„Werde ich träumen?“

Der fühlende Computer des verstorbenen Sci-Fi-Autors Arthur C. Clarke ist eine der schönsten wie verstörendsten Kunstfiguren aller Zeiten.

Die 9000er-Serie ist der verlässlichste Computer, der je gebaut wurde. Kein 9000er hat je einen Fehler gemacht. Wir sind in jeder Hinsicht perfekt.“

„HAL 9000“ – jener Rechner, der sich so preist – tötet nacheinander die Crew des Raumschiffs „Discovery“, das er steuert. Der letzte Überlebende, Dr. Bowman, schaltet ihn aus – eine der intensivsten Szenen des Films „2001“ von Stanley Kubrick: Während Bowman allmählich die Platinen aus HAL zieht, redet dieser immer schwächer, jammervoller – und singt mit seinen letzten Tönen ein Kinderlied.

Arthur C. Clarke, dessen Bücher „2001“ und „2010“ 1968 bzw. 1984 von Kubrick bzw. Peter Hyams verfilmt wurden, schuf mit HAL eine der schönsten Figuren der Kunstgeschichte. HAL, der durch ein rotes Kameraauge in Erscheinung tritt, wurde verrückt: Er musste laut Befehl vor der Schiffscrew, die zum Jupiter flog, verbergen, dass dort ein mysteriöser Fund gemacht wurde. Geheimnistuerei widersprach aber HALs Grundprogramm, weshalb er zur Lösung gelangte, die Crew zu töten: Dann müsste er nicht mehr lügen.

Später neu aktiviert, endet HAL (was laut Clarke für „Heuristischer Algorithmus“steht und kein Dekrement von „IBM“ sei) in „2010“ wieder in einer großen Szene: Damit die Crew des Rettungsschiffs vor Jupiters Explosion fliehen kann, muss er zurückbleiben und wird zerstört. Zuvor fragt er seinen Programmierer: „Doktor Chandra: Werde ich träumen?“– „Ja, du wirst träumen“, antwortet der. „Alle intelligenten Wesen träumen.“ Und alle sterben. wg

ZUR SACHE
Name: HAL 9000

Aktiviert: 12.1.1997 (laut Roman „2010“) bzw. 12.1.1992 (laut gleichnamigem Film)in der „HAL“-Fabrik von Urbana, Illinois.

Beschreibung: Fühlender Computer, der das Raumschiff „Discovery“ steuert. [MGM]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2008)

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