Doppelt gemoppelt

Mit Trinkwasserkraftwerken lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Dass das Wiener Trinkwasser über eine anerkannt hohe Qualität verfügt, ist hinlänglich bekannt. Weniger bekannt ist, dass die Wiener Haushalte mit ebendiesem Wasser zu einem nicht unerheblichen Anteil auch mit elektrischer Energie versorgt werden. Insgesamt vierzehn Trinkwasser-Kraftwerke mit jeweils einer Leistung von bis zu zehn Megawatt betreiben die Wiener Wasserwerke und erzeugen damit jährlich rund 65 Mio. Kilowattstunden an Strom. Das entspricht in etwa dem Bedarf einer Stadt wie St. Pölten. „Zehn bis zwölf Mio. KWh benötigen wir für unsere eigenen Zwecke“, erklärt Hans Sailer, Betriebsvorstand der Wiener Wasserwerke, „den Rest verkaufen wir und speisen ihn in das öffentliche Netz ein.“

Unterschätzte Kleinwasserkraft

Wie sich ein und dieselbe Rohstoffquelle gleich in zweifacher, voneinander vollkommen unterschiedlicher Weise nutzen lässt, zeigt beispielsweise das im September 2006 eröffnete Trinkwasser-Kraftwerk Mauer in Wien Liesing, das in Zusammenarbeit mit der Siemens AG Österreich realisiert wurde. Betrieben wird es mit dem Wasser der II. Wiener Hochquellenleitung, das vom steirischen Hochschwab bis in die Bundeshauptstadt rund 200 Kilometer zurücklegt und durch den Höhenunterschied von insgesamt 361 Metern hier mit einem immensen Druck ankommt. Mit dem neuen Kraftwerk lässt sich eine Jahresstrom-Menge von rund drei Mio. Kilowattstunden erzeugen, eine Menge, die rund 1000 Wiener Haushalte mit sauberer Energie versorgt. „Die Qualität des Trinkwassers wird dadurch in keinster Weise beeinträchtigt“, versichert Sailer. „Turbinen sind im Grunde nur ,umgekehrte' Pumpen, außerdem sind sie für diese Zwecke speziell zertifiziert.“

Die Trinkwasser-Kraftwerke der Wiener Wasserwerke sind allerdings nur ein Spezialfall jener vielen Kleinkraftwasserkraftwerke, die es in ganz Österreich gibt. 2000 sind es derzeit, die ihren Strom ins öffentliche Netz einspeisen. Nach Schätzungen des Verbandes Kleinwasserkraft werden sie im Jahr 2007 rund 4,4 Terawattstunden (4.400.000.000 KWh) an elektrischer Energie erzeugen und damit annähernd acht Prozent des österreichischen Strombedarfes abdecken. Das entspricht der Einsparung von 1,4 Mio. Tonnen eines fossilen Energieträgers wie Erdöl, der 3,5 Tonnen an CO2-Emissionen verursachen würde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2007)


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