Anzeige
Round Table

Neben „Made in Austria“ auch „Made with Austria“

Es braucht in der pharmazeutischen Industrie neben den Produkten als „Hardware“ auch die „Software“ in Form von klinischen Studien, die letztlich zu Innovationen führen.
Es braucht in der pharmazeutischen Industrie neben den Produkten als „Hardware“ auch die „Software“ in Form von klinischen Studien, die letztlich zu Innovationen führen.Günther Peroutka
  • Drucken

Forschungs- und Wirtschaftsstandort. Österreich ist gut beraten, sich als Pharmastandort noch stärker zu positionieren und auch attraktive Rahmenbedingungen für die klinische Forschung zu bieten.

Der Mangel an Arzneimitteln hat auch damit zu tun, dass die Produktion aus Europa ausgelagert wurde. Kein Wunder, dass vermehrt Rufe wahrgenommen werden, die verlangen, die Produktion nach Europa und Österreich zurückzuholen. Doch so einfach ist das nicht. „Mitunter wurde aus Kostengründen ausgelagert. In diesem Fall wird man die Produktion nur schwer wieder zurückholen können“, analysierte Ökonom und WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr. „Heimholen nach Österreich kann in Einzelfällen ein guter Schritt sein, ist aber nicht die Lösung für das allgemeine Problem der Versorgungssicherheit.“ Viel eher sollte man darauf achten, von einem Wirkstoff mehr als eine Quelle zu haben. „Gibt es für einen Wirkstoff nur einen Hersteller, bekommt bei steigender Nachfrage derjenige den Zuschlag, der am meisten bezahlt. Hier kann nur Diversifizierung die Lösung sein und da ist es dann nebensächlich, ob sich die Quelle in Österreich, in Europa oder an einem anderen Ort befindet“, so Felbermayr.

Klinische Forschung fördern

Österreich hat sich in den letzten Jahren stark als Pharmastandort etabliert. In der Pharmabranche sind hierzulande rund 18.000 Menschen beschäftigt, die durch die PHARMIG repräsentiert werden. „Trotzdem redet man in Österreich meist nur vom starken Tourismus als wichtigen Wirtschaftsfaktor. Neben dem Tourismus gibt es aber auch andere Branchen, die von großer Bedeutung sind und dazu zählt auch die pharmazeutische Industrie“, betonte PHARMIG-Präsident Ingo Raimon, der beim Branchentalk mit einem besonderen Slogan aufhorchen ließ: Made WITH Austria. Während „Made in Austria“ ein geflügelter Begriff ist, der für Betriebe steht, die in Österreich produzieren, wünscht sich Raimon auch ein stärkeres Bewusstsein für „Made with Austria“. Dazu zählt er die klinische Forschung zur Entwicklung neuer Medikamente, an der sich Österreich stärker beteiligen muss. „Während die produzierenden Betriebe die ‚Hardware‘ sind, braucht es auch die ‚Software‘ und das ist in der pharmazeutischen Industrie die klinische Forschung. Es muss sichergestellt werden, dass die pharmazeutische Industrie weiterhin in Österreich klinische Forschung betreiben kann und weiterhin in klinische Forschung in Österreich investiert, denn innerhalb der weltweit agierenden Unternehmen herrscht ein Wettbewerb zwischen den einzelnen Standorten. Wenn man Europa betrachtet, dann ist wichtig, dass nicht nur in den großen fünf ­EU-Staaten, wie beispielsweise Deutschland, Frankreich oder Spanien klinische Forschung stattfindet, sondern auch kleinere Länder sich als wichtige Player etablieren.“

Aktuell sieht die Situation jedoch ganz anders aus. Die Zahl der klinischen Studien ist in Österreich rückläufig. Umso wichtiger wäre eine Trendumkehr. Dabei geht es nicht nur um Förderungen, sondern auch darum, positive Signale zu senden. „Wir brauchen eine Willkommenskultur für die Produkte der klinischen Forschung, denn damit holt man sich Innovation ins Land, nämlich neue Medikamente. Mit der Beteiligung an klinischer Forschung sind Österreichs Medizinerinnen und Mediziner auch am aktuellen Stand der Wissenschaft“, sagte Raimon. Dazu müssen aber die optimalen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Hoffnung Next Generation

Neben der klinischen Forschung braucht es auch die Versorgungsforschung, um die Mängel in der Arzneimittelversorgung aufzuzeigen. „Als Basis wäre eine Gesamtbetrachtung des Gesundheitssystems unter Einbeziehung der Kompetenz der agierenden Personen notwendig“, sagte Stephanie Poggenburg, Hausärztin in Hart bei Graz, Allgemeinmedizinerin und Mitglied des Präsidiums der Österreichischen Gesellschaft für All­gemein- und Familienmedizin (ÖGAM). „Die Versorgungsforschung zeigt auf, wo tatsächlich die Baustellen sind, die teilweise auch über Sektoren hinaus behandelt werden können, ohne dass jedes System für sich einzeln und im kleinen die Probleme zu lösen versucht.“

Ein Zusammenführen von unterschiedlichen Ebenen bedarf jedoch auch eines Umdenkens bei vielen handelnden Personen. Fachärztin Andrea Kdolsky beobachtet, dass die nachkommende Generation die besten Grundvoraussetzungen mitbringt. „Während die Babyboomer-Generation, zu der ich mich auch zähle, eher Einzelkämpfer hervorbrachte und sich niemand gerne in die Karten schauen ließ und jeder sein eigenes Süppchen kochte, zeichnet sich die Next Generation durch die Teamfähigkeit aus. Diese Teamfähigkeit wird auch die fächerübergreifende Möglichkeit haben, die in Zukunft Patienten brauchen, in einer immer spezialisierten Medizin“, sagte Kdolsky.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.