Anzeige
GASTEIN 2023 austrian health forum.

Schwarmintelligenz im Mannschaftssport

Unter dem Leitmotiv „Access to Medicine – europäische Konzepte im Praxis-Check“ versammelten sich 150 ausgewählte europäische und österreichische Entscheidungsträger:innen, Expert:innen und Praktiker:innen in Gastein.
Unter dem Leitmotiv „Access to Medicine – europäische Konzepte im Praxis-Check“ versammelten sich 150 ausgewählte europäische und österreichische Entscheidungsträger:innen, Expert:innen und Praktiker:innen in Gastein.Ben Kaulfus
  • Drucken

AHF-Gastein 2023. Europäische Gesundheitskonzepte einem österreichischen Praxis-Check zu unterziehen – so lautete das Motto, als Ende September das AHF erstmals als Pre-Conference des European Health Forum Gastein stattfand. Die Programmschwerpunkte: Prävention & Health Literacy sowie EU Pharma Legislation.

Bei der Realisierung der EU-Gesundheitsunion ist man in Europa auf einem guten Weg, jedenfalls wenn es nach der Überzeugung der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, geht. Der Plan zur Krebsbekämpfung gilt als die umfassendste EU-Initiative in diesem Bereich, er wird mit einem Budget von vier Milliarden Euro finanziert. Im April 2023 wurde die Europäische Gesundheitsunion mit einer umfassenden Überarbeitung der Arzneimittelvorschriften um eine wichtige Säule ergänzt. Der Plan lautet, einen Binnenmarkt für Arzneimittel zu schaffen, indem die Verfügbarkeit, Zugänglichkeit und Erschwinglichkeit von Arzneimitteln gefördert und gleichzeitig die Innovation und die Wettbewerbsfähigkeit der pharmazeutischen Industrie in der EU gestärkt werden. Auch ein ganzheitliches EU-Konzept in Sachen psychische Gesundheit liegt seit Juni 2023 vor. Mit 20 Leitinitiativen und 1,2 Milliarden Euro an EU-Mitteln wird die Kommission die Mitgliedstaaten dabei unterstützen, Menschen und deren psychische Gesundheit an oberste Stelle zu setzen.

Nach europäischer Denkart ergibt sich aus dem freien Personen- und Warenverkehr im Binnenmarkt die Notwendigkeit, Fragen der öffentlichen Gesundheit zu koordinieren. Die EU möchte dabei eine zunehmend bedeutende Rolle spielen, indem sie nationale Politik unterstützt. Denn es obliegt den Mitgliedstaaten, für die Organisation und Bereitstellung von Gesundheitsdiensten und medizinischer Versorgung zu sorgen.

Missing Link

Dass auf diesem gemeinsamen Weg noch viele Schritte zu gehen sind, weiß Clemens Martin Auer, Präsident des European Health Forum Gastein (EHFG): „Ich hätte mir nie gedacht, dass wir in Europa so eine fundamentale Krise des Gesundheitssystems erleben. Das liegt auch daran, dass es noch immer einen ‚Missing Link‘ zwischen europäischen Gesundheitsstrategien und der Umsetzung von Gesundheitspolitik auf nationaler Ebene gibt.“ Auer war einer der Eröffnungsredner beim Austrian Health Forum (AHF), jenem Gesundheitsforum in Österreich, das im fünften Jahr seines Bestehens Ende September 2023 erstmals als Pre-Conference zum EHFG nach Gastein gekommen war. „Durch die Kooperation zwischen den beiden Foren möchten wir Austausch ermöglichen, die Wechselwirkungen und Synergien beleuchten und so praxistaugliche Ansätze auf beiden Ebenen fördern“, so Auer. Unter dem Leitmotiv „Access to Medicine – europäische Konzepte im Praxis-Check“ waren 150 ausgewählte europäische und österreichische Entscheidungsträger:innen, Expert:innen und Praktiker:innen in Gastein eingetroffen, um in interaktiven Formaten gemeinsam an Modellen für einen besseren Zugang zum Gesundheitssystem für Patient:innen zu arbeiten.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, zitierte AHF-Gründer ­Christoph Hörhan in seiner Begrüßung aus dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse und appellierte an die Expert:innen vor Ort, diesen Zauber zu nutzen: „Es braucht Mut und Entschlossenheit, um die brennenden Probleme im Gesundheitswesen zu lösen. Der aktuelle Finanzausgleich wäre eine historische Chance dazu und die Erfahrung, aber auch die Entscheidungskompetenz der Teilnehmer:innen reicht aus, um die Weichen für wirksame Reformen zu stellen.“

Effizienz für Leistbarkeit

„Wir brauchen eine echte Gesundheitsreform, um die aktuellen Herausforderungen bewältigen zu können“, brachte Daniela Gutschi, Salzburger Landesrätin für Bildung, Gesundheit, Frauen, Diversität und Chancengleichheit, die politische Stimme ins Spiel – und sprach dabei eine Vielzahl von Herausforderungen an: „Demografie und Personalmangel in allen Gesundheitsbereichen schlagen gerade mit voller Wucht ein. Die Gesundheitskompetenz der Menschen ist etwas verloren gegangen und wir müssen sie zurückgewinnen. Wir müssen Kompetenz in die Pflegesysteme hineinbringen, die Digitalisierung noch viel stärker nutzen und Bildungsmaßnahmen setzen.“

„Unser Ziel ist ein modernes, ­effizientes und zukunftsorientiertes Gesundheitssystem, das Neues ­ermöglicht und gleichzeitig finanzierbar bleibt“, lautete die Botschaft von Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger und Obmann der Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS). „Es reicht nicht aus, wenn Bund und Länder beim Finanzausgleich über eine Gesundheitsreform verhandeln. Wir müssen alle Stakeholder in die Diskussion einbinden, denn ­Gesundheit ist Mannschaftssport“, so Lehner, der bei seiner Rede auf die Geschichte von Gastein reflektierte: „Gastein ist nicht nur ein Pionier im kurativen Bereich. Gastein ist im Winter und Sommer ein echter Bergsportort. Das Gesundheitssystem muss den Weg vom Reparatursystem zum Vorsorgesystem noch gehen.“

Für Rechts- und Politikwissenschaftlerin Meinhild Hausreither, Leiterin der Sektion VI Humanmedizinrecht und Gesundheitstelematik im Gesundheitsministerium, sind es drei zentrale Themen, die künftig im Fokus zu stehen haben: „Erstens geht es um die Stärkung der Prävention, wissend dass Krankheit bzw. Gesundheit zu rund 70 Prozent von Lebensstil und Umweltfaktoren abhängig sind. Zweitens ist die Gesundheitskompetenz der Menschen auszubauen, weil diese eine Voraussetzung für eine zielgerichtete Inanspruchnahme des Gesundheitssystems sowie für gesunde Lebensstilentscheidungen und insgesamt für Gesundheit und Lebensqualität sind. Und drittens brauchen wir mehr an innovativem Geist, der in der Gruppe entwickelt werden kann.“ Schwarmintelligenz sei ­gefragt.

Next Steps

An Innovationslust, Schwarmintelligenz und dem Geist eines Mannschaftssports sollte es in den beiden Kongresstagen in Gastein nicht fehlen. Um diesen Spirit der Teilnehmer:innen zu fördern, bediente sich das AHF der Methode des Political Design Thinking. „Impulse, Erfahrungen und Netzwerke von Expert:innen werden so verwoben, dass Fragestellungen neu begreifbar sind. So können überzeugende Ideen gefunden und auf ihre Relevanz und Praxistauglichkeit geprüft werden“, erläutert Hörhan das Konzept. Inhaltlich widmete man sich in verschiedenen, aufeinander aufsetzenden Formaten den beiden großen Programmschwerpunkten: Prävention & Health Literacy sowie EU Pharma Legislation.

Den Startschuss zum Themenblock Prävention & Health Literacy setzte Medizinerin und Public-Health-Expertin Heidrun Thaiss mit einer Keynote. „Es mangelt uns nicht an der Überzeugung, dass Prävention vom Kindesalter an sinnvoll ist, und auch nicht an guten Ideen. Es mangelt uns am Commitment, einige dieser Ideen endlich umzusetzen“, betonte Thaiss und sprach auch das Präventionsdilemma an, wonach „wir im System gerade jene am wenigsten erreichen, die präventive Maßnahmen besonders brauchen; wir haben folglich kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.“ Die Honorarprofessorin der Technischen Universität München (Health Promotion) verwies zudem auf die Bedeutung von förderlichen Rahmenbedingungen, am Beispiel von breit zugänglichen Screening- und Impfprogrammen. Aufbauend auf der Keynote wurde das Thema vertieft, in zwei Workshops („Jetzt handeln – Health Literacy & Screening“ beschäftigte sich mit der Früherkennung von Hautkrebs, „Chancen nützen – Strategien für erfolgreiche Impfprogramme“ widmete sich der Impfprävention) und einer interaktiven Podiumsdiskussion („Prävention und Health Literacy: systemisch denken“).

Die Keynote zum Thema EU Pharma Legislation hielt Dimitra Panteli, Public-Health-Forscherin und Expertin für Strategien im Gesundheitswesen. „Die laufende Reform des EU-Arzneimittelrechts ist eine einmalige Chance, den Zugang zur bestmöglichen pharmakologischen Versorgung für alle EU-Bürger:innen grundlegend zu stärken. Die Einbindung von allen betroffenen Akteur:innen ist sowohl für die Gestaltung als auch die Umsetzung von Maßnahmen ausschlaggebend“, so die Leiterin des Themenbereichs Innovation am Europäischen Observatorium für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik. Dem Thema auf den Grund ging man im Anschluss im Rahmen von zwei Podiumsdiskussionen („Von Policy zu Politics: EU Pharma Legislation“ und „Liefersicherheit für Arzneimittel: Maßnahmen für Österreich“) und einem gesundheitspolitischen Panel, bei dem u. a. Gesundheitsminister Rauch, die Vorsitzende der Landesgesundheitsreferenten, Beate Prettner, sowie SVS-Chef Peter Lehner die Frage „Next Steps: Was kommt bei den Menschen an?“ erörterten.

Die AHF Partner 2023

Das AHF-Gastein dankt folgenden Partnern für ihre Unterstützung:

  • Caritas
  • EBCONT
  • European Commission
  • Patient Access to Medicines
  • GSK Österreich
  • HÖRHAN Strategy Consultants
  • MSD
  • Novavax
  • PHARMIG
  • SVS – Sozialversicherung der Selbständigen
  • Österreichische Krebshilfe

Über Austrian Health Forum

Das „Who’s Who“ der Gesundheits-branche versammelt sich 2024 wieder beim Austrian Health Forum in Schladming. Renommierte Expert:innen und Vertreter:innen aus allen Bereichen diskutieren, wie ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem für Österreich aussehen könnte.

Nächstes AHF-Schladming: 23.–25. Mai 2024, congress Schladming

www.austrianhealthforum.at

Information

Der Beitrag beruht auf einer Medienkooperation mit der „Presse“ und ist mit finanzieller Unterstützung des Austrian Health Forum ­entstanden.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.