, Fachärztin für Haut-und Geschlechtskrankheiten, Ahmad Jalili, Director der Dermatology & Skin Care Clinic in Buochs in der Schweiz.
Christian Posch, Vorstand der Dermatologischen Abteilung der Kliniken Hietzing und Ottakring, Eva Komarek (Styria Media Group), Sylvia Perl-Convalexius, Fachärztin für Haut-und Geschlechtskrankheiten, Ahmad Jalili, Director der Dermatology & Skin Care Clinic in Buochs in der Schweiz.Günther Peroutka

Sowohl bei Neurodermitis als auch bei Schuppenflechte gibt es je nach Schweregrad unterschiedliche Behandlungsmethoden. Der Schweregrad wird nach Anzahl und Ausmaß der entzündeten Hautstellen und der Belastung durch die Erkrankung definiert. In leichten Formen sind beide chronischen Erkrankungen mit Emollentien, also rückfettenden Cremen, Salben und Lotionen, zu behandeln. „Sie müssen frei von allergisierenden Substanzen sein, also ohne Duftstoffe und Konservierungsmittel“, sagte Kassenärztin Perl-Convalexius. „Bei einer milden Form von Neurodermitis mit trockener Haut kann die Basistherapie ausreichend sein. Treten vermehrt Ekzeme auf, können antientzündliche Sal­ben oder Cremen sowie eine Lichtthe­rapie zum Einsatz kommen.“

Bei Psoriasis haben rund 80 Prozent der Patienten eine leichte Form. „Bei leichter Psoriasis werden topische Therapien, wie zum Beispiel mit Kortison- oder Vitamin-D3-Präparate, eingesetzt“, sagte Jalili, Experte auf dem Gebiet der Schuppenflechte. „20 Prozent der Patienten leiden unter einer mittleren bis schweren Form der Schuppenflechte. Besonders belastend ist die Krankheit, wenn sie an sichtbaren Stellen auftritt, wie etwa Händen oder Gesicht. Dann ist man regelrecht stigmatisiert“, erklärte der Facharzt aus der Zentralschweiz. „In diesem Stadium reichen die Therapien ‚von außen‘ meist nicht mehr aus. Man muss die Patienten ‚antientzündlich‘ behandeln, weil die chronische permanente Entzündung auch dazu führt, dass die Patienten zusätzliche Risiken haben, die über die Beschwerden der Haut hinausgehen.“ Schuppenflechte ist eine Multisystemerkrankung. Das reicht von Gelenkbeschwerden bis hin zu Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Depressionen. Moderne, zielgerichtete Systemtherapien, wie zum Beispiel Interleukin-Hemmer, können gezielt entzündungsfördernde Botenstoffe unterbinden und so die Entzündungen im Körper hemmen. „Durch den gezielten Einsatz gibt es kaum Nebenwirkungen“, beobachtete Jalili.

Insgesamt ist Psoriasis sehr gut erforscht. „Bei Schuppenflechte sind die Grundlagen im Verständnis der Erkrankung schon vor mehr als 20 Jahren gelegt worden“, sagte Posch. „Das erlaubt die Entwicklung vieler neuer Therapiemöglichkeiten.“ Die Forschung bei Neurodermitis ist deutlich jünger, holt aber stark auf, sodass Systemtherapien nicht nur in der Schuppenflechte, sondern auch bei Neurodermitis zum Einsatz kommen. „Wir sehen eine ähnlich positive Entwicklungen in der Behandlung der Neurodermitis, wie sie vor zehn Jahren bei der Schuppenflechte Fahrt aufnahm“, so Posch. Eine echte Revolution gab es bei der Behandlung von mäßig bis schwerer Neurodermitis mit modernen Systemtherapien. „Dazu zählen Biologika als Spritze oder Januskinase-Hemmer in Tablettenform“, sagte Perl-Convalexius. „Viele Patienten begrüßen die oralen Therapien. Zudem ist zu beobachten, dass der Juckreiz früher gestoppt werden kann als mit vorhergehenden Therapien.“

Frühzeitiger Einsatz

Posch hob hervor, dass durch den spezifischen Einsatz die Therapien besser wirken und sich die Risiken von Nebenwirkungen besser in den Griff bekommen lassen. Prinzipiell gilt für jede Therapie: Sollten Nebenwirkungen auftreten, ist eine Abklärung mit dem Dermatologen wichtig. „Auf den ersten Blick sind moderne Systemtherapien teurer als konventionelle Therapien. Bei einer Kosten-Nutzen-Rechnung würde sich das aufgrund der effektiven Behandlung relativieren“, ist sich der Dermatologe sicher. „Am Ende des Tages sind Daten die besten Argumente. Fehlen die Daten, gibt es auch keine Argumente.“ Bei leichter und mittlerer Neurodermitis oder Schuppenflechte gibt es zum Beispiel so gut wie gar keine Datengrundlage. Österreich stecke bei der sogenannten Versorgungsforschung – also, welche Intervention hat welche Auswirkungen – noch in den Kinderschuhen. In Deutschland gebe es eine solide Datengrundlage. Auf der anderen Seite hat Österreich beim Einsatz neuer Therapiemöglichkeiten gegenüber Deutschland und der Schweiz einen großen Vorteil: „Hierzulande ist für den Einsatz einer neuen Therapie neben der Zulassung auch der Stand der Wissenschaft entscheidend und damit der Einsatz moderner Therapien möglich, wenn ihre Wirkung bestätigt ist“, sagte Posch. Jalili bezeichnete das als vorbildlich. „Denn es ist wichtig, frühzeitig mit der optimalen Therapie zu beginnen. Je besser man therapiert wird, desto rascher steigt auch wieder die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen. Chronische Erkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis sind psychologisch enorm belastend. Ohne Behandlung ist die Lebenserwartung von Menschen mit schwerer Schuppenflechte im Schnitt um fünf bis zehn Jahre kürzer. Mit neuen Therapien steigt die Hoffnung der Patienten, die schon lange unter chronischen Erkrankungen leiden.“

Therapievielfalt notwendig

„Momentan können wir noch nicht heilen, aber mit modernen Therapien sind wir deutlich flexibler“, sagte Jalili. „Mit Innovationen werden höhere Behandlungsstandards erreicht.“ Das zeigt etwa der EASI-Score (Eczema Area and Severity Index), der zur klinischen Beurteilung der Ausdehnung und der Schwere von Neurodermitis eingesetzt wird und durch moderne Therapien bessere Werte erzielt. Zudem braucht es eine breite Behandlungspalette, weil nicht jeder Patient auf eine Therapie gleich gut reagiert. „Manche Patienten sprechen nicht oder nicht ausreichend an. Dann muss man auf eine andere Therapie ausweichen“, meinte Perl-Convalexius.

Um dem großen Ziel der Beschwerdefreiheit beziehungsweise der Heilung näherzukommen, bedarf es weiterer Forschung. Klinische Studien spielen eine große Rolle, um moderne Präparate weiter zu erforschen. „Wir lernen mit jedem Einsatz von Therapieinnovationen dazu“, sagte Posch. Grundsätzlich sollte es beim Einsatz moderner Therapien keinen Unterschied zwischen Klinik und niedergelassener Praxis geben. „Patienten werden beim niedergelassenen Arzt keine innovativen Therapien vorenthalten. Allerdings haben viele Ärzte der älteren Generation Schwellenängste gegenüber neuen Therapien“, sagte Perl-Convalexius. „Mit regelmäßigen Fortbildungen sollte es kein Problem sein, stets up to date zu sein.“ Wichtig ist auch, dass sich Patienten aktiv mit der Erkrankung auseinandersetzen. Das setzt ein gutes Arztgespräch voraus. „Je besser ein Patient eine Therapie versteht, desto eher wird er eine verordnete Behandlung annehmen“, sagte Jalili.

„Leider ist in Österreich die Wissenschaftsfeindlichkeit stark ausgeprägt. Mehr Offenheit gegenüber den neuen Erkenntnissen wäre wünschenswert“, so Perl-Convalexius. Für Primar Posch ist die Patient-Journey wichtig: Patienten müssen richtig geleitet werden, damit jeder Patient bestmöglich versorgt ist. „Der klare Weg ist noch nicht optimal vorgeschrieben. Hier bedarf es einer besseren Zusammenarbeit zwischen Kliniken und dem niedergelassenen Bereich.“

Ursachen und Kennzeichen

Neurodermitis

Häufigkeit: Rund zwei bis fünf Prozent der Erwachsenen in Österreich leben mit Neurodermitis.

Kennzeichen: Typisch für diese Krankheit ist ein sehr unangenehmer Juckreiz sowie Trockenheit der Haut, die in ein Ekzem übergeht, also eine entzündliche Veränderung der Haut.

Ursachen: Ein fehlgeleitetes Immunsystem sowie eine Störung der Hautbarriere und des Mikrobioms. Eine genetische Veranlagung kann zwar vererbt werden, jedoch bedeutet es nicht zwangsläufig den Ausbruch der Erkrankung. Die Ursachen dürfen nicht mit den Triggerfaktoren verwechselt werden, die Schübe auslösen oder verschlimmern können, wie etwa Umwelteinflüsse, Kontakt der Haut mit Allergenen, Wolle, Tierhaaren usw. Eine Vermeidung externer Einflüsse hilft zwar gegen Schübe, bekämpft allerdings die Neurodermitis nicht ursächlich.

Schuppenflechte

Häufigkeit: Mit Schuppenflechte leben rund zwei Prozent der Österreicher.

Kennzeichen: Typisch sind entzündete, rote, scharf begrenzte und schuppende Hautstellen, sogenannte Plaques, die an Körper und Kopfhaut auftreten können. Typische Stellen sind an Ellbogen und Knien. Es kann aber auch zu Veränderungen an den Nägeln und Gelenken (Psoriasis Arthritis) kommen.

Ursachen: Hauptrolle bei Psoriasis spielt das körpereigene Abwehrsystem. Gesteuert wird es durch verschiedene Botenstoffe. Bei Psoriasis tritt das Immunsystem überschüssig in Aktion und es werden zu viele entzündungsfördernde Botenstoffe ausgeschüttet und ein ungebremster Entzündungsprozess ist die Folge. Auf diese Weise starten die für die Psoriasis typischen Symptome mit Schuppenbildung, Hautrötungen, Schmerzen oder Juckreiz.

Information

Das Branchengespräch ist eine Kooperation mit „Die Presse“ und fand mit finanzieller Unterstützung von AbbVie statt.


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