Taucher als diskrete Leibwächter bei den Bregenzer Festspielen

(c) APA (Eddy Risch)
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Zwei Rettungstaucher bewachen die Tosca-Aufführung bei den Bregenzer Festspielen. Meist bleibt es ruhig, manchmal wird's brenzlig.

BREGENZ. Bregenzer Festspiele. Es ist 20 Uhr, noch eine Stunde bis zur Aufführung. Die Künstler sitzen schon in der Maske, Statisten treffen ein. Auch Manuel Egele und Armin Fußenegger treten langsam ihren Dienst an – im Tauchanzug. Die beiden passen während der Aufführung auf, dass bei einem versehentlichen Sturz ins Wasser keiner der Künstler ertrinkt, denn so schön die Seebühne auch ist, so gefährlich kann sie für die Darsteller sein.

„Man muss zweieinhalb Stunden auf die Bühne schauen. Besonders wenn es regnet und sie nass ist“, sagt Egele, 21, bereits zum dritten Mal bei den Bregenzer Festspielen im Einsatz. Unter tags arbeitet der Dornbirner als EDV-Techniker. Er und sein Kollege sind ausgebildete Taucher und ehrenamtlich bei der Wasserrettung Vorarlberg tätig. Besonders bei der diesjährigen Inszenierung, Tosca, sieht es die Dramaturgie vor, dass ein Stuntman aus mehreren Metern ins Wasser fällt. Es ist der ermordete Maler Cavaradossi, der in den See stürzt.

„Im Wasser ist es sehr heikel. Wir haben auch Schwimmkurse für die Kinder organisiert, die einen kurzen Auftritt haben, damit sie sich im schlimmsten Fall über Wasser halten können“, so Fußenegger, der seit 15 Jahren für die Festspiele unter Wasser taucht. Insgesamt sechs Mal kommt jeder der 16 Taucher pro Saison zum Einsatz, der Arbeitsplatz befindet sich unter der Zuschauertribüne auf zwei kleinen Metallgittern, mit Blick auf die Bühne. Egele, einer der jüngsten im Team und bereits seit elf Jahren bei der Wasserrettung, sieht diese Arbeit bereits als Routine an. „Ich helfe gerne und mit meinen Kollegen verstehe ich mich sehr gut, da macht es umso mehr Spaß.“

Musikalische Enten

Wie viel die Taucher pro Einsatz genau verdienen, möchten sie nicht verraten. Nur soviel: „Wir erhalten eine Aufwandsentschädigung von der Wasserrettung“, so Fußenegger.

Während der Vorführung teilen sie sich den Arbeitsplatz mit den beflügelten Seebewohnern – es kommt nämlich nicht selten vor, dass die Enten bei Arien mitquaken.

Den Posten gibt es seit 15 Jahren. „Damals hat man die Wasserrettung gefragt, ob wir ein Bild schieben könnten“, erzählt Fußenegger. Nach diesem Einsatz wurde dann ein Jahr später die Überwachungstätigkeit eingeführt. Bisher hat es noch keine kritische Situation gegeben, kleine „Ausrutscher“ aber schon. Einmal sei bei einer Maskenballprobe ein Künstler beim Versuch, in ein Boot einzusteigen, ins Wasser gefallen. Zum Glück konnte er schwimmen. Es geht aber nicht nur um die Darsteller, auch Requisiten müssen öfters herausgefischt werden. „Manchmal passiert es, dass ein Gegenstand ins Wasser fällt. Den müssen wir dann wieder finden“, sagt Fußenegger. Eine heikle Situation gab es auch für einen der Statisten: David Schwärzler, 23, wäre bei einer Überfallszene fast ins Wasser gefallen. Er sei bei einer wilden Szene ausgerutscht, konnte die Situation aber noch retten.

Während er gleich nach der Aufführung gehen darf, müssen die beiden Taucher warten, bis der letzte Gast die Zuschauertribüne verlassen hat. „Wir bleiben bis alle weg sind, die Boote mit den Gästen Richtung Lindau weggefahren sind“, erklärt Fußenegger. Dass die meisten Abende ruhig verlaufen, sehen sowohl Statist Schwärzler, als auch Taucher Egele gelassen: „Es ist spannend sowohl bei den Proben, als auch bei den Aufführungen dabei sein zu dürfen. Man erkennt immer wieder kleine Unterschiede.“

Fürs Publikum unsichtbar

Und es ist schön, wenn man seine Ausbildung auch einsetzen kann.“ Auch Schwärzler würde seinen Sommerjob mit niemandem tauschen wollen. „Es ist der beste Ferialjob, jedoch nicht für jeden etwas“, sagt er.

Trotz der geforderten Konzentration bekommt man sehr viel mit von Musik und Handlung. „Wenn man notgedrungen so viel hört, gefällt einem die Oper“, schmunzelt Fußenegger und schaut auf die Uhr. 20.30 Uhr. Die beiden müssen nun ihre Plätze einnehmen – auch die ersten Gäste treffen schon ein. Die meisten von ihnen wissen wahrscheinlich nichts von den Männern im Tauchanzug – denn diese bleiben für das Publikum unsichtbar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2008)


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