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Liechtensteiner Finance Talk 2023

Regulierung ist gut, wenn sie smart eingesetzt wird

Es diskutierten: Christian Helmenstein, Chefökonom IV, S.D. Prinz Michael 
von und zu Liechtenstein, Thomas Dünser, Leiter Stabstelle für Finanzplatzinnovation & Digitalisierung
Es diskutierten: Christian Helmenstein, Chefökonom IV, S.D. Prinz Michael  von und zu Liechtenstein, Thomas Dünser, Leiter Stabstelle für Finanzplatzinnovation & DigitalisierungRoland RUDOLPH
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Podiumsdiskussion. Drei erfahrene Finanzexperten beleuchteten, wie es gelingen kann, dass Finanzinnovationen trotz Regulierungen in Europa ihr Potenzial entfalten können.

Innovation im Spannungsfeld der Regulierung, mit Fokus auf die Finanzplätze, war das Thema des Liechtensteiner Finance Talk, der in der Wiener Innenstadt in der Eventlocation k47 über die Bühne ging. Simon Tribelhorn, Vorsitzender des Vorstands von Liechtenstein Finance, begrüßte das Publikum. Unter den Gästen befand sich unter anderem I.D. Maria-Pia Kothbauer, Botschafterin von Liechtenstein in Wien. Bevor es mit der Podiumsdiskussion den Höhepunkt des Abends gab, stimmten zwei Impulsvorträge auf die Diskussion ein. „Innovationskraft ist entscheidend, ob wir auch in Zukunft noch zu den wohlhabendsten Ländern zählen“, sagte Christian Helmenstein, Inhaber der Professur für Volkswirtschaftslehre und Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV), in seinem Vortrag und zeigte anhand unterschiedlicher Branchen, dass Länder wie Österreich und Liechtenstein in vielen Bereichen ganz vorne mit dabei sind, wie etwa in der Automobilwirtschaft, oder der Bahnindustrie. Bei Finanzinnovationen kann man China und den USA kaum das Wasser reichen. Aber auch Liechtenstein macht sich in diesem Feld bemerkbar. Mit mittlerweile rund 400 Patentanmeldungen pro Jahr.

„Der Finanzmarkt zeichnet sich durch eine hohe Regulierungsdichte aus und je mehr reguliert wird, desto stärker sind die Hürden für Innovation“, sagte Thomas Dünser, Leiter der Stabsstelle für Finanzplatzinnovation und Digitalisierung (SFID) in der liechtensteinischen Landesverwaltung, der in seinem Vortrag das Liechtensteiner Innovations-Framework vorstellte. Es bietet unterschiedliche Strukturen, Formate und Angebote, um am Finanzplatz Liechtenstein Innovation erfolgreich umsetzen zu können. Neben Christian Helmenstein und Thomas Dünser bat Moderatorin Eva Komarek, General Editor for Trend Topics der Styria Group, auch Prinz Michael von und zu Liechtenstein, Vorstandsmitglied der liechtensteinischen Treuhandkammer sowie Executive Chairman von Industrie- und Finanzkontor Etablissement, einem liechtensteinischen Treuhandunternehmen, auf dem Podium Platz.

Der gebürtige Grazer kennt die Sorgen und Probleme der Unternehmen. „Durch Regulierungen wird es schwieriger, innovativ zu sein und man muss mehr Energie aufbringen. Hier sehe ich in KI durchaus Potenziale, um zu helfen, den Regulierungsaufwand in den Griff zu bekommen.“ Das Treuhandunternehmen ist eher Anwender von Innovation. „Unsere Aufgabe ist es, Wege zu finden, wie wir die Innovationen bestmöglich anwenden“, sagte Prinz Michael. „Wir wollen personalisierten Service und dazu die besten Tools anbieten – und da spielt KI eine große Rolle.“

Dünser begrüßte ebenfalls den Einsatz von KI für alles Standardisierbare. „Das Problem ist, dass man bei der Regulierung unterschiedliche Ebenen beachten muss – neben der nationalen auch die europäische Ebene, auf der Prozesse mühsamer sind und man mehr Geduld aufbringen muss.“ Wie es auf nationaler Ebene funktionieren kann, demonstriert Liechtenstein sehr gut. „Wir haben den Anspruch, innovationsfördernd zu regulieren“, so Dünser.

Dennoch bremsen Regulierungen die Innovationskraft häufig ein, etwa, weil die Unternehmen Strafen befürchten, wenn neue Entwicklungen nicht den Regulierungsanforderungen entsprechen. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt sich präventiv eine Compliance-Prüfung. Helmenstein betonte, dass die hohe politische Kunst in ‚smarten‘ Regulierungen liege. „Man muss das ‚magische Dreieck‘ an Regulierungszielen vollbringen.“ Einerseits kommt es darauf an, mit Regulierungen streitende Interessen miteinander zu versöhnen, andererseits sollen Regulierungen auch dazu beitragen, Diversifizierungen zu schaffen, um Wettbewerb zuzulassen. „Man muss Regulierungen mit positiven Effekten ausstatten, die eine Innovationsperformance hervorbringt.“

Dass smarte Regulierungen auch innovationsfördernd sein können, beweist etwa die von der EU verabschiedete MiCA-Verordnung, die einen umfassenden Regulierungsrahmen für Kryptowährungen geschaffen hat, der Rechtssicherheit gewährt. „Bei der Blockchaintechnologie war bisher vor allem die USA führend, doch nun tauchen immer öfter Fragen der Rechtssicherheit auf und der Wind dreht sich“, sagte Dünser und sieht hier Europa im Vorteil.

Keine Angst vor der Blase

Der Finanzmarktsektor wurde in Europa in den letzten Jahren besonders stark reguliert. Dahinter steckt mitunter die Angst vor Spekulationsblasen. Helmenstein versuchte, diese Furcht zu nehmen. „Die Geschichte zeigt, dass bisher jedes Financial Asset Gegenstand von Spekulation geworden ist. Wenn es zu Spekulationsblasen kommt, liegt das im Wesen der Innovation begründet. Man kann nicht antizipativ alles regulieren, um Spekulationen zu verhindern.“ Allerdings muss gewährleistet sein, dass die Blase nicht zu groß wird. „Wenn man Excellence will, muss man mit dem Risiko der Spekulationsblase leben können“, stimmte Prinz Michael zu.

Abschließend zeigten sich die Diskutanten durchaus als Innovationsoptimisten. Damit die Wertschöpfung in Europa gehalten werden kann, müssen sich die Länder ihrer unterschiedlichen Geschäftsmodelle bewusst sein. Nicht jede Nation kann Blockbuster-Innovator sein. Es bedarf auch der Anwender.

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