Warum sind die Bäume noch so grün?

Die Allee vor der „Presse“-Redaktion ist heuer noch grün belaubt.
Die Allee vor der „Presse“-Redaktion ist heuer noch grün belaubt.Clemens Fabry
  • Drucken

Wann sich die Blätter verfärben, ist eine Frage von Sonnenlicht, Trockenheit – und Temperatur.

Manchmal braucht man sprichwörtlich nur aus dem Fenster zu sehen. Vor jenen der „Presse“-Redaktion zeigt sich das, was vielen dieser Tage ebenfalls aufgefallen ist: Wie grün in vielen Teilen Wiens die Bäume noch sind.

Wenig wird so sehr mit dem Herbst assoziiert wie seine Farben: Gelb, Rot und Orange leuchtet es üblicherweise allerorten, ehe die Blätter zu Boden fallen. Üblicherweise.

Die gelbe und rote Färbung der Blätter entsteht, wenn im Herbst das Chlorophyll abgebaut wird und so andere Farbpigmente in den Blättern zum Vorschein kommen. Das wiederum hängt damit zusammen, dass die Pflanzen bei weniger Sonnenlicht kaum Fotosynthese betreiben. Um sich im kalten Winter zu schützen, verlagern die Bäume das Chlorophyll von den Blättern in Äste und Stamm.

Auch, dass der Boden kälter und trockener wird, ist für Bäume ein Zeichen dafür, dass der Herbst kommt. War der Sommer sehr trocken und im Boden ist ohnehin wenig Feuchtigkeit, dann beginnen die Bäume viel früher damit, sich zu verfärben.

Aber: Auch die Temperatur spielt eine Rolle. Sinkt diese über einen längeren Zeitpunkt unter einen bestimmten Wert, beginnt der Abbau des Chlorophylls, das für die grüne Farbe der Blätter sorgt. Freilich, nicht jede Baumart reagiert dabei gleich. Im deutschen Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung nennt man aber eine Faustregel: Ihr zufolge werden die Bäume ihre Blätter ab, wenn die mittlere Tagestemperatur über zehn Tage lang unter neun Grad fällt.

Nach dem wärmsten Oktober der Messgeschichte und einem bisher ebenfalls sehr warmen November könnte das späte Grün ein Zeichen für den Klimawandel sein. Erst am Donnerstag gab die US-Klimabehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) bekannt, dass das heurige Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 99 Prozent das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen vor 174 Jahren werde. Bereits vor einigen Tagen hatte der EU-Klimawandeldienst Copernicus mitgeteilt, dass es sich beim vergangenen Monat seinen Daten zufolge um den wärmsten Oktober seit Beginn seiner Messreihe im Jahr 1940 handle.

Immerhin: Am Freitag wird es kühler. Es regnet an der Alpennordseite verbreitet, schon ab 600 bis 900 Metern wird es winterlich mit Schneefall. Meist trocken bleibt es im Süden, hier sind bis zu 11 Grad möglich, sonst werden es 1 bis 8 Grad. (tes)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.