TV-Duell Obama vs. McCain: Joe, der Klempner, statt Peitsche

John Mccain und Barack Obama, nachdem McCain fast den falschen Weg von der Bühne genommen hätte
John Mccain und Barack Obama, nachdem McCain fast den falschen Weg von der Bühne genommen hätte(c) REUTERS (Jim Bourg)
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Der republikanische Kandidat McCain griff seinen demokratischen Konkurrenten Obama in der letzten TV-Debatte wie angekündigt scharf an. Genützt dürfte es ihm aber nichts haben: Nach ersten Umfragen gewann Obama das Duell.

Er werde Obama „auspeitschen", hatte McCain angekündigt. Der republikanische Präsidentschaftskandidat stand vor der letzten TV-Debatte mit seinem demokratischen Kandidaten unter Zugzwang: In Umfragen lag er deutlich zurück, aus den vorherigen Diskussionen war Obama als Sieger hervorgegangen. Das letzte Duell am Mittwochabend (Ortszeit) war eine seiner letzten Chancen.

Und so kündigte McCain im Vorfeld harte Bandagen, ja gar die „Peitsche" für Obama an. Die ließ er Mittwochabend in der Hofstra-Universität von Hempstead (US-Staat New York) dann zwar weg - dafür packte er „Joe, den Klempner" aus.

Joe, der Klempner, heißt eigentlich Joe Wurzelbacher. Und der habe Obama vor ein paar Tagen darauf angesprochen, dass er gerne die Firma, in der er sein Leben lang gearbeitet habe, kaufen würde. Mit Obamas Steuerplan würde er danach jedoch mehr Steuern zahlen, erzählte der Senator von Arizona.

„Joe ich werde dir helfen, deine Firma zu kaufen, und ich werde deine Steuern niedrig halten", versprach McCain seinem „Parade-Otto-Normalverbraucher". Obama hingegen wolle für Leute wie Joe die Steuern erhöhen und so verhindern, dass sie den „American dream" verwirklichen können.

Obama konterte, er wolle für 95 Prozent der arbeitenden Bevölkerung die Steuern senken. McCain hingegen wolle die Steuern für die Reichen senken. McCains Fazit dieses Themas: „Niemand mag Steuern. Lassen Sie uns keine Steuern erhöhen. Okay?". „Nun, mir würde es nichts ausmachen ein bisschen mehr zu zahlen", konterte Obama.

"Ich bin nicht Bush"

Der Demokrat präsentierte sich erneut als Kandidat des Wechsels. Angesichts der schlimmsten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren brauche es einen "fundamentalen Wandel" in der US-Politik. Er warf McCain vor, bei dem zentralen Problem der Wirtschaft sowie bei der Steuer- oder Energiepolitik lediglich die gescheiterte Politik von US-Präsident George W. Bush fortsetzen zu wollen.
"Ich bin nicht Präsident Bush. Wenn Sie gegen Bush kandidieren wollten, hätten Sie vier Jahre früher antreten müssen", konterte McCain.

McCain warf Obama auch vor, den Amerikanern „mehr Staat" bringen zu wollen. Auch hier bemühte der Republikaner wieder Joe, den Klempner: „Ich will, dass Joe den Wohlstand verteilt". Obama hingegen wolle Joe Geld wegnehmen und den Wohlstand selbst verteilen.

"Unsauberer Wahlkampf"

Beide Kandidaten warfen sich gegenseitig einen unsauberen Wahlkampf vor. Obama sage dem amerikanischen Volk nicht die Wahrheit, kritisierte McCain die TV-Werbespots der Demokraten über die Gesundheits- und Wirtschaftspolitik McCains. Außerdem habe Obama mehr Geld für Negativ-Spots ausgegeben als je jemand zuvor in der Geschichte des politischen Wahlkampfs. Der Demokrat wies das zurück: "Ihre Wahlspots sind zu 100 Prozent negativ." Einig waren sich die beiden Kandidaten jedenfalls darin, dass es ein "harter Wahlkampf" sei.

Der Senator aus Arizona versuchte auch, seinen Konkurrenten erneut in die Nähe des Terrorismus zu rücken: Er verwies auf dessen Beziehung zu William Ayers, dem Mitbegründer einer Organisation, die in den 60er und 70er Jahren aus Protest Terroranschläge verübte. Diese Beziehung müsse genau beleuchtet werden. Ayers habe nichts mit seinem Wahlkampf zu tun, betonte Obama: "Er wird mich auch nicht im Weißen Haus beraten".

Umfragen: Obama als Sieger

Die Peitschenhiebe in Richtung Obama dürften McCain jedenfalls nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Laut den ersten Umfragen direkt nach der Debatte hat Obama die Auseinandersetzung gewonnen und seinen Vorsprung verteidigt. McCain habe viel zu sehr der republikanischen Ideologie verhaftet gewirkt, während Obama den gemäßigten Mittelstand angesprochen habe, hieß es in ersten Analysen.

Die Körpersprache von McCain, der mehrmals verärgert und empört wirkte, habe Verzweiflung und Hilflosigkeit ausgedrückt - kein gutes Signal für unentschlossene Wähler. Es sei zwar McCains beste Debatte gewesen - aber eben nicht gut genug.

Auch Joe, der Klempner, meldete sich nach der Debatte zu Wort: Er wolle nicht verraten, wem er am 4. November seine Stimme geben wird.

(Ag./kron)

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