Stafettenübergabe bei Wolf Theiss

(c) WT
  • Drucken

Christoph Liebscher verlässt Wolf Theiss, Florian Haugeneder folgt ihm nach.

Ende Februar ist bekannt geworden, dass Schönherrs Schiedsrechtsexperte Gerold Zeiler und sein Team die Kanzlei verlassen werden. Zeiler wird eine Boutique gründen und erhofft sich von diesem Schritt „in einer kleineren Einheit weniger Interessenkonflikte als bisher zu haben“.

Nun steht, wie „Die Presse“ erfuhr, auch bei Schönherrs stärkstem Konkurrenten, der Wirtschaftssozietät Wolf Theiss, eine markante Veränderung an. Christoph Liebscher, Partner und Head of Arbitration, verlässt die Kanzlei Ende Juni. Er will künftig Unternehmen seine Beratung anbieten, ohne von Kollisionen behindert zu sein, die in einer großen Sozietät nun einmal auftreten. Anders als sein Schönherr-Kollege verlässt Liebscher Wolf Theiss nicht mit einer Gruppe von Juristen, sondern allein. „Ich gehe außer mit meiner Assistentin nur mit meinem Ruf und den Schiedsrichterakten.“ An die vergangenen 17 Jahre denkt der 57-Jährige nicht ohne Stolz. Habe er doch, wie er sagt, die Schiedsgerichtsbarkeit von nichts zu dem gemacht, was sie bei Wolf Theiss heute sei. Zukünftig hat der Anwalt vor, etwas weniger als Parteienvertreter zu fungieren. Vielmehr will er sich auf seine Tätigkeit als Schiedsrichter fokussieren. Zudem will er sich mehr als bisher der Forschung und Lehre widmen, „denn ich habe mich immer schon gern intellektuell mit meinem Fachgebiet herumgeschlagen“. Für Managing Partner Erik Steger kommt Liebschers Schritt nicht überraschend, er weiß schon länger, dass sein Partner „zu neuen Taten aufbrechen will“. Deshalb habe es auch genug Zeit gegeben, den Generationenwechsel vorzubereiten, sagt er. Liebscher übergibt die Stafette an Florian Haugeneder, der seit 2011 Partner bei Wolf Theiss ist.

“Bin enorm stolz“

Der 39-Jährige steht „enorm stolz“ in den Startlöchern, um das Schiedsrechtsteam zu übernehmen. Es zählt bei Wolf Theiss insgesamt 60 Personen. „Ich werde nicht vergessen, dass wir nur dann erfolgreich sind, wenn alle Teammitglieder die gebührende Anerkennung bekommen und ihre Karriere entwickeln können“, lässt er seine Leute wissen. Haugeneders Fokus lag bisher auf Handels- und Investitionsschiedsverfahren. Letztere sind fast immer länderübergreifend, ein Umstand den er besonders schätzt. Ein Wermutstropfen sowohl für ihn als auch für Steger ist allerdings, dass sich Wien als internationaler Schiedsstandort nicht so entwickelt, wie sich das die beiden – und viele andere – erhofft haben. Vor einem Jahr, nach der Reform der Schiedsgerichtsbarkeit, ließ die damalige Justizministerin Beatrix Karl die Öffentlichkeit wissen, dass Wien nun in direkte Konkurrenz zur Schweiz, Großbritannien und Singapur treten würde – nur, dem ist nicht so. Steger: „Wir haben auf diese Entwicklung keinen Einfluss. Es ist die Wirtschaftskammer, die nicht ausreichend investiert. Offensichtlich hat die Schiedsgerichtsbarkeit bei ihr keinen hohen Stellenwert.“

E-Mails an: judith.hecht@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2014)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.