„Keine Ruh und Schlaf seit 10 Tagen; ohne Krieg würde man nicht glauben, was wir aushalten können.“ Das schreibt Oskar Kokoschka im August 1915 an Adolf Loos von der russischen Front. Kurz darauf wird er verletzt und überlebt mit knapper Not. Das Bild zeigt ihn in der Uniform eines Dragoners. Von Günther Haller
Schiele, zunächst als untauglich erklärt, wurde bei der dritten Musterung eingezogen. Stationiert war er als Schreiber im Lager für kriegsgefangene Offiziere in Mühling bei Wieselburg, an die Front wurde er wegen seiner schwachen Konstitution nicht verlegt. Er konnte auch in dieser Zeit malen, er hatte kunstinteressierte Vorgesetzte, es entstanden Zeichnungen von russischen Kriegsgefangenen.
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Sein berühmter Roman „Im Westen nichts Neues“ wurde 1929 ein Sensationserfolg und gilt als einer der wichtigsten Antikriegsromane. Remarque verarbeitete eigene Erlebnisse im Juni und Juli 1917 an der Westfront. Bereits 1930 wurde der Roman zum ersten Mal verfilmt (Bild: Lew Ayres als Titelheld Paul Bäumer).
Die militärische Karriere von Fritz Beda-Löhner war denkbar kurz: Er wurde erst 1918 eingezogen. In die Kulturgeschichte des Ersten Weltkriegs ist er eingegangen durch das Soldatenlied „Rosa, wir fahr'n nach Lodz“. Die Rosa ist kein Fräulein, sondern ein Artilleriegeschütz der Rüstungsfirma Skoda. Vicky Leandros machte das Lied 1974 nochmals populär, aus Rosa wurde Theo.
Trakl hatte als Sanitäter an der Ostfront in Galizien traumatisierende Erlebnisse. Nach der Schlacht von Grodek hatte er ohne ärztliche Hilfe neunzig Schwerverwundete in einer Scheune zu versorgen. Er drohte mit Selbstmord, es folgte eine psychiatrische Behandlung, er starb an einer Herzlähmung im November 1914 infolge einer Kokainvergiftung.
Bereits kurz nach seiner Einberufung, Ende Oktober 1915, erfolgte Bergs körperlicher-seelischer Zusammenbruch. Trotzdem gelang es ihm bis 1918 nicht, vom Militärdienst freigestellt zu werden. Die Demütigungen seiner Soldatenzeit fanden ihren Niederschlag im Helden seiner Oper „Wozzeck“, das Bild stammt aus einer Inszenierung der Bayerischen Staatsoper.
Doderers Militärdienst begann mit 19 Jahren als Einjährig-Freiwilliger bei einem noblen Kavallerieregiment, den Dreier-Dragonern. Als Infanterist in Galizien geriet er im Juli 1916 in russische Kriegsgefangenschaft und wurde in ein sibirisches Lager verlegt. Viele starben dort an Flecktyphus, Doderer überlebte, erst 1920 wurde er freigelassen.
(c) APA/Bundespressedienst
Benn war 1915 Militärarzt im von den Deutschen besetzten Brüssel. Er wurde als Arzt abkommandiert zur Hinrichtung von Edith Cavell, einer britischen Krankenschwester, die geholfen hatte, gefangene Soldaten zu befreien und eine britische Nationalheldin und Märtyrerin wurde. Benn erledigte seine Pflicht bei der Hinrichtung mit „erschreckender Sachlichkeit.“
Graves war durch seine Kriegserfahrungen an der Westfront traumatisiert. Er schildert in seiner Autobiographie von 1929 den Alltag des Grabenkrieges, das Buch gilt als Meilenstein der englischen Anti-Kriegsliteratur. Er thematisiert hier den Einsatz von Giftgas und die Ermordung von Kriegsgefangenen.
Er wurde bei der US Army wegen eines Augenleidens zurückgewiesen und meldete sich mit 19 Jahren als Ambulanzfahrer für das Rote Kreuz am italienischen Kriegsschauplatz, wurde in der Zweiten Piaveschlacht im Juni 1918 am Bein durch 227 Granatsplitter einer Mörsergranate am Bein verletzt und entging nur knapp einer Amputation. „Mit einem Kilt werde ich nie mehr tanzen können.“
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Léger verbrachte drei Jahre des Krieges an der Westfront und erlebte die Schlacht von Verdun aus nächster Nähe mit. 1916 entstand während eines Fronturlaubs dieses kubistische Figurenbild, das mit seinen wie mechanisiert erscheinenden Gliederformen die klaustrophobische Situation der Soldaten darstellt.
Weigel war während des Ersten Weltkriegs noch ein Kind. Als 11-Jähriger schrieb er zum 16. Hochzeitstag der Eltern ein Briefgedicht an den Vater, der in russischer Kriegsgefangenschaft war. Es ist eine Adaption des „Vater unser“, überraschend, Weigel stammte aus einem jüdischen Elternhaus.
Wien Bibliothek
Musil meldete sich mit 34 Jahren freiwillig zum Kriegsdienst und nahm ab Mai 1915 als Offizier an den Kämpfen an der österreichisch-italienischen Front (Isonzo) teil. Die Kämpfe sind für ihn eine existenzielle Erfahrung, der Militärdienst hatte wesentlichen Einfluss auf sein literarisches Schaffen. Eine Tagebucheintragung: „Gefühl einer bösartigen Sinnlosigkeit.“ (1915)
Der expressionistische Maler, Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Brücke“, meldete sich freiwillig für den Kriegsdienst, erlitt aber schon wenige Monate nach Kriegsbeginn einen nervlichen Zusammenbruch. Er verbrachte die Kriegsjahre in Sanatorien, sein Nervenleiden: Kriegszittern. Er hat immer wieder Phasen geistiger Verwirrung. Hier ein Selbstporträt als Soldat.
Allen Memorial Art Museum, Oberlin College
Künstler im Ersten Weltkrieg
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