''Stoppi'', ''Galoppo'' & Co.
Die Welt der Ampelmännchen
Ampelpärchen in Wien, und vielleicht bald in ganz Österreich und sogar in München. Seit 1914 retten Ampeln leben, und in den vergangenen zehn Jahren hat sich in puncto Design einiges getan.

Die Wiener gleichgeschlechtlichen Ampelpärchen haben bei der Installation für Furore gesorgt.
APA/ROLAND SCHLAGER

Der Lebensretter Ampel kann auf eine mehr als 100 Jahre alte Geschichte zurückblicken: Am 5. August 1914 wurde die erste elektrische Ampel in den USA errichtet und sollte von Cleveland aus die Verkehrssteuerung weltweit revolutionieren. Bei den Farben gab es wenig Spielraum, beim Design umso mehr. Vor allem bei den Ampelmännchen tobten sich manche Länder so richtig aus ...
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Die erste Fußgängerampel wurde in den 1930er Jahren in Kopenhagen aufgestellt. Zunächst waren die Ampeln für Fußgänger einfach nur Miniaturversionen "normaler" Ampeln, ab den 1950er wurden dann häufig die leuchtenden Schriftzüge "Gehen" und "Warten" verwendet. Besonders gut wahrgenommen wurden diese allerdings nicht.
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In den 1960ern eroberte eine neue Generation von Fußgängerampeln von der DDR aus die Welt. Um Fußgänger optimal anzusprechen, entwickelte in Ostdeutschland der Verkehrspsychologe Karl Peglau die ersten Ampelmännchen: Der rote "Stoppi" und der grüne "Galoppo" sind seit 1969 im Dauereinsatz - und auch weltweit sind Ampelmännchen heute nicht mehr aus dem Verkehr wegzudenken.
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Ampelmädchen sind dagegen noch immer eine Seltenheit. Die ersten "weiblichen" Fußgängerampeln sah man in Deutschland erst lange nach der Wende: Sie leuchteten erstmals im Jahr 2004 in Zwickau und Dresden.
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Sah es einige Zeit lang so aus, als sei das ostdeutsche Männchen vom Aussterben bedroht, ist heute davon keine Rede mehr - trotz Vereinheitlichungsbestrebungen der EU.
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Denn die Ampelmännchen sind längst Kult und haben wohl schon einigen Souvenier-Händler das Einkommen gesichert. Und nicht nur das ...
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2013 fanden Forscher der Bremer Jacobs University heraus, dass die Gestalt des DDR-Männchens, vor allem aufgrund der ausgestreckten Arme beim roten "Stoppi", auf Probanden die stärkere Singalwirkung hat...
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... als das dünne "Euromännchen", das mittlerweile in neuen Ampeln in ganz Europa zum Einsatz kommt. Besonders stark vertreten ist das EU-Männchen ausgerechnet in der Schweiz.
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Aber auch in Wien hat das "Euromännchen" längst Fuß gefasst und macht den typisch österreichischen Fußgängerampeln - bei denen der Hintergrund, und nicht das Männchen in der Signalfarbe leuchtet - Konkurrenz.
Die Presse (Clemens Fabry)

Für den einen oder anderen Lacher haben die österreichischen Fahrradampeln schon gesorgt. Aus der Ferne betrachtet könnte man den stehenden Radfahrer glatt anders deuten ...
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In der Kategorie "Lokalkolorit" steht der Sieger jedenfalls bereits fest ...
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... Die Mongolei zeigt, dass - von der Farbe einmal abgesehen - es bei der Ampel-Gestaltung kaum Grenzen gibt, ...
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... und lässt die grünen Männchen regelrecht über die Straße tanzen.
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Keine Zeit zu verlieren hat man offenbar in China ...
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.. in Mexiko scheint das grüne Männchen ebenfalls eher zu rennen als zu gehen.
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Gemächlich wandert hingegen der elegante Herr mit Stock und Hut in Dänemark über die Straße.
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Auch in Japan trägt der Ampel-Mann von heute Hut.
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Fußgänger-Ampeln in Barcelona präsentieren sich modern und schwungvoll ...
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... während die militärischen Männchen in der dänischen Stadt Fredericia an die Vergangenheit erinnern sollen, nämlich an die Schlacht von Fredericia im Schleswig-Holsteinischen Krieg (1849). >>> Link zum Original-Bild
Wikipedia/Thorsten Hartmann

In den Niederlanden treffen Fußgänger auf ein lässiges Ampel-Mädchen.
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Speziell sind auch die Ampeln in New York, wo eine Hand anstatt eines Männchens dem Fußgänger Einhalt gebietet.
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Immer wieder werden Ampeln Opfer von Saboteuren. In Prag ließ eine Künstlergruppe im Jahr 2007 die Ampelmännchen trinken und pinkeln. In einem "Bekennerschreiben" rief die Gruppe die Tschechen dazu auf, ebenfalls starre Positionen zu verlassen. >>>Link zum Original-Bild

In Deutschland bemächtigten sich Atomkraftgegner der Singalleuchten.
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Aber es muss nicht immer Protest sein: Auf grünen Ampeln zeigten im Jahr 2012 regierungstreue Russen in Moskau ihre Unterstützung für Präsident Wladimir Putin.
Reuters

Und nun experimentiert auch Wien mit den Fußgängerampeln: An 49 ausgewählten Ampelstandorten zeigen nicht mehr nur eine, sondern gleich zwei Figuren Gehen oder Stehen an. Anlässlich des bevorstehenden Life Balls, des Song Contests und der Regenbogenparade gibt es drei Sujets: Ein Paar aus Mann und Frau, zwei Frauen sowie zwei Männer - jeweils mit einem Herzchen.
APA/ROLAND SCHLAGER