Norbert Darabos
Darabos: Ein Zivildiener als glückloser Verteidigungsminister

Norbert Darabos (SPÖ) war als Verteidigungsminister glücklos: Zunächst war für ihn die Wehrpflicht in Stein gemeißelt, dann schwenkte er auf die neue Parteilinie pro Berufsheer um und musste in der ersten Reihe die Kugeln für das Ergebnis der Volksbefragung abfangen. Darabos wollte dennoch im Amt bleiben, wird es aber nicht: Er wird in die SPÖ-Zentrale abkommandiert.
Ein Porträt.
Ein Porträt.

Seine politische Karriere begann Darabos mit 21 Jahren, als er in den SP-Parteivorstand von Kroatisch-Minihof einzog. Zwei Jahre später bekam er von der SPÖ die Leitung des Renner-Instituts in Eisenstadt anvertraut.
(c) Michaela Bruckberger

Von 1999 bis 2004 war er burgenländischer Landtagsabgeordneter - drei Jahre davon als Klubobmann.
Ein Meisterstück lieferte er, als er der SPÖ im Jahr 2000 trotz Bank-Burgenland-Skandals den Landeshauptmann-Sessel rettete - und das mit dem damals eher unbekannten und unscheinbaren Bürgermeister von Frauenkirchen, Hans Niessl.
Ein Meisterstück lieferte er, als er der SPÖ im Jahr 2000 trotz Bank-Burgenland-Skandals den Landeshauptmann-Sessel rettete - und das mit dem damals eher unbekannten und unscheinbaren Bürgermeister von Frauenkirchen, Hans Niessl.
(c) AP (Ronald Zak)

Im März 2003 wurde Darabos Bundesgeschäftsführer der SPÖ. Er leitete 2004 den erfolgreichen Bundespräsidentschaftswahlkampf von Heinz Fischer.
(c) APA (Georg Hochmuth)

Sein größter Erfolg: Norbert Darabos hat als Bundesgeschäftsführer den erfolgreich SPÖ-Wahlkampf zur Nationalratswahl 2006 geleitet und war im Anschluss zum Verteidigungsminister ernannt worden.
(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Ort)

Darabos, ein Burgenlandkroate mit Wiener Wurzeln, ist in Kroatisch-Minihof aufgewachsen. Und dort lebt er bis heute mit seiner Frau und seinen beiden Kindern.
(c) AP (RONALD ZAK)

Mit Darabos war das Verteidigungsressort zum zweiten Mal in einer Großen Koalition unter SP-Führung. Vor 2007 hat durchwegs die ÖVP diesen Posten besetzt. Während der Kleinen Koalition mit der SPÖ zwischen 1983 und 1987 und mit den Schwarzen von 2000 bis 2003 stellte die FPÖ den Minister. Den ersten Verteidigungsminister gab es mit Ferdinand Graf erst 1956, als der Allierte Rat das Verbot militärischer Betätigung für Österreich aufhob. Mit Darabos stand ein ehemaliger Zivildiener an der Spitze des Verteidigungsressorts, was ihm regelmäßig Hohn und Spott der politischen Konkurrenz einbrachte.
(c) Michaela Bruckberger

Darabos' erste Amtsperiode als Verteidigungsminister wurde von Fliegern beherrscht. Gerne hätte er die Eurofighter gänzlich abbestellt und sich selbst als Überflieger feiern lassen. Schlussendlich musste Darabos am Boden bleiben. Eine komplette Abbestellung war nicht möglich ...
(c) APA (MARKUS LEODOLTER)

...und deswegen stand für Darabos eines fest: "Der Ankauf der Abfangjäger ist die teuerste Fehlentscheidung in der Zweiten Republik."
(c) APA (ALINA PARIGGER)

Der Rechungshof zog eine andere Bilanz und brachte Darabos massiv unter Druck. Demnach brachte die von Darabos ausgehandelte Reduktion der Eurofighter-Stückzahl nur 267 statt der von Darabos behaupteten 370 Millionen Euro Ersparnis. Im Gegenzug verringerten sich aber die Gegengeschäfte für Österreich um 500 Millionen Euro.
(c) AP (Robert Jaeger)

Auch die von Darabos errechneten Folgeeinnahmen waren für die Prüfer des Rechnungshofes nicht nachvollziehbar. Applaus für seine Verhandlungen gab es keinen.
Doch die Eurofighter blieben Darabos lange im Gedächtnis: "Mittlerweile wache ich schon in der Nacht auf, und denke mir: Habe ich den vielleicht selber gekauft?'", erzählte er in einem Interview.
Doch die Eurofighter blieben Darabos lange im Gedächtnis: "Mittlerweile wache ich schon in der Nacht auf, und denke mir: Habe ich den vielleicht selber gekauft?'", erzählte er in einem Interview.
(c) AP (RONALD ZAK)

Sein größter Misserfolg ereignete sich im Jänner 2013: Bei der Volksbefragung stimmten rund 60 Prozent der Bevölkerung für die Beibehaltung der Wehrpflicht – und gegen Darabos' Berufsheerpläne. Dabei war die "Profiheer"-Idee gar nicht seine, sondern jene von Wiens Bürgermeister Michael Häupl. Dieser wollte den Schwenk Richtung Berufsheer2010 für seinen Wahlkampf nutzen. Als klar wurde, dass die ÖVP mit ihrer Wehrpflicht-Kampagne gewinnen würde, ließ er Darabos damit allein zurück.
(c) dapd (Hans Punz)

Im März 2013 dann der nächste Schlag: Die Bundes-SPÖ zieht nach den Landtagswahlen in Niederösterreich und Kärnten personelle Konsequenzen für die Bundeswahlen. Der glücklose Verteidigungsminister geht wieder dorthin zurück, wo sein bundespolitisches Abenteuer vor zehn Jahren begann: in die Parteizentrale. Seine nächste Aufgabe: die Leitung des Nationalratswahlkampfs als Bundesgeschäftsführer.
(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)