Alles Psychopathen? Eine Begriffsklärung

Wo genau die Unterschiede zwischen Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiatern liegen.

WIEN (eko). „Begrüßen Sie Erwin Ringel, den berühmten österreichischen Pyschopathen.“ Die Anekdote über diese Begrüßung für Ringel bei einem Kongress zeigt exemplarisch, wie schwierig es für manche ist, eine genaue Grenze zwischen den berühmten drei Ps zu ziehen. Gemeinhin werden Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie immer wieder gerne durcheinander gemischt.

Tatsächlich sind die Grenzen zwischen den drei Disziplinen fließend. „Alle drei sind talking cures“, sagt Alfred Pritz, Rektor der Sigmund Freud Privatuni. Eine oberflächliche Klassifizierung sieht seiner Ansicht nach so aus, dass Psychologen sich dem normalen Seelenleben widmen, während Psychotherapeuten sich mit dem individuellen seelischen Leiden eines Patienten beschäftigen und Psychiater zusätzlich Medikamente verschreiben.

PsychologePsychologen haben ein Universitätsstudium der Psychologie absolviert. Als Diplomstudium ist das in Wien, Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg möglich. Die Mindeststudiendauer liegt bei zehn Semestern. Um danach Patienten selbstständig als Klinischer Psychologe behandeln zu können, muss man sich einer postgraduellen Ausbildung (s. unten) unterziehen, die in etwa zwei Jahre dauert. Nach Absolvierung kann man sich im Gesundheitsministerium in die Liste der Klinischen Psychologen eintragen. An der Sigmund Freud Privatuniversität wird derzeit ein Bakkalaureatsstudium der Psychologie angeboten, das sechs Semester dauert. Magister- und Doktorprogramme sind noch in Planung.

www.univie.ac.at/lammgassewww.schlosshofen.at PSYCHOTHERAPEUT

Psychotherapeuten dürfen sich die Absolventen einer gesetzlich geregelten Ausbildung nennen, die durch mehrere private Vereine organisiert ist und zwischen vier und sieben Jahre lang dauert. Die Ausbildung beschränkt sich dabei auf eine der 22 anerkannten Behandlungsmethoden. Nach erfolgreicher Absolvierung darf man sich in die Liste im Gesundheitsministerium eintragen und selbstständig mit dieser erlernten Methode praktizieren und behandeln. Viele Psychotherapeuten haben vor ihrer Ausbildung Psychologie oder Medizin studiert, verpflichtend ist dies jedoch nicht. Auch Pädagogen, Theologen, Lehrer oder Sozialarbeiter (und mehr) können sich zum Psychotherapeuten ausbilden lassen.

www.psychotherapie.at PSYCHIATERUm Psychiater zu werden, muss ein Medizinstudium absolviert werden, danach eine Facharztausbildung für Psychiatrie. Danach wird man in der Ärztekammer registriert und darf selbstständig als Psychiater praktizieren. Im Unterschied zum Psychotherapeuten darf der Psychiater auch Medikamente verschreiben. Infos über Berufsbild und Ausbildung bietet die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie:

www.oegpp.at("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2007)


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