Zwei aktuelle Modelle für anspruchsvolle Einsteiger im Test.
30.12.2016 um 16:04
Vinyl ist wieder in. Im 2014 Vorjahr wurden rund 1,2 Millionen Schallplatten verkauft - der höchste Wert seit 1996. Entsprechend bieten immer mehr Hersteller (wieder) Plattenspieler an. Einen besonderen Boom erleben daher Modelle mit noch moderatem Preis, aber wertiger Anmutung. Zwei aktuelle Vertreter dieser gehobenen Einstiegsklasse sind der Teac TN 300 (UVP 400 Euro) sowie den Onkyo CP 1050 (UVP 500 Euro), die wir näher unter die Lupe genommen haben.
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Ein Plattenspieler ist heute auch Lifestyle-Produkt und muss nicht nur Ohren, sondern auch Augen erfreuen. Der Onkyo CP 1050 erinnert an die Zeit, als ein Plattenspieler noch selbstverständlicher Bestandteil jeder HiFi-Anlage war. Mit schwarzem Holzfurnier und getönter „Rauchglas“-Abdeckung könnte er ebensogut aus den 70ern und frühen 80ern des vorigen Jahrhunderts stammen. Für ein Gerät, das auf der Retro-Welle schwimmt, durchaus ein Kompliment, zumal die Leiste mit Bedienungselementen aus Metall für einen edlen Touch sorgt. Für so manchen wirkt das Design jedoch ein wenig angestaub
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Der Teak TN 300 hingegen kommt frisch und modern daher. Das Gehäuse hat gefällige Formen und Farben und eine wertig wirkende Oberfläche, die auffälligen Drehschalter aus Metall geben dem Spieler das gewisse etwas. Besonders schick ist die kirschholzfarbene Ausführung, aber auch auch die Varianten in klassischen Schwarz, knalligem Rot, frischem Weiß oder Naturholz-Optik haben ihren Reiz. Der vielzitierte Women Acceptance-Faktor ist hoch. Die Design-Zwischenwertung geht an Teac.
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Von der Papierform her scheint es eindeutig: Während der Onkyo „nur“ ein Plattenspieler ist, hat der Teac eine Phono-Vorstufe und sogar einen A/D-Wandler samt USB-Ausgang an Bord. So benötigt er keinen speziellen Phono-Eingang und kann an einen üblichen Line-In-Eingang angeschlossen werden. Wer will, kann per USB seine Schallplatten sogar digitalisieren.
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Der Onkyo sticht mit Direktantrieb hervor und hat einen S-förmigen Tonarm, während der Teac mit geradem Tonarm von einem Gummiriemen angetrieben wird. Welche Lösung die bessere ist, ist nicht allgemein zu beantworten. Der Direkt-Antrieb ist vor allem bei Djs beliebt, was beim Onkyo wohl nicht das Hauptargument ist. Werksseitig ist auf dem Teac der MM-Tonabnehmer Audio Technica AT95E montiert, der als solide Einstiegslösung mit sehr gutem Preis/Leistungsverhältnis gilt. Onkyo gibt nur ein MM-System „hoher Qualität“ an. Das externe Netzteil des Teac sieht eher nach Handy als nach HiFi aus und weckt wenig Vertrauen. Der Onkyo mit Standard-Stromkabel versteckt seines im Inneren. Das mitgelieferte Cinch-Kabel hat beim Onkyo eine extra-Erdung, bei Teac verzichtet man darauf, wie auch auf die Erdungs-Schraube am Gehäuse. Beim Onkyo gibt es als Draufgabe einen Single-Ring aus Metall, bei Teac ist er aus Plastik. Ansonsten merkt man beim Auspacken sofort, dass sie beiden scheinbar so verschiedenen Spieler aus dem selben Stall kommen. Vom Plattenteller über die Kunststoffhaube bis hin zu den vibratisonsdämpfenden Standfüßen können die Komponenten ihren gemeinsamen Ursprung nicht leugnen. Auffällig der Gewichtsunterschied: Der Onkyo wiegt gut 8,5 kg, der Teac gerade einmal 4,8 kg.
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Die Montage und Justierung der Tonarme erfolgt exakt mit den gleichen Handgriffen, die auch Ungeübten auf Anhieb gelingen. Wer mit Begriffen wie „Antiskating“ nicht auf Du und Du ist, benötigt einen Blick ins Handbuch, dort steht genau, welche Skala auf welchen Wert gedreht werden muss, wozu es keinerlei Werkzeugs bedarf. Die Antiskating-Skala beim Teac ist etwas ungenau, hörbare Konsequenzen hat das allerdings keine. Somit sind beide Kandidaten in wenigen Minuten spielbereit. Beim Teac muss noch an der Rückseite gewählt werden, ob ein Phono- oder Hochpegel-Signal ausgegeben werden soll. Dass die Aus-Stellung des rückwärtigen Hauptschalters beim Teac mit „Standby“ bezeichnet ist, ist etwas irritierend, aber kein Beinbruch.
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Beide haben einen Ein/Aus- sowie einen Umschalter für 33/45 Umdrehungen und sind manuell zu bedienen, sprich der Tonarm muss händisch aufgesetzt und auch wieder zurückgeführt werden. Das ist in dieser Klasse durchaus üblich. Für Grobmotoriker erleichtert ein Tonarm-Hebel das zerstörungsfreie Aufsetzen der Nadel. Dieser setzt beim Onkyo etwas hart auf, beim Teac senkt er sich in Zeitlupe – ein Mittelwert wäre optimal.
Typisch Vinyl: Der Onkyo die Musik luftig, präzise und mit großer Bühne, wobei der Onkyo nie vergessen lässt, was die Stärke der Schallplatte ist, nämlich die harmonische Gesamtwiedergabe. Druckvolle Dynamik ist eher nicht seine Stärke, und der Bass ist etwas (zu) schlank. Insgesamt ein angenehmes Klangbild, dass man gerne lange hört. Je nach Musikstil und Vorliebe könnte er aber etwas mehr Punch liefern. Dem Klischee nach empfiehlt sich der Onkyo daher eher für Klassik als für Rock oder Elektronische Musik (die kurioser Weise besonders gerne von Platte gespielt wird)
Beim Teac wurden Befürchtungen, dass Design und üppige Ausstattung auf Kosten des Klangs gehen, schon mit den ersten Takten zerstreut. Der TN 300 spielt so tadellos, wie man es in dieser Klasse erwarten kann. Im Vergleich zum Onkyo klingt er sogar voller und der Bass ist etwas kräftiger, womit er zumindest für Rockmusik die klar besser Wahl ist und generell den Höhrgewohnheiten jüngerer Zielgrupen entgegenkommt. Dafür hält er sich in den Höhen etwas bedeckter und klingt dadurch weniger weitläufig. Auch bei der Feinauflösung ist noch Luft nach oben. Letztlich sind die in dieser Preisregion unumgänglichen Kompromisse aber verschmerzbar. Via Phono-Ausgang klingt er einen Tick luftiger und breitbandiger als über die eingebaute Vorstufe. Diese erfüllt ihren Zweck, im Zweifel ist aber der Anschluss an einen Phono-Eingang zu bevorzugen. Beide Plattenspieler liegen übrigens mit einer Ausgangsspannung von 2mV am unteren Ende des (für MM-Systeme) üblichen. Für hohe Pegel brauchen sie einen kraftvollen Verstärker - oder einen beherzten Dreh am Lautstärkeregler.
In Summe gibt es – bei aller Subjektivität – einen eindeutigen Sieger, nämlich den Teac TN 300. Auch wenn der Onkyo seinen Reiz hat, dürfte der Teac sowohl im Klang als auch im Design bei der Mehrheit die Nase vorn haben. Dass er gleichzeitig auch mit integrierter Vorstufe und USB-Ausgang besser Ausgestattet, und bei alledem auch noch das günstigere der beiden Modelle ist, macht die Sache relativ eindeutig. Relativ deswegen, weil auch die optischen wie klanglichen Charakteristika des Onkyo so manchen Interessenten ansprechen dürften. Zudem sind die Zusatzfunktionen des Teac nur dann ein Argument, wenn man sie auch benötigt. Der Onkyo ist also für jene, die nur einen klassischen Plattenspieler suchen, eine durchaus attraktive Option. Weitere Infos: www.teac.at, www.onkyo.at
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Teac TN 300 vs. Onkyo CP 1050
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