Der FPÖ-Chef ruft in einem Video "Patrioten zur Wahl". EU-Spitzenkandidat Vilimsky spielt nur eine Nebenrolle.
Ausgerechnet mit einem ÖVP-Politiker startet der neue "Rap" von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Im Song "Patrioten zur Wahl" wird Leopold Figls berühmter Satz "Österreich ist frei" gesampelt. "Figls Worte: Österreich ist frei! - Dank dieser EU ist's fast vorbei!", so Straches Botschaft im EU-Wahlkampf.
In weiterer Folge reimt der FP-Chef gegen "EU-Bürokraten" ("Sinnlos-Verbote von Glühbirnen bis in den Kräutergarten") und Rot-Schwarz ("will unser Österreich verraten, sie basteln an Vereinigten Staaten").
EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky darf nur beim Refrain im Chor der Parteikollegen mitsingen ("Rot-Schwarz zahlen wirs heim, keiner bleibt da daheim").
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Seit den Zeiten eines Jörg Haider gehört er zum Ritual freiheitlicher Wahlkämpfe: Ein Auftritt am Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten ist der Höhepunkt der Wahlkampagne. Zwischen türkischen Standlern und bodenständiger – manchmal zu bodenständiger – einheimischer Bevölkerung gedeihen die flotten Sprüche der Freiheitlichen am besten. (Reportage von Martin Fritzl) Stanislav Jenis Harald Vilimsky steht dieser Auftritt noch bevor. Hier darf er quasi üben: Der Rochusmarkt in Wien-Landstraße ist deutlich nobler, das Innenstadtpublikum lässt keinen rauen Gegenwind erwarten. Stanislav Jenis Einfach ist es trotzdem nicht für den FPÖ-Spitzenkandidaten. Das Wetter ist unwirtlich kalt und regnerisch, niemand verweilt gerne auf dem Markt, jeder will schnell ein rettendes Dach erreichen. Die jungen Wahlhelfer in ihren H.C.-Strache-Jacken haben es gar nicht so leicht, ihre Wahlgeschenke anzubringen. Es gibt einen Kugelschreiber und einen Schlüsselanhänger, ergänzt um einen FPÖ-Folder. Stanislav Jenis Harald Vilimsky trifft ein, als es gerade richtig zu schütten beginnt. „Was soll ich machen?“, fragt er die ORF-Redakteurin, die mit einem Kamerateam wartet. „Wahlkämpfen“, lautet die lakonische Antwort. Man sieht, Inszenierung ist alles. (c) Stanislav Jenis Der Kandidat gibt sein Bestes: Spricht die spärlichen Marktbesucher an, versucht, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Bei zwei Burschen und einem Mädchen gelingt es: „Die Regulierungswut der EU dürfen wir uns nicht gefallen lassen“, sagt der FPÖ-Politiker. 80 Prozent der Entscheidungen würden in Brüssel fallen, nur 20 Prozent in Österreich. Dabei solle das Verhältnis umgekehrt sein. Stanislav Jenis Man wird diesen Satz noch oft hören an diesem Nachmittag. Und er stößt durchaus auf Zustimmung. „Ich bin eigentlich ein ÖVPler. Aber ich werde diesmal FPÖ wählen“, bekennt ein Marktbesucher. Stanislav Jenis Nicht bei allen steht die EU-Wahl im Mittelpunkt. Ein bärtiger Mann nutzt die Chance und bringt sein Anliegen vor: Wegen eines länger zurückliegenden Gewaltdelikts bekomme er keinen Hundeführerschein. Vilimsky hört höflich zu und verweist auf einen FPÖ-Gemeinderat im Wahlkampftross. Vielleicht könne der weiterhelfen. Stanislav Jenis Harald Vilimsky ist ein routinierter Wahlkämpfer – aber keiner, der die Leute mitreißen kann. Diese Aufgabe hätte eigentlich der derzeitige freiheitliche EU-Mandatar Andreas Mölzer übernehmen sollen. Aussagen wie jene, die EU sei ein „Negerkonglomerat“, vor allem aber despektierliche Äußerungen über Österreichs Fußballikone David Alaba in Mölzers Zeitschrift „Zur Zeit“ machten aber einen Wechsel mitten im Wahlkampf notwendig. Stanislav Jenis Manche Marktbesucher machen es ihm aber leicht. Die Türkei dürfe nicht EU-Mitglied werden, warnt einer. Vilimsky hebt das hingeworfene Hölzel freudig auf: Die Türken würden von ihren Grundwerten und geografisch gar nicht nach Europa gehören, sagt er. Aber die EU habe die Interessen der Konzerne im Blick. „Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Türkei nicht aufgenommen wird?“, fragt der Mann, der auch als bestellter FPÖ-Wahlhelfer gute Figur machen würde. „Mit aller Vehemenz werde ich mich einsetzen“, kann Vilimsky antworten. Stanislav Jenis Nicht alle sind so sehr an Politik interessiert. Die Verkäuferin mit den blauen Haaren im Blumengeschäft hört sich Vilimskys Ausführungen freundlich an – und verlagert das Gespräch rasch auf die unwirtlichen Umweltbedingungen: „Hätten Sie kein besseres Wetter mitbringen können?“ Ein Wunsch, den nicht einmal Vilimsky erfüllen kann. „Den Blumen tut das Wetter eh gut“, sagt er. Es gibt eben auf alles eine Antwort.>>>Reportage mit Othmar Karas (ÖVP) >>>Reportage mit Eugen Freund (SPÖ) Stanislav Jenis Üben für den Viktor-Adler-Markt (Red./APA)
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