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Ophthalmologie

Demografie fördert Anstieg von Sehbehinderungen

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Johannes Pleiner-Duxneuner gibt Einblick in die Forschungsfortschritte in der Augenheilkunde.

Weltweit leiden mehr als zwei Milliarden Menschen an einer Einschränkung des Sehvermögens. Bei der Hälfte von ihnen wäre es möglich, eine Sehbehinderung durch geeignete Therapien zu verhindern. Unbehandelte ophthalmologische Erkrankungen sind jedoch eine Hauptursache für eine Erblindung oder eine schwere Beeinträchtigung des Sehvermögens

Herr Pleiner-Duxneuner, seit wann ist Roche in der Forschung in der Ophthalmologie aktiv?

Johannes Pleiner-Duxneuner: Tatsächlich ist Roche schon seit Jahren in der Ophthalmologie aktiv, vor allem in den USA. In Europa konzentrieren wir uns seit rund einenhalb Jahren auf die Ophthalmologie, um hier einen Beitrag zur Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten zu leisten. Der Fokus der Forschung liegt in erster Linie auf der Behandlung von Netzhauterkrankungen, da wir derzeit hier die besten Therapie-Ansätze haben. Roche hat im vergangenen Jahr bereits ein innovatives Produkt zur Behandlung von Alters- und Diabetes-bedingten Netzhauterkrankungen erfolgreich für Patient:innen verfügbar gemacht.

Die Zahl der Patient:innen mit altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) steigt. Was sind die Gründe für diese Zunahme?

Schätzungen zufolge wird die Zahl der Patient:innen mit AMD laut Lancet Global Health in den nächsten zwanzig Jahren um rund die Hälfte zunehmen. Die Gründe dafür sind das Bevölkerungswachstum, vor allem aber die Alterung der Gesellschaft. Damit ist zu erwarten, dass generell immer mehr Menschen an einer Sehbehinderung leiden werden.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es und wie wirksam sind sie?

Die Therapie der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration beruht auf der Verabreichung von intravitrealen Injektionen. Das bedeutet, die Medikamente müssen in das Auge injiziert werden, damit sie dort ihre beste Wirkung entfalten können und auch Nebenwirkungen vermieden werden können. Die Therapien beruhen im Moment auf Hemmung eines Wachstumsfaktors (VEGF). Dieser fördert neue Gefäßaussprossungen sowie Flüssigkeitsansammlungen (Ödemen) in der Netzhaut, was zu einer Verschlechterung der Sehkraft führt. Die derzeitigen Therapien sind schon sehr gut wirksam, allerdings müssen die intravitrealen Injektionen relativ häufig verabreicht werden – in vielen Fällen bis zu einmal im Monat. Das ist einerseits sehr unangenehm für die behandelten Patient:innen und bedeutet auch einiges an logistischem Aufwand in den behandelnden Krankenhaus-Ambulanzen. Neue Therapie-Ansätze konzentrieren sich daher auf die Verlängerung der Intervalle zwischen den Injektionen; dies kann z.B. durch innovative Wirkmechanismen mit zusätzlichen Angriffspunkten erreicht werden.

Johannes Pleiner-Duxneuner leitet die „Innovation to Business“-Abteilung bei Roche Österreich und ist Präsident der Gesellschaft für Pharmazeutische Medizin.
Johannes Pleiner-Duxneuner leitet die „Innovation to Business“-Abteilung bei Roche Österreich und ist Präsident der Gesellschaft für Pharmazeutische Medizin. Beigestellt

Ebenfalls zunehmend sind die Fallzahlen des diabetischen Makulaödems (DMÖ). Was tut sich hier in der Forschung?

Durch die steigende Zahl an Patient:innen mit Diabetes, vor allem Typ II Diabetes, im Volksmund als „Altersdiabetes“ bekannt, nimmt auch die Zahl der Patient:innen mit DMÖ zu. Die Therapie-Ansätze sind, neben einer guten Einstellung des Diabetes, relativ ähnlich der AMD. Also im Prinzip beruht auch hier die Therapie auf der Verabreichung von regelmäßigen intravitrealen Injektionen. In Zukunft forschen wir daran, durch Blutwerte und andere Tests herauszufinden, welche Patient:innen von welcher Therapie am besten profitieren.

Wie beugt man AMD und DMÖ vor?

Die AMD ist zu einem großen Teil genetisch vorbestimmt. Allerdings können wir durch einen gesunden Lebenswandel den Ausbruch der Erkrankung verhindern oder zumindest hinauszögern. Insbesondere dürfte das Rauchen schädigend wirken. Bei der DMÖ ist das Um und Auf die Einstellung und Behandlung des Diabetes. Patient:innen mit gut eingestelltem Diabetes und damit einem niedrigen Langzeitzucker (HbA1c) und nicht sehr ausgeprägten Blutzuckerschwankungen, vor allem Blutzuckerspitzen, sind hier deutlich besser dran.

Wo möchte Roche in der Ophthalmologie-Forschung weitere Schwerpunkte setzen?

Roche entdeckt neue Ansatzpunkte und verfolgt neue Signalwege, sodass innovative Therapien entwickelt werden, die an neue Zielstrukturen binden, anders wirken oder über längere Zeit wirksam abgegeben werden. Unsere Innovationsstrategie basiert auf den Säulen: neue Wirkmechanismen, langwirksame innovative Technologien sowie die personalisierte Medizin. So entwickeln wir neue Therapie-Ansätze und machen sie für Ärzt:innen und Patient:innen verfügbar. Auch digitale Lösungen, sogenannte DIGAs (digitale Gesundheitsanwendungen) könnten in Zukunft unterstützen. So könnten Patient:innen zu Hause mittels ihres Smartphones und einer entsprechenden App die Sehkraft selbst bestimmen und bei Zeichen einer Verschlechterung ihren Arzt kontaktieren. Ein zusätzlicher Vorteil wäre, dass die behandelnden Ärzt:innen dadurch einen besseren Überblick über den Verlauf der Erkrankung haben.

roche.at


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