Es muss nicht immer Stürmer und Mondscheiner sein. Heimische Musiker abseits des Formatradios: „Die neuen Österreicher“ stellen sich vor. Velojet„Drei Musiker und ein Geograf“, so die Struktur des steyrischen Pop-Quartetts mit internationalem Klang und Wiener Postadresse. Auf die Frage der Band-Genese antwortet der Frontmann souverän: „Also, die Irene und ich waren zusammen, die Marlene und ich sind zusammen und der Michi ist mit Irene (der studierten Geografin, Anm.) verwandt“. Die letzte Bindung dürfte noch nicht all zulang bekannt sein, beim Verwandtschaftsgrad ist man sich nicht sicher. Über wie viele Ecken war’s noch? Musikalisch herrscht jedenfalls Einigkeit.
(c) Julia Stix
Ihrem Sixties-Einschlag zufolge kann man jedenfalls – richtig – auf klassische Vorbilder schließen, „mit den Beatles bin ich jetzt aber schon fertig“, erwähnt Mühlberger, bevor er sich ein bisschen ärgert: „Damals durften sich Künstler noch verändern, bei zehn Alben konnte sich jedes anders anhören. Heute ist es nach drei Alben mit jeder Band wieder vorbei. Beim ersten startet man durch, das zweite ist schwierig und beim dritten macht man wieder dasselbe wie beim ersten und zeigt, dass man’s noch immer drauf hat.“ Gar so bitter wollen wir es aber nicht sehen, ihr Debütnachfolger „This Quiet Room“ (2007, Wohnzimmer Rec.) steht dem „Durchstarter“ nämlich in nichts nach, hinreißende Melodien zum Tanzen, halbmelancholische Texte zum Mitsingen. Die Pop-Perlen spielen am 7.6. in Wartberg/Aist.
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Déjà-vu: „Künstler sucht Label, kein Label will ihn. Künstler macht eigenes Label. Funktioniert oder funktioniert nicht.“ Im Fall von Marcus Füreders Etage Noir Records hat es funktioniert. Auch sein grooviges 40er-Jahre-Nujazz-Projekt Parov Stelar gedeiht seit Jahren ganz artig, speziell im Ausland: „Wir sind eigentlich nur international unterwegs: Ungarn, Türkei, Dänemark ... Österreich ist der blindeste Fleck.“ Schade eigentlich. Schneidige Tracks wie „Kiss Kiss“ („Rough Cuts“, 2004) oder „Shine“ („Shine“, 2007) vergisst ihm aber auch hier niemand. Begonnen hat Marcus Füreder alleine, als DJ. Vor drei Jahren ist ihm das langweilig geworden, eine Band musste her.
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Die Live-Umsetzung war anfangs gar nicht so leicht: „Bei der elektronischen Richtung, aus der ich komme (musikalische Vorbildung Null), war ich es gewohnt, nach Gefühl zu arbeiten, und plötzlich trifft man auf studierte Musiker, die eben nicht nur spüren, was sie machen, sondern es auch wissen. Das war spannend.“ Den Tonträger an sich komponiert Marcus Füreder aber nach wie vor alleine, „die Live-Umsetzung ist eine neue Komposition“. Und wie das dann klingt? „Einem Menschen, der noch nie einen Orgasmus hatte, wirst du in Worten auch nichts beschreiben können. Und genauso ist es mit der Musik.“ Hingehen und mittanzen am 2.8., Dom Im Berg in Graz.
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„Alle Dinge, die ich mache, sind sehr eng miteinander verbunden, das formale Rundherum lässt sie anders erscheinen.“ Diese Dinge sind: Mode mit dem gewissen gesamtheitlichen Ansatz, Musik mit Nina Persson („Baby you got me wrong“), Energiereisen in die Libysche Wüste, eine Familie mit Doris Schretzmayer und Nikolai. Ja, Florian Horwath spielt viele Stückeln, seien es seine skandinavischen Träume in Schalalala-Heart-Pop-Form oder Kollektionen mit dem Berliner Designer Frank Leder (www.intotheessence.com), für die er auch schon mal einen „symbolischen Akt" vollbringt: ein ausgestorbenes Heilkraut in der Wüste beschwört, zufällig Meteoritengestein findet und aus dieser Inspiration heraus Gewänder entwirft.
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Der Musiker Florian Horwath: Was einst unter der Radio-Frequenz 103,8 als DJ Tschamba Fii begonnen hat, beim Elektropop-Duo Grom (gemeinsam mit Michael Kuhn als Michelle Grinser) zwischengelandet ist, führt Horwath mittlerweile schon seit zwei Platten „We Are All Gold“ (2005) und „Sleepyhead“ (2008, beide Roof Music) mit betörenden „Lass dich umarmen“-Liedern fort. Wer jetzt vermutet, Horwath definiert sich als einsamer Solo-Singer-Songwriter mit Gitarre und Barhocker als Kumpel, der hat sich drastisch verzettelt. Zusammen mit einer stolzen Schweden-Achse werden seine Tracks aufgenommen: Magnus Sveningsson (Bassist der Cardigans), Jens Jansson, Kyrre Kvam und – als Gast der zweiten Aufnahme-Session rasch zum Bandmitglied aufgestiegen – der „Projekt X“-Protagonist Gerald Votava. Am 2.6. kann man sie im Wiener WUK erleben.
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„Sechs Freunde, aber kein Halleluja“, bei A Life, A Song, A Cigarette passt trotzdem „alles ziemlich gut zusammen“, erzählt Mastermind Stephan Stanzel ganz leger. Sechs Musikanten ungleichen Alters (der jüngste 22, der Älteste 37), mit einem unüberblickbar mächtigen Haufen an Instrumenten (Akkordeon, Cello, bis zum einfachen Flaschenhals) und – für den ignoranten Städter – teilweise unbedeutend kleinen Heimatortschaften. Wie kann das zusammenpassen?
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Tut es, „Fresh Kills Landfill“ (Siluh Records), das Debüt aus 2007, ist sehr überzeugend. Pop-Folk ohne Lagerfeuerkuschelei, mal süß-melancholisch („Love“), mal richtig, richtig tanzflächenfüllend („Change“). Stephan Stanzel, der sich unter seinem Pseudonym Leroy Simmering in so manchem anderen Line-Up versteckt und nebstbei den Bass bei Ernst Molden bedient, erinnert sich an die Aufnahmen: „Es hat lange gedauert, und uns war vielleicht noch nicht klar, wie das Album im Endeffekt klingen soll.
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Jeder hatte Ideen im Kopf, das Ergebnis war aber ungewiss.“ Keine Hexerei, aber eine Hetz, bei ihnen „muss sich keiner verstellen. „Auf der Bühne funktioniert es nur dann, wenn wir alle gut drauf sind.“ Und Mitte Juni ziehen sie dann wieder – hoffentlich genauso fröhlich – ins Studio. Am 9.6. spielen ALASAC am Karlsplatz in Wien.
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Dingsbums. Intuitiv hämmert Paper Bird auf ihre Umwelt ein. Kling kling (Wasserglas), klong klong (Kaffeekanne), Schnipp schnapp (Schere)... Das Ergebnis ist eine minimalistische Do-It-Youself Spielerei, die aus dem Bauch kommt und vom Kopf zurechtgebogen wird. Die 23-jährige Anna Kohlweis stammt ursprünglich aus Klagenfurt, wo sie ihre ersten Kurzgeschichten geschrieben und wo sie am Gitarrenhals (ihres Bruders) die ersten Akkorde gesucht hat. Das neue Zuhause fand sie später beim Wiener Label Seayou-Records zwischen geistesverwandten Musikern wie Vortex Rex und Sir Tralala. Eine sympathische Einzelgängerin, die sich strenge (räumliche) Grenzen setzt. In ihrer kleinen Aufnahmekabine hat sie ein Studiomi-krofon, einen Laptop, die Soundkarte und aus.
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Lässt man die technische Ausstattung weg, spielen die vielen „kleinen, günstigen Instrumente“ die größere Rolle. Und bei „Cryptozoology“ (2008), ihrem zweiten Album, hat es sich Paper Bird zum Ziel gemacht „absolut jedes Instrument einzuspielen“. Ziel erreicht, fast. Die Maultrommel hat sie vergessen, fällt ihr ein. Zur Zeit wünscht sich Anna Kohlweis eine Art Gesamtkunstwerk, von den Tonspuren bis zum Artwork bastelt sie alles selbst, „weil ich selbst das beste Gefühl für meine Musik habe“, sagt sie, „es ist eine Herausforderung, es ist eine Spielerei.“ Auch für den Zuhörer ist es das. am 1.6. im Wiener Rhiz
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Die neuen Independent-Österreicher
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