Raster, Warschau Schmerzgrenze. Sie liegt da wie ein Lappen und am liebsten möchte man die Skulptur, die Aneta Grzeszykowska (geboren 1974) da in Puppenform, doch menschlicher Lebensgröße genäht und gehäkelt hat, aufheben und schützend in die Arme heben. So erbärmlich und mitleidheischend ist ihre Körpersprache – der offene Mund, die geschlossenen Augen, die weggestreckten Arme, die hingeworfenen Beine. „Girl“, ganz simpel „Mädchen“, hat die Warschauer Künstlerin das widersprüchliche Objekt genannt. Zwar steht fest, dass es sich hierbei um kein Kind handelt, nicht einmal um eine Puppe, sondern schlichtweg um einen Kunstgegenstand. Aber allein die Tatsache, dass hier – egal wie man es dreht und wendet – auf Begehrlichkeit angespielt wird, lässt die Skulptur, die als Bild so klein wirkt, als Objekt aber umso monumentaler daherkommt, noch viel fragiler erscheinen. Die polnische Künstlerin, die mit ihren Nachinszenierungen der inszenierten Fotografien Cindy Shermans das Konzept der Meis-terschaft auf den Kopf stellte (zur Zeit in der Grazer Camera Austria zu sehen), hat mit diesem 2007 geschaffenen „Girl“ ihre kritische Auseinandersetzung mit weiblichen Rollenklischees weiter zugespitzt. Die Anspielung auf das Tabuthema Kindesmissbrauch schwingt hier leise, aber zugleich auch mahnend mit und verleiht der Arbeit dadurch eine geradezu schmerzliche Intensität. Stand A0501
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