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Brucknerhaus Linz

Das Brucknerhaus Linz wird 50!

Seit nun 50 Jahren ist das Brucknerhaus ein Veranstaltungsort, der Neues wagt und Altes bewahrt.
Seit nun 50 Jahren ist das Brucknerhaus ein Veranstaltungsort, der Neues wagt und Altes bewahrt.Nora Forsthuber
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Feierlichkeiten. Das Konzerthaus mit seiner einzigartigen Lage direkt an der Donau feiert am 22. und 23. März mit zwei hochkarätigen Konzerten, unter anderem mit den Wiener Philharmonikern, sein Jubiläum. 

Dass Anton Bruckners Geburtstag sich heuer zum 200. Mal jährt, hat sich unter Musikfreundinnen und -freunden längst herumgesprochen. Doch in Linz gilt es 2024, ein weiteres Jubiläum zu begehen: Das Brucknerhaus Linz wird 50 Jahre alt. Am 23. März 2024 ist es exakt fünf Jahrzehnte her, dass das Konzerthaus in der oberösterreichischen Landeshauptstadt eröffnet wurde.

Ein „Erlebnis von berauschender Schönheit“ – so nannte es Dirigent Herbert von Karajan, als er 1974 dem Festkonzert zur Inauguration des Brucknerhauses Linz vorstand. Damals spielten die Wiener Philharmoniker unter seiner Leitung. Doch der Weg bis dahin war kein einfacher. Den Feierlichkeiten waren jahrzehntelange Planungen vorausgegangen.

Schon in den 1930er-Jahren hatte man die Idee, Linz mit der Errichtung und Etablierung einer wichtigen Konzertstätte als Kultur­metropole neu zu positionieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch die Forderungen von Orchestern und Chören des Bundeslandes nach einem neuen, größeren Konzertsaal immer lauter. Damit einher gingen Konzerte an ungeeigneten Orten: So kam es, dass Herbert von Karajan im Turnsaal der Diesterwegschule und Wilhelm Furtwängler in der Straßenbahnremise Kleinmünchen am Pult auftraten. Auch der „Oberösterreichische Heimatverein“ veranstaltete im damaligen Kaufmännischen Vereinshaus ein Konzert „zur Schaffung eines Bruckner-Konzerthauses“. All diese Aufführungen dienten dem Zweck, den Blick vieler Menschen auf die Notwendigkeit zu lenken, ein Konzerthaus zu eröffnen.

Nach zwischenzeitlichen Diskussionen darüber, ob andere Bauten der Stadt dringlicher wären, war es 1960 schließlich so weit, dass ein Grundsatzbeschluss für den Bau gefasst wurde. Hier waren der Linzer Bürgermeister Ernst Koref und der oberösterreichische Landeshauptmann Heinrich Gleißner maßgeblich beteiligt.

„Der Bauplatz war herrlich!“

Wo aber sollte das künftige Konzerthaus errichtet werden? Hier wurde aus einem Unglück ein Glück gemacht: Das Areal zwischen Nibelungen- und Eisenbahnbrücke, das nach der Überschwemmung von 1954 als Hochwasserdamm aufgeschüttet worden war, wurde als Bauplatz bestimmt. Der Finne Heikki Sirén und seine Frau Kaija wurden als Architektenpaar ausgewählt. „Der Bauplatz war herrlich!“, sagte Heikki Sirén einst über das Areal. „Der Park, die Donau – wunderschön. […] Die Glasfassade sollte den Schwung auf den Fluss mitmachen und den Blick darauf freigeben.“ Und auch der aktuelle Intendant des Brucknerhauses Linz, Dietmar Kerschbaum, der von „zeitloser, edler Architektur“ aus der Feder Siréns spricht, schwärmt: „Schon aufgrund dieser Lage ist das Haus etwas ganz Besonderes. Die Kraft der Donau kommt sozusagen in den Konzertraum hinein.“

Der Grundstein wurde am 16. Mai 1969 durch den damaligen Bundespräsidenten Franz Jonas und den damaligen Linzer Bürgermeister, Theodor Grill, gelegt – und rasch entwickelte sich das Brucknerhaus mit seiner markanten Glasfront und dem Blick auf die Donau, Urfahr und den Pöstlingberg zum Wahrzeichen der Stadt: einerseits als Symbol der Moderne und weithin sichtbares Zeichen für die Vorwärtsgewandtheit und Weltoffenheit von Linz, andererseits als Haus mit hervorragenden akustischen Eigenschaften.

Diese wurden bald von Klangkörpern, Musikerinnen und Musikern aus der ganzen Welt geschätzt. Daran hatte Herbert von Karajan einen großen Anteil, glich doch die Tatsache, dass er das Eröffnungskonzert dirigierte, einem Ritterschlag für das Haus. Er war es auch, auf dessen Rat hin markante, offene Kugeln eingebaut wurden, die als Schallwellenbrecher dienen. Dies kam so: Karajan erklärte sich damals bereit, das Eröffnungskonzert zu leiten, knüpfte jedoch die Bedingung daran, dass er ein halbes Jahr vor der Eröffnung nach Linz kommen dürfe, um die Akustik zu überprüfen. „Damals musste das Bruckner Orchester bereitstehen und Bruckners Siebente spielen“, erzählt Intendant Dietmar Kerschbaum. „Es wird berichtet, dass Karajan anfangs im Saal herumging und sich mit seinem Akustiker beriet. Dann trat er ans Pult und dirigierte den zweiten Satz – das war wie eine Krönung und hatte weitreichende Folgen. Denn so war es möglich, gleich nach der Eröffnung internationale Stars nach Linz zu holen“, so Kerschbaum.

Über die Jahre waren das Künstlerinnen und Künstler wie Valery Gergiev, Elīna Garanča, Lorin Maazel, Jonas Kaufmann, Claudio Abbado, Gidon Kremer, Franz Welser-Möst und Christian Thielemann. Unter den hier gastierenden Orchestern waren auch das Chicago Symphony Orchestra, das Cleveland Orchestra, das Concertgebouworkest Amsterdam, die Münchner Philharmoniker, die New Yorker Philharmoniker, die Sächsische Staatskapelle Dresden, die Wiener Symphoniker und die Wiener Philharmoniker. Wobei es gleichzeitig den Intendanten stets ein Anliegen war, jungen, aufstrebenden Talenten gleichermaßen einen Platz einzuräumen. „Und auch für heimische Künstlerinnen und Künstler wurde das Brucknerhaus zu einer Heimstätte“, so Kerschbaum.

„Siebente“ mit Mehta

Von Anfang an, seit der Eröffnung am 23. März 1974, waren die Wiener Philharmoniker dem Haus eng verbunden. Nun werden sie es auch sein, die den Festakt zum 50-Jahr-Jubiläum musikalisch gestalten: Dieses Mal steht Zubin Mehta am Pult, „dem das Brucknerhaus schon einige Sternstunden verdankt“, wie Kerschbaum ausführt. Wie 1974 spielt man auch dieses Mal Anton Bruckners „Siebente“. Es ist dies jene monumentale Symphonie, die dem Komponisten zum internationalen Durchbruch verhalf. Auch ist sie die weltweit am öftesten gespielte seiner Symphonien. Und das Faktum, dass sie damals zur Eröffnung des Brucknerhauses Linz gespielt wurde, ist nicht der einzige Konnex zu einem Jubiläum: Vielmehr ist es 2024 auch genau 140 Jahre her, dass die „Siebente“ uraufgeführt wurde. Im Brucknerhaus selbst wurde sie in den vergangenen fünf Jahrzehnten mehr als dreißig Mal gespielt. Natürlich werden beim Festakt am 23. März auch Reden und Glückwünsche von prominenten Gratulantinnen und Gratulanten aus Kultur, Politik und Gesellschaft nicht fehlen.

Die Wiener Philharmoniker werden unter der Leitung von Zubin Mehta Anton Bruckners Sinfonie Nr. 7 E-Dur als Geburtstagsständchen aufführen.
Die Wiener Philharmoniker werden unter der Leitung von Zubin Mehta Anton Bruckners Sinfonie Nr. 7 E-Dur als Geburtstagsständchen aufführen.Monika Rittershaus

Doch die Feierlichkeiten beschränken sich nicht auf einen Tag: Schon am 22. März wird man das Brucknerhaus Linz anlässlich seines 50. Geburtstages hochleben lassen. Das Bruckner Orchester Linz wird ein Jubiläumskonzert spielen.

Dabei gibt es eine Uraufführung eines Werks eines oberösterreichischen Komponisten: Rudolf Jungwirth, der aus der oberösterreichischen Landeshauptstadt stammt, hat fünf Stücke für Orchester mit dem Titel „LETTERS“ für das Brucknerhaus-Jubiläum geschrieben. Kombiniert werden diese mit Symphonien, die ebenfalls alle eine Verbindung zu Linz haben: einerseits Anton Bruckners Symphonie Nummer 1 in der Fassung der Linzer Uraufführung von 1868, andererseits Ludwig van Beethovens „Achte“. In Letzterer hat Beethoven selbst „Sinfonia Lintz im Monath October 1812“ in der autografen Partitur vermerkt, er schrieb diese zum Teil hier, als er seinen Bruder besuchte, der auf dem Linzer Hauptplatz eine Apotheke betrieb.

Die Feierlichkeiten zu 50 Jahre Brucknerhaus werden durch eine Ausstellung und eine Festschrift ergänzt, die in Kooperation mit der „Presse“ gestaltet wird. „All das werden Zeichen dafür sein“, so Intendant Dietmar Kerschbaum, „wie das Brucknerhaus die Stadt Linz nachhaltig verändert und ihre Eigenschaft als Kulturstadt untermauert hat.“

Die Wiener Philharmoniker spielen zum Geburtstag des Brucknerhauses unter der Leitung von Zubin Mehta.
Die Wiener Philharmoniker spielen zum Geburtstag des Brucknerhauses unter der Leitung von Zubin Mehta.R. Winkler

Die Köpfe des Brucknerhauses Linz

Als das Brucknerhaus Linz im Jahr 1974 aus der Taufe gehoben wurde, etablierte sich Horst Stadlmayr als Gründungsdirektor, er war in dieser Funktion bis 1987 tätig. Auf ihn folgte Karl Gerbel, der bis 1997 Direktor war. Ab 1998 war Wolfgang Winkler künstlerischer Leiter, er arbeitete eng mit dem kaufmännischen Direktor Wolfgang Lehner zusammen. Auf Winkler folgte 2013 Hans-Joachim Frey, auf diesen 2017 der aktuelle künstlerische Leiter Dietmar Kerschbaum.

In einigen Jahren hatte das Brucknerhaus Linz auch einen eigenen Musikdirektor oder eine Musikdirektorin: In dieser Funktion war anfangs Margareta Wöss aktiv, 1987 folgte ihr Reinhard Kannonier, 1990 übernahm Thomas Daniel Schlee diese Funktion bis 1998.

Über all die Jahre war die Pflege eines vielseitigen Repertoires ebenso im Fokus wie Uraufführungen. Immer wieder gab es Schwerpunkte zu einzelnen Komponistinnen und Komponisten sowie Aufträge an solche. Uraufführungen von (ober-)österreichischen Komponistinnen und Komponisten wie Johanna Doderer, Gottfried von Einem, Sabina Hank und Rudolf Jungwirth und internationalen wie Hans Werner Henze wurden im Brucknerhaus präsentiert.

Jubiläumskonzerte

22. März:

Bruckner Orchester Linz unter Markus Poschner: „Letters“ von Rudolf Jungwirth, erste Symphonie von Anton Bruckner, achte Symphonie Ludwig van Beethovens

Rahmenprogramm: Ausstellungseröffnung und Präsentation der Festpublikation

23. März:

Wiener Philharmoniker unter Zubin Mehta, Siebente Symphonie von Anton Bruckner, Reden und Glückwünsche

Infos: www.brucknerhaus.at


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