Italien
''Playboy-Künste'' und ''gekochte Kinder''- Berlusconi im Fettnäpfchen

Sein überaus ausgeprägtes Selbstbewusstsein verführte den Regierungschef und Medienzar Silivio Berlusconi immer wieder dazu, sich mal mit Gott, mal mit Napoleon, mal mit einem Heiligen zu vergleichen. Hier einige seine größten Peinlichkeiten:
AP, Gregorio Borgia

Bei einem Treffen der EU-Außenminister im Jahr 2002 kann er sich nicht verkneifen, bei einem Gruppenfoto hinter dem Kopf seines spanischen Kollegen Josep Pique zwei Finger hervorluken zu lassen - was in Italien so viel heißt wie "gehörnter Ehemann" ("cornuto").
Reuters, Desmond Boylan

2003 bemerkte er bei einem NATO-Gipfel in Italien, die Gründer der Stadt Rom wären "Romulus und Remulus gewesen". (Gemeint waren Romulus und Remus.) Später erklärte er vor Reportern, dass sie von nun an so heißen sollten, weil es besser klänge.
AP, Gregoria Borgia

Im Juli 2003 kam es im Europäischen Parlament zum Eklat, als Berlusconi zum deutschen SP-Europaabgeordneten Martin Schulz sagte: "Herr Schulz, ich weiß, dass ein Produzent in Italien gerade einen Film über die Konzentrationslager der Nazis dreht. Ich werde Sie für die Rolle des Kapo (Lagerkommandant) vorschlagen. Sie wären perfekt."
EPA

2005 verärgerte er die finnische Regierung, als er damit prahlte, er habe bei der finnischen Präsidentin Tarja Halonen seine "Playboy- Künste" aufbieten müssen, um im Kampf um die EU-Lebensmittelbehörde die Nordländer zum Einlenken zu bewegen. "Man muss alle Waffen einsetzen, die man zur Verfügung hat", sagte er bei der Einweihung der Behörde in Parma. Aus Protest wurde Italiens Botschafter daraufhin ins Außenministerium in Helsinki zitiert.
Reuters

Zum Leidwesen von Berlusconis (mittlerweile Ex-)Ehefrau Veronica Laria kann Berlusconi das Flirten nie lassen. „Wenn ich nicht schon verheiratet wäre, würde ich sie sofort heiraten“, schwärmte er im Januar 2007 von Mara Carfagna, einer Parteifreundin und früheren Miss-Italien-Kandidatin. Veronica Laria forderte in einem offenen Brief in der Zeitung "La Repubblica" eine Entschuldigung - Berlusconi gab daraufhin zu, gelegentlich "dumme Sprüche" zu machen.
(c) EPA (Giuseppe Giglia)

Im Wahlkampf 2006 ließ er sich zur Behauptung hinreißen, in Maos Volksrepublik China hätten die Kommunisten nicht kleine Kinder gegessen, sondern sie "gekocht, um damit die Felder zu düngen".
Reuters, Max Rossi

2008 antwortete Berlusconi einer Studentin auf deren Frage, wie junge Paare ohne sichere Arbeitsplätze in Italien eine Familie gründen könnten: "Als Vater rate ich ihnen, einen Sohn Berlusconis oder einen ähnlichen Mann zu heiraten, der nicht solche Probleme hat. Mit ihrem Lächeln können Sie sich das ja leisten."
AP, Lucio Bruno

Ebenfalls 2008 empörte er die Linke im Laufe des Wahlkampfs mit dem Satz: "Unsere Frauen sind einfach schöner als Eure".
Reuters, Tony Gentile

"In Italien muss man heutzutage kommunistisch oder schwul sein, wenn man heiliggesprochen werden will": Für diesen Spruch handelte er sich im März 2005 Ärger mit den italienischen Homosexuellen ein.
(c) EPA (Massimo Percossi)

Im August 2008 machte Berlusconi überraschenderweise mit Prüderie Schlagzeilen. Er ließ eine Kopie des Gemäldes "Die von der Zeit enthüllte Wahrheit" von Giovanni Battista Tiepolo so umarbeiten, dass die nackten Brüste der darauf abgebildeten Frau nunmehr bedeckt waren. Das Bild hängt in dem Saal, in dem der Premier seine Pressekonferenzen hält - und er wolle den TV-Zuschauer "nicht beleidigen", erklärte er.
(c) AP (ANDREW MEDICHINI)

Als Barack Obama die Wahl gewann, gratulierte Berlusconi - so wie viele seiner internationalen Amtskollegen. Bei ihm hörte sich die Sympathiebekundung jedoch wohl etwas anders an als bei den anderen: "Wir wären gerne alle so gebräunt wie Naomi Campbell und Obama", erklärte Berlusconi. Er betonte, dass dies als Kompliment gemeint war. Bereits einige Wochen zuvor hatte er den damals noch wahlkämpfenden Obama als "jung, ansehnlich und sogar gebräunt" bezeichnet.
(c) REUTERS (Dylan Martinez)

Nach einer Serie von Vergewaltigungen in Rom forderte Berlusconi den Einsatz des Militärs zum Schutz der Frauen. An sich ja eine lobenswerte Idee. Jedoch nicht, wenn sie mit den Worten "Wir müssten so viele Soldaten haben, wie es in Italien schöne Frauen gibt. Ich glaube, wir werden es nie schaffen" transportiert wird.
(c) AP (GREGORIO BORGIA)

Eine gewisse Weltfremdheit ist dem italienischen Premier auch nicht abzusprechen. Dass auf der Insel Lampedusa mehrere hundert Migranten aus dem dortigen Flüchtlingslager ausbrachen, um gegen die erbärmlichen Bedingungen ihrer Unterbringung zu protestieren, verstand er nicht. Für ihn war alles halb so schlimm: "Die auf der Insel ankommen, dürfen sich frei bewegen, es ist kein Konzentrationslager". Es stehe den Flüchlingen schließlich jederzeit frei, ein Bier trinken zu gehen.
(c) AP (Geoff Caddick)

Bei einer Rede vor Arbeitern eines von der Schließung bedrohten Fiat-Werkes in Süditalien erklärte der Premier, Arbeitslose sollen "sich etwas zu tun" suchen und nicht "tatenlos herumstehen".
(c) REUTERS (Pool)

Auch sein Selbstbild kratzt haarscharf an der Realität vorbei. Ihn auf Demonstrationen als Napoleon zu verunglimpfen, stört ihn nicht - im Gegenteil, den Vergleich mit dem Kaiser hat er selbst schon gezogen. Und nicht nur den - Berlusconi wörtlich: "Ich bin der Jesus Christus der Politik, ein Opfer, ich bin geduldig und erleide alles, ich opfere mich für alle."
(c) EPA (Filippo Monteforte)

Als in den Abruzzen die Erde bebte und mehr als 250 Menschen in den Tod riss, verglich Berlusconi die Lage der rund 17.000 überlebenden, aber obdachlos gewordenen Opfer mit einem Campingurlaub. Seiner Ansicht nach fehlte es den in Zeltlagern untergebrachten Menschen an nichts, sie hätten warmes Essen und medizinische Versorgung. "Natürlich" sei ihre Unterbringung "absolut provisorisch, aber man muss es eben nehmen wie ein Campingwochenende".
(c) REUTERS (Chris Helgren)

Im Februar 2010 trat Berlusconi wieder einmal kräftig ins Fettnäpfchen. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz sprach sich sein albanischer Amtskollege Sali Berisha vehement gegen Menschenhandel aus. Daraufhin schaltete sich Berlusconi ein: "Wir machen gern für einige hübsche Frauen eine Ausnahme", scherzte er. Berlusconis Worte lösten hitzige Reaktionen aus. "Ich habe Dutzende von den hübschen Frauen getroffen, von denen Sie sprechen. Sie haben mir von ihren zerstörten Existenzen berichtet", schrieb etwa die albanische Journalistin Elvira Dones.
(c) REUTERS (ALESSANDRO BIANCHI)