Reaktionen
Reaktionen: "Schweizer mögen deutsche Autos. Die werden jetzt billiger "
Alexander Schumann, Chefökonom des Deutschen Industrie- und Handelskammertages
"Das ist ein Extra-Konjunkturprogramm - etwa für die deutsche Tourismuswirtschaft in der laufenden Wintersaison, aber auch für die Autobauer und andere Industriezweige", sagte Alexander Schumann, am Freitag zu Reuters. "Die Schweizer mögen deutsche Autos. Die werden jetzt billiger für sie." Zudem würden Ferien in der Schweiz durch die Franken-Freigabe für viele Nicht-Schweizer unerschwinglich. "Viele Winterurlauber werden auf Deutschland oder Österreich ausweichen", sagte Schumann.
Peter Bosek, Erste-Group-Retailvorstand
Bosek empfiehlt nach der Franken-Aufwertung ein paar Tage abzuwarten. Er erwartet, dass sich der Euro bei 1,10 bis 1,12 Schweizer Franken einpendelt. Wenn dieses Niveau erreicht wird, dann sei es an der Zeit, mit einem Bankberater zu sprechen. Die meisten Kunden seien wohl eingestiegen, als der Kurs bei 1,55 Franken auf den Euro lag. Bei Parität, wie im Moment der Fall, sei das sicherlich im Nachhinein betrachtet ein Verlustgeschäft gewesen. Die günstigeren Zinsen konnten den Kursverlust von einem Drittel sicher nicht wettmachen, sagte Bosek.
CHRIS BEAUCHAMP, MARKT ANALYST BEI IG
"Meine erste Reaktion war, dass das ein Signal für eine bevorstehende Aktion der EZB ist. Allerdings war die Reaktion an den Aktienmärkten dafür zu negativ. Aber es passiert ja nicht jeden Tag, dass eine Notenbank einfach einer Währung den Boden unter den Füßen wegzieht. Und die Leute haben eindeutig Angst, dass etwas Größeres bevorsteht. Für den Schweizer Markt und die Wirtschaft ist das sehr schlecht, wenn der Franken so rasant steigt und der Euro abstürzt. Die Stimmung ist seit Jahresbeginn ziemlich unruhig, und so eine Nachricht sorgt für Volatilität."
ULRICH WORTBERG, HELABA-ANALYST
"Die Aufhebung des Mindestkurses kommt sehr überraschend und die SNB dürfte an Glaubwürdigkeit verlieren, da sie in den vergangenen Monaten stets die vehemente Verteidigung der Untergrenze betonte. Einen neuen Mindestkurs dürfte es wohl nicht mehr geben, da Marktteilnehmer kein Vertrauen mehr haben, dass dieser langfristig gehalten wird. Der Euro-Franken wird nun den Marktkräften überlassen und es dürften sich Kurse im Bereich der Parität einstellen."
THOMAS GITZEL, VON DER VP BANK
"Die SNB beugt sich dem Marktdruck, setzt aber ein Teil ihrer Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Die Interventionen der vergangenen Wochen waren wohl für die eidgenössischen Währungshüter zu viel. Bei der Einführung des Mindestwechselkurses war an punktuelle Interventionen gedacht, nicht aber an permanente. Letztlich dürfte aber auch die Gold-Initiative eine gewisse Rolle bei der Entscheidung gespielt haben. (...) Da der Franken auf den aktuellen Kursniveaus deutlich gegenüber dem Euro überbewertet ist, sollten sich nach einer Übertreibungsphase wieder höhere Kursniveaus beim Währungspaar Euro-Franken einstellen."
JONATHAN WEBB, JEFFERIES-STRATEGE
"Die Entscheidung der SNB hat den Markt völlig überrascht. Die SNB geht vermutlich davon aus, dass die EZB in der kommenden Woche auf ihrer Ratssitzung ihre Geldpolitik weiter lockern wird. Angesichts der anstehenden Wahlen in Griechenland wäre es für die Schweizer ziemlich schwierig, den Mindestkurs aufrecht zu halten."
NICK HAYEK, SWATCH-CHEF
Der Chef des Schweizer Uhrenherstellers Swatch, Nick Hayek, ist erstaunt, dass die Schweizerische Nationalbank den Euro-Mindestkurs von 1,20 aufgehoben hat. Hayek befürchtet einen "Tsunami" für die ganze Schweiz. "Es fehlen mir die Worte". Jordan sei nicht nur der Name des Nationalbankpräsidenten, sondern auch der eines Flusses. Das was die SNB da ausgelöst habe, sei ein Tsunami. Nicht nur für die Exportindustrie und den Tourismus, sondern für die ganze Schweiz, sagte Hayek weiter.
Peter Brezinschek, Raiffeisen-Chefanalyst
Die heutige Entscheidung der Schweizer Notenbank ist für Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek "völlig unverständlich". "Kaum eine Notenbank hat so eine Glaubwürdigkeit ausgestrahlt wie die Schweizerische Notenbank mit dieser Untergrenze Schweizer Franken/Euro. Um einen Wechselkurs nicht zu stark werden zu lassen, hat eine Notenbank alle Möglichkeiten. Sie kann die Geldmenge unbeschränkt ausweiten." In dem Schritt, denn die Schweizer Notenbank nun gesetzt habe, könne er keinen Vorteil sehen. Für die Schweizerische Exportindustrie sei der Schritt der SNB ein harter Schlag, "das kann jetzt schon ziemlich holprig für die werden".