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Liechtenstein Finance Talk

Tokenisierung hat großes Zukunftspotenzial

Bernhard Thalhammer (89Ventures), Dominik Kara (VP Bank), Hansjörg Wehrle (Allgemeines Treuunternehmen (ATU)), Thomas Nägele (CCA Trustless Technologies Association), moderiert von Eva Komarek („Die Presse“)
Bernhard Thalhammer (89Ventures), Dominik Kara (VP Bank), Hansjörg Wehrle (Allgemeines Treuunternehmen (ATU)), Thomas Nägele (CCA Trustless Technologies Association), moderiert von Eva Komarek („Die Presse“)Roland RUDOLPH
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Liechtenstein Finance Talk 2024. Tokenisierung im Rahmen von gemeinnützigem Engagement – eine Alternative für Vermögenswerte?

Die Blockchain ist eine Schlüsseltechnologie zur Digitalisierung des Finanzmarktes. Als erstes Land der Welt verabschiedete das Fürstentum Liechtenstein bereits im Jahr 2020 ein eigenes Blockchaingesetz – das sogenannte TVTG (Token- und VT-Dienstleister-Gesetz). Mit diesem Gesetz hat man eine Rechtsgrundlage zur Tokenisierung geschaffen. Im Liechtenstein Finance Talk wurde der Blick auf die Tokenisierung im Rahmen von gemeinnützigem Engagement gerichtet. Kann es eine Alternative für Vermögenswerte sein? Zum Beispiel die Tokenisierung von einem Konzertflügel für einen gemeinnützigen Zweck. Passend zum Thema fand das Event im „Haus der Musik“ statt. Nach der Begrüßung durch Simon Tribelhorn, Präsident von Liechtenstein Finance und Geschäftsführer des Liechtensteinischen Bankenverbands (LBV), beleuchtete Thomas Nägele, Managing Partner von Nägele Rechtsanwälte GmbH, in der ersten Keynote die Entstehung des TVTG.

2016 wurde von der Regierung eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Dabei erkannte man die große Chance, einen Rechtsrahmen zur Tokenisierung für Vermögenswerte zu schaffen, die gegenwärtig digital nicht ansprechbar sind. „So entstand die Vision der Token-Economy.“ Grundvoraussetzung ist, dass es eine legale Definition gibt, was ein Token ist. „Er kann wie eine Art Container wirken, der Rechte repräsentiert. Wir haben sozusagen ein neues Rechtsobjekt eingeführt.“ Hansjörg Wehrle, Mitglied des Treuhänderrates des Allgemeinen Treuunternehmens (ATU), gab ein konkretes Beispiel, wie diese Tokenisierung zum Einsatz kommt. In Liechtenstein gibt es eine Stiftung, die seit 30 Jahren junge Musiker fördert. Bisher wurde das Geld klassisch aufs Bankkonto überwiesen. Nun wurde bei einem Konzertflügel für die Förderung erstmals eine Ausschüttung per Token vorgenommen („Ausschüttungstoken“). „Die Stiftung kann die Token in der Bilanz als Spende verbuchen.“ Spender bekommen zudem Zutritte zu Konzerten und somit einen emotionalen Wert. In einem anderen Projekt wurde eine Violine über Token gekauft („Eigentums­token“). Das Instrument kann vom Musiker über einen gewissen Zeitraum benutzt werden. Danach werden die Token zurückgenommen und die Violine verkauft. An einem Mehrwert kann man partizipieren. Wehrle sieht die Vorteile u. a. im schlanken Ausschüttungsprozess. „Vor allem stehen die Token im Vermögensauszug und ihre Wirkung ist greifbar.“

Dominik Kara, Head DLT Business Engineering bei der VP Bank AG, sieht einen besonderen Vorteil der Tokenisierung in der Portfoliointegration. Die VP Bank AG orientiert sich bei der Tokenisierung auf physische Gegenstände (Eigen­tums­to­ken). „Gerade in der Nachlassplanung ist die Tokenisierung ein unbürokratischer Transfer und hat großes Zukunftspotenzial, etwa beim Erbe von Sachwerten.“ Die VP Bank ist eine der ersten Banken in Europa, die bereits auf diese Weise u. a. Kunstwerke tokenisiert. In der Diskussionsrunde nahm auch Bernhard Thalhammer, CEO von 89Ventures AG sowie Beirat der Digital Assets Association Austria (DAAA), am Podium Platz. „Hat man ein Finanzprodukt, das man tokenisieren will, muss man sich fragen, unter welchem Rechtsrahmen es stattfinden soll. Wichtig ist also die Strukturierung“, sagte der Unternehmensberater.

Es wird experimentiert

Rechtsanwalt Thomas Nägele hob die neuen Möglichkeiten bei der Tokenisierung durch die Blockchain hervor. So lassen sich die Token z. B. je nach Bedürfnis gestalten, etwa als Nutzungstoken, Versicherungstoken usw. „Der Schlüssel ist, dass Rechte digital ansprechbar werden.“ Grundvoraussetzung: dass man die richtige Blockchain wählt. „Hier ist entscheidend, dass sie unter das Gesetz fällt“, sagte Nägele. Alle Experten beobachten eine steigende Nachfrage nach Tokenisierung von Sachwerten. Laut Dominik Kara von der VP Bank steigt gerade in der Musik, aber zunehmend auch in der Kunst die Nachfrage nach Tokenisierung. Unternehmen wie das Allgemeine Treuunternehmen (ATU) streben weitere Tokenisierungsprojekte nach Vorbild des Konzertflügels oder der Violine an. Derzeit steht noch die Gemeinnützigkeit im Vordergrund. „Wir sammeln Erfahrungen, bauen ein Expertennetzwerk auf und sehen es als eine Art Versuchslabor“, sagte Hansjörg Wehrle. Aus diesem Grund wurden die Token in den Projekten bisher auch in Fiatgeld gehandelt. „Wir nutzen die moderne Technologie, wollen uns aber nicht in den Bereich der Spekulation begeben.“

Natürlich kam auch die Frage auf, ob Tokenisierung beim Investment in Immobilien Sinn machen. Hier bedarf es von rechtlicher Seite noch Anpassungen beim Grundbuch. „Generell muss man sich immer die Frage stellen: Was wird konkret tokenisiert und was sind die Vorteile“, so Thalhammer.

Information

Der Liechtenstein Finance Talk 2024 fand auf Einladung von „Die Presse“, in Kooperation mit Liechtenstein Finance e. V., statt.


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