Theatermacher Christoph Schlingensief rückt seiner Krebserkrankung künstlerisch zu Leibe: Bei der Ruhrtriennale inszenierte er eine "Kirche der Angst", im Wiener Burgtheater folgte nun "Mea Culpa", eine sogenannte "Ready-Made-Oper". Sie feierte am 20. März Premiere.
(c) REUTERS (Herwig Prammer)
Schlingensief zitiert darin u.a. Richard Wagner, Friedrich Nietzsche, Arnold Schönberg, Gustav Mahler, Sheryl Crow, Goethe, Thomas Mann und Elfriede Jelinek. Die Nobelpreisträgerin schrieb für den Regisseur einen eigenen Text: Er heißt "Tod-krank.doc" und ist unter der Rubrik "Aktuelles" auf ihrer Homepage. nachzulesen.
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Vor mehr als einem Jahr wurde bei dem nichtrauchenden Regisseur Lungenkrebs diagnostiziert. Ein Lungenflügel wurde Schlingensief entfernt. "Ich sage, ich war kurz in Berührung mit dem Tod, war schon im festen Glauben, es geht zu Ende, und es sah auch nicht gut aus, weil ich Metastasen gehabt habe. Die sind weg, aber ich bin misstrauisch", sagte Schlingensief im Interview mit der "Presse". "Die Kreativität ist ein Weg, sich der Krankheit zu verweigern."
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"Es geht mir jetzt darum, dass ich hierbleiben will. Das ist für mich ganz wichtig geworden seit einer Embolie, durch die plötzlich wieder gar nichts mehr ging und eine Woche alles unsicher war", so der Regisseur. "Da war für mich klar – ich bleibe hier. Seither sind alle Gedanken an einen Selbstmord weg, ich will leben, hier leben.
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Seit Jahresende geht es Schlingensief besser. Seitdem arbeitet er daran, seine Krankengeschichte künstlerisch zu verarbeiten. In "Mea Culpa" gibt es eine Art Alter Ego des Regisseurs, verkörpert von Joachim Meyerhoff.
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Meyerhoff "spielt bei mir eine Figur, die mir sehr bekannt vorkommt, auch wenn ich nie so durchtrainiert war", sagte der Regisseur im "Profil".
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In zahlreichen über die Szene projizierten Filmausschnitten wird auf Schlingensiefs Vergangenheit als Filmregisseur, in etlichen musikalischen Wagner-Zitaten auf seine Bayreuther "Parsifal"-Inszenierung Bezug genommen. "Er läuft da durch, ist auf Erholungstrip, fängt an, ein Kunstprojekt für Afrika vorzustellen", so Schlingensief im "Profil". "Um Erlösung geht es mir überhaupt nicht", erklärt er der "Presse". "Erlösung ist für mich ein Albtraum."
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Sechs Tage blieb das Burgtheater geschlossen, um die große Premiere einzurichten. Mit dem Untertitel "Ready-Made-Oper" spielt Schlingensief auf Marcel Duchamp an und auf seine Zeit in Bayreuth an: "Das kommt noch von Bayreuth, vom Pissoir, das wollte Wolfgang Wagner unbedingt raushaben. Duchamps Pissoir hat er nicht verstanden."
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Mea Culpa
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