Beim zweiten Mal ist Ulrike Lunacek beim Wähler offenbar richtig angekommen. Die Grünen legten bei der EU-Wahl deutlich zu und ließen die ambitionierten NEOS klar hinter sich. Dies ist durchaus ein Verdienst Lunaceks, die einen fehlerfreien Wahlkampf führte und im Vergleich zu ihrer pinken Konkurrentin Angelika Mlinar fachlich deutlich firmer wirkte.
Für Lunacek war ihr zweites europäisches Antreten fast schon ein Wohlfühlwahlkampf im Vergleich zu dem, was sich vor fünf Jahren abgespielt hatte. Denn da hatte der von der Parteibasis ausgebootete Johannes Voggenhuber alles getan, um den Grünen das Leben schwer zu machen, was sich dann auch in einem enttäuschenden Wahlergebnis äußerte. Störungen dieser Art gab es diesmal nicht, das Vorzugsstimmen-Duell zwischen den Parteifreunden Michel Reimon und Madeleine Petrovic konnte Lunacek einigermaßen entspannt aus der Ferne beobachten. Zudem kam ihr zugute, dass sie mittlerweile auch auf praktische europäische Erfahrung zurückgreifen konnte, nämlich auf eine durchaus erfolgreiche erste Periode in Brüssel.
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Etabliert hat sich Lunacek dort nämlich schnell. Sie ist heute Vizepräsidentin der Grünen Fraktion im Europaparlament und Kosovo-Berichterstatterin. Lunacek erwog sogar, sich der Abstimmung zur gesamteuropäischen Spitzenkandidatin ihrer Partei zu stellen, musste aber zurückziehen, da die österreichischen Grünen Datenschutzbedenken gegen das E-Voting-Verfahren bei der Kandidatenauswahl hatten. Angesichts ihres Images als eher unglamouröse Sachpolitikerin schien die durchaus populistische Wahlkampf-Strategie ihrer Partei nicht recht zu Lunacek zu passen. Die von nicht wenigen als taktlos empfundenen Plakate mit Ernst Strasser oder die sachlich nicht gerade fundierten Gurken-Sujets verteidigte die Spitzenkandidatin jedoch eisern.
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Selbstzweifel sind ohnehin keine Schwäche Lunaceks. Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass die in NGOs gestählte Kremserin genug Kämpfe auszufechten hatte. Schon früh war sie für die Rechte von Frauen aktiv. Lunacek war etwa - noch während ihres Englisch-und Spanisch-Dolmetschstudiums - beim Aufbau des Innsbrucker Frauenhauses involviert. Später arbeitete sie unter anderem als Pressereferentin des Österreichischen Informationsdienstes für Entwicklungspolitik sowie als Koordination der Pressearbeit für die nichtstaatlichen Organisationen bei der Weltfrauenkonferenz in Peking.
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In denkbar schlechten Zeiten stieß Lunacek zu den Grünen. Sie kandidierte 1995 erstmals für den Nationalrat und erlebte eine vernichtende Niederlage der Partei. Ein Mandat blieb ihr vorerst verwehrt. Entschädigt wurde Lunacek ein Jahr später, als sie zur Grünen Bundesgeschäftsführerin avancierte. 1999 gelang schließlich der Sprung in den Nationalrat. Im Hohen Haus angelangt, trat die in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebende Lunacek stark für die rechtliche Gleichstellung und soziale Akzeptanz homosexueller Menschen ein. Als außenpolitische Sprecherin holte sie sich auch - neben ihrer regen Reisetätigkeit und Sprachgewandtheit - das notwendige Rüstzeug für das Europaparlament.
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Das Bemerkenswerteste an Lunaceks privaten Aktivitäten ist wohl ihre ausgeprägte Leidenschaft für das Schwimmen. Lunacek ist vielfache Medaillengewinnerin bei den Lesben-Schwulen-Eurogames.
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Mit Sachlichkeit zum Wahlerfolg
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