Eugen Freund hat der SPÖ bei der EU-Wahl im Mai 2014 ein passables Ergebnis beschert. Der als Politiker Spätberufene wurde zwar nicht das erhoffte Zugpferd für die Sozialdemokraten, angesichts diverser Pannen zu Beginn seiner Kampagne - er verschätzte sich etwa beim durchschnittlichen Arbeitergehalt gewaltig - ist das Halten des Ergebnisses von 2009 aber immerhin keine Katastrophe.
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Freund wird eine ausgeprägte Eitelkeit nachgesagt, auch gilt er als Arbeitstier und Außenpolitik-Fan. Insofern war es dann auch nicht so überraschend, dass er umgehend Ja sagte, als Kanzler Werner Faymann den gerade erst pensionierten ORF-Moderator bat, für die SPÖ in die Wahlkampagne zu ziehen.
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Freund verbrachte seine Jugen in Kärnten, wo sein Vater eine Arztpraxis betrieb und seiner Mutter einer Galerie vorstand, die als Intellektuellen-Treff galt. In jungen Jahren befasste sich Freund, der mehrere Studien anfing, aber nicht abschloss, stark mit dem Kärntner Ortstafel-Konflikt. Geprägt war seine politische Sozialisierung von Bruno Kreisky, den er auch in der aktuellen Wahlkampagne leidenschaftlich zitierte.
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Schon früh schnupperte Freund in den Journalismus, schrieb unter anderem für "Kärntner Tageszeitung" und "profil", ehe er im ORF eine neue berufliche Liebe fand. Freund hatte dort diverse Betätigungsfelder, von der Moderation bis zur Beitragsgestaltung. Am bekanntesten wurde er als USA-Korrespondent sowie als Moderator der "ZiB 1". Nebenbei verfasste er diverse Sachbücher und auch einen fiktiven Roman über den Tod Jörg Haiders.
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Erfahrungen mit Medien und Politik hätte Freund damit eigentlich genug gehabt, so dass ihm ein weniger peinlicher Einstieg in die neue Rolle zuzutrauen gewesen wäre. Doch Freund tappte in ersten Interviews gleich in jede noch so offensichtliche Falle, verschätzte sich beim durchschnittlichen Arbeitergehalt gleich um rund 1000 Euro, beklagte, dass nur in den USA Starmoderatoren auf Bussen abgebildet werden und bedauerte all jene, die mit noch weniger auskommen müssten als er in der Pension.
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Der Start war verpatzt, die SPÖ-Basis in der Folge nicht allzu erpicht, für den Quereinsteiger zu laufen, umso mehr, als sich dieser auch noch weigerte, der Partei beizutreten. Doch Freund erwies sich als lernfähig. Die Politiker-Slogans waren schnell eingelernt. In den TV-Konfrontationen profitierte er von seiner Fernseh-Erfahrung, weitere Fettnapf-Sprünge des begeisterten Heimwerkers blieben aus.
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Mit dem nunmehrigen Abschneiden wird man in der Sozialdemokratie gerade noch leben können und Freund dürften fünf unaufgeregte Jahre in Brüssel und Straßburg bevorstehen. Denn auf die Delegationsleitung hat er schon im Zuge seiner Bestellung zum Spitzenkandidaten verzichtet.
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Eugen Freund, verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohns, wurde am 15. April 1951 in Wien geboren. Ab 1972 Journalist, ab 1978 Pressesekretär im Außenministerium für Ressortchef Willibald Pahr, später fünf Jahre Tätigkeit beim Österreichischen Presse- und Informationsdienst in New York. Ab 1986 Rückkehr in den ORF, unter anderem als ORF-Korrespondent in Washington, ab Mai 2011 Moderator der "ZiB 1" - Autor diverser Sachbücher sowie des Krimis "Der Tod des Landeshauptmanns"
APA/HERBERT NEUBAUER
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