D-Day
Der Tod lauerte hinter den Landungsklappen
Am 6. Juni 1944 beginnt das größte Landungsmanöver der Militärgeschichte. Viele alliierte Soldaten sterben, noch ehe sie die Boote verlassen.

Der 6. Juni 1944, der Tag der Landung der Alliierten in der Normandie, ist heute allgemein als "D-Day" bekannt. Es war der Beginn der "Operation Neptune". Fast 7000 Boote und Schiffe der Alliierten ermöglichten die Invasion durch 156.000 Soldaten (73.000 Amerikaner, 62.000 Briten und 21.000 Kanadier) an der französischen Küste. Mit der Eröffnung einer zweiten Front im von den Nazis besetzten Frankreich sollte Hitler-Deutschland in die Zange genommen werden.
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Ein Schlüssel zum Erfolg: Der alliierten Streitmacht steht nur eine kleine deutsche Luftwaffe gegenüber - am Tag der Landung heben nur zwei deutsche Flieger ab. Bereits in der Nacht auf den 6. Juni flog die Royal Air Force Ablenkungsmanöver, bei denen die Invasion an anderen Stellen vorgetäuscht wurde.Am "D-Day" fliegen die Alliierten 14.674 Einsätze. In vier Wellen werden insgesamt 3600 Tonnen Bomben abgeworfen.
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Generalfeldmarschall Erwin Rommel, der Befehlshaber der deutschen Truppen im Invasionsraum, ist ausgerechnet zum Zeitpunkt der Landung auf Heimaturlaub. Seine Frau feiert den 50. Geburtstag. Auch viele andere Generäle fehlen, da schlechtes Wetter vorhergesagt war.
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Die Invasion an sich ist keine Überraschung. Rommel hatte für den Ausbau der Strandbefestigungen sowie die Verminung des Hinterlandes gesorgt. Deutsche Bunkeranlagen sind bis heute mahnende Zeitzeugen an der französischen Küste.
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Zudem sind die Strände durch Über- und Unterwasserhindernisse gesichert.
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Tatsächlich mussten den alliierten Planern zufolge ideale Wetterverhältnisse herrschen, wie "Die Welt" schreibt: "Infrage kam nur ein Tag mit Neu- oder Vollmond, mit ausgeprägtem Niedrigwasser also, um die Panzersperren am Strand erkennen zu können. Auch müsste es am D-Day zweimal Ebbe geben, kurz nach Sonnenaufgang und ein zweites Mal kurz vor Sonnenuntergang, weil das Ganze in zwei Schüben laufen sollte."
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"Auch durfte es in den Tagen zuvor nicht allzu heftig geregnet haben, weder in England, wo das schwere Gerät und die Truppen verladen würden, noch in der Normandie, wo alles angelandet werden würde. Matschiger Boden hätte einen Strich durch die Rechnung der Strategen gemacht."Im Morgengrauen des 6. Juni ist es dann so weit.
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Die Landungen beginnen um 6:30 Uhr, eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang. Es ist die größte Landeoffensive der Militärgeschichte und erfolgt auf einer Breite von 98 Kilometern (die Abschnitte heißen: Utah, Omaha, Gold, Juno und Sword). Die Deutschen begreifen aber nicht gleich, dass es sich um eine Invasion handelt. Sie glauben an eine Finte, da sie mit einer Invasion einen Monat später bei Calais rechnen. Doch schon bald ist klar: Der "Atlantikwall" ist nicht mehr als ein Mythos der NS-Propaganda.
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Um die einzelnen Schicksale besser zu verstehen, muss man sich in die Lage eines Soldaten in einem der Landungsschiffe versetzen. Kaum nachdem sich die Klappen geöffnet haben, sind die Infanteristen einem Maschinengewehrkugelhagel ausgesetzt. Viele sterben, noch ehe sie einen Fuß an Land gesetzt haben. Manche ertrinken, weil die Boote nicht nah genug an den Strand heranfahren. Steven Spielberg hat das in der eindrücklichen Anfangsszene im Film "Saving Private Ryan" (1998) nachgestellt.
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Am Abend des D-Day sind die Alliierten auf einer Frontbreite von 32 Kilometern bis zu neun Kilometer tief ins Land vorgedrungen - halb so weit, wie in den Plänen der Befehlshaber vorgesehen. Doch die deutschen Truppen sind zu schwach, um die Invasionskräfte noch einmal ins Meer zurückdrängen zu können.
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Den Alliierten kommt es dabei zugute, dass Hitler deutsche Panzerdivisionen zu spät freigibt. Man hatte nicht gewagt, ihn aufzuwecken und ihm die Botschaft von der Invasion zu überbringen. Viele Panzer fallen den alliierten Luftangriffen zum Opfer, sie können nicht mehr zum Einsatz gebracht werden.
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Wer nicht an den Stränden der Normandie stirbt, ist Tage und Wochen später in erbitterte Häuserkämpfe im Hinterland verstrickt. Ende August 1944 sind fast 125.000 US-Soldaten, rund 88.000 Briten, Kanadier und Polen gefallen. Dann ziehen sich die deutschen Truppen, die rund 240.000 gefallene Soldaten zu beklagen haben, über die Seine zurück.
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In der Folge geraten tausende deutsche Soldaten in Kriegsgefangenschaft.
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Bis heute gibt es keine offizielle Toten-, Verwundeten- und Vermisstenstatistik für den "D-Day". Die alliierten Verluste (also Tote und Verletzte) werden auf 10.000 geschätzt, vermutlich sterben in den ersten 24 Stunden bis zu 4000 Soldaten. Auf deutscher Seite geht man von Verlusten zwischen 4000 und 9000 Soldaten aus.
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Die Landung der Alliierten wird heute auch im deutschsprachigen mit dem Begriff "D-Day" bezeichnet. Woher das "D" kommt? Es bedeutet den Tag, an dem eine militärische Operation beginnt - ohne etwas über Zeit oder Ort zu verraten. Es ist also vergleichbar mit dem deutschen Ausdruck "Tag X".
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Mit dem D-Day begann also die Befreiung Westeuropas von den Nazis, der Krieg dauerte ab diesem Zeitpunkt in Europa nur mehr elf Monate.Zum Abschluss ein Vorher-Nachher-Vergleich: Vor 70 Jahren war die französische Atlantikküste Kriegsgebiet ... Im Bild: Saint-Aubin-sur-Mer, im Juni 1944.
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... heute genießen die Einheimischen und Touristen wieder das Strandleben.Im Bild: Saint-Aubin-sur-Mer, im August 2013.
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