Sehr rot, sehr scharf - dieses Vorurteil wird auch hier nicht widerlegt
Fokus auf Lokal-Kolorit

Lokalkritik: Koreanisch essen im Shilla nahe der Staatsoper

Aus der Gattung „Wenn man in der Gegend ist und Gusto auf Kimchijeon hat“. Auf der Speisekarte stehen alte Bekannte.

Sehr rot, sehr scharf, sehr fleischlastig: Mit diesem Image kämpft die in den letzten Jahren zwar weltweit gehypte, aber sträflich unterschätzte koreanische Küche noch immer – beziehungsweise diejenigen, die sie gern auf einem hohen Niveau präsentieren wollen. Die zarten, poetischen Seiten dieser Küche und ihre enorme Vielfalt verschaffen sich kaum Gehör, selbst wenn dank Netflix manche schon von der koreanischen Tempelküche einer buddhistischen Nonne mitbekommen haben.

Mikrosaisonen werden weiterhin Japan zugeschrieben, da können auf den Märkten Seouls und anderswo noch so viele Sprossen und Triebe verkauft werden, für die ein Zeitfenster von gerade einmal ein paar Tagen gilt. Und Umami-Essen wie Korean Fried Chicken Wings/Cauliflower/Whatever, bei denen sich Fett, Zucker, Salz und Schärfe mit der geschmacklichen Tiefe der allgegenwärtigen fermentierten Pasten zusammentun, ist als Konkurrent einfach zu stark. Auf eine koreanische Neueröffnung abseits des Bulgogi-Kimchi-Pancake-Kanons warten wir also noch.

Essen mit Trenzbatterl

Auch die Speisekarte des Shilla nahe der Staatsoper fällt in die Kategorie „Kennt man eine, kennt man alle“ (wobei sich für Nichtkoreaner Namen wie Samgyeopsal oder Haemul Sundubu Jjigae nicht wirklich leicht memorieren ­lassen). Das Lokal wird von Petrolblau und verschiedenen Holzfarben dominiert, die braunen Stofftrenzbatterl, die den Gästen von der sehr freundlichen Kellnerin im Verbunde mit gegrilltem Fleisch angetragen werden, fügen sich da trefflich ein.

Petrolblau und verschiedene Holzfarben dominieren das Interieur
Petrolblau und verschiedene Holzfarben dominieren das InterieurChristine Pichler

Highlight unter den Vorspeisen: Haemulpajeon (12,90 Euro), ein pikanter Pancake mit gehackten Meeresfrüchten und Jungzwiebeln, chewy in der Konsistenz, gerade richtig fettig. Dessen Vetter Kimchijeon gab sich ziemlich weich und weniger ­angeknuspert, seine Verweildauer auf dem Tisch war dennoch denkbar kurz – die Kombination aus säuerlichem Gemüse und gebratenem Teig ist prinzipiell zu gut. Tteokbokki, gummiartige Reiskuchen-Fertigware in, ja, sehr roter Sauce, sind sonst oft eine Option für Veganer, werden hier aber klassisch mit Fischkuchen kombiniert – gute Entscheidung (12,90).

Makgeolli und die Kühltücken

Neben den sparsam dimensionierten frittierten Hendlwürfeln haben umso mehr Salatflankerl mit Cocktailsauce Platz auf dem Teller. Wer, siehe Einstieg, rot, scharf und Fleisch ausweichen will, orientiere sich Richtung gegrillter Makrele (19,90) oder Tofu-Gemüse-Reis (16,90). Unter den Getränken: Makgeolli, ein schwer zu beschreibendes Reisgetränk, angenehm milchig, aber mit einer Blendi-Zahnpasta-Note, wenn zu warm. Die dazugehörigen schmucken Trink­schalen aus gülden eloxiertem Aluminium ­verwahrt man in Korea daher oft in der Kühlung und nicht wie hier im Regal.

Tipp

Shilla, Bösendorferstraße 3, 1010 Wien, Tel.: +43/(0)664 158 47 43, Restaurant: Mo–Fr: 11.30–15, 17.30–22.30, Sa: 17–22.30 Uhr.


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