''Soldatenglück'' am Heldenplatz: Heinz Fischers ''letztes Mal''
Der 26. Oktober stand im Zeichen von Flüchtlingen, militärischer Leistung und der Angelobung von 1360 Rekruten am Heldenplatz.
30.12.2016 um 15:56
Am 26. Oktober 1955 wurde die „freiwillige, immerwährende Neutralität“ Österreichs vom Nationalrat als Verfassungsgesetz verabschiedet, nachdem der letzte Besatzungssoldat bis zum Vortag das Land verlassen haben musste. 1965 wurde deswegen der 26. Oktober zum Nationalfeiertag erhoben. 50 Jahre danach beging am Montag Bundespräsident Heinz Fischer seinen letzten 26. Oktober als Oberbefehlshaber des Bundesheeres. (hell)
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Mit den traditionellen Kranzniederlegungen bei der Krypta und beim Weiheraum am Burgtor begehen die Spitzen der Republik am Montagmorgen den Nationalfeiertag. Bundespräsident Heinz Fischer gedenkt gemeinsam mit Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) und Generalstabschef Othmar Commenda der toten Soldaten und Opfer des Widerstandes. Kurz darauf folgen die Kranzniederlegungen der Bundesregierung mit Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) an der Spitze.
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„Ich bin jetzt Soldat“, ruft ein Vierjähriger seiner Mutter zu, während er – an der Hand eines Soldaten – eine Leonardo-Brücke überquert. Hinter dem Namen versteckt sich eine schnell zu bauende Bogenkonstruktion, die von dem italienischen Erfinder Leonardo Da Vinci in seinem Codex Atlanticus beschrieben wurde und dazu dient, Hindernisse schnell zu überwinden.
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„Repräsentation, Raum-, Begleit- und Objektschutz sowie Assistenz bei Grenzschutz und Naturkatastrophen“, zählt inzwischen ein Gardeoffizier die Aufgaben seiner Truppe auf. „Und heute spielen wir dort drüben auf“, erklärt er einem Geschwisterpaar und deutet Richtung innere Burgtor, wo sich wenige später die Garde versammeln und anlässlich der Angelobung von 1360 Rekrutinnen und Rekruten aufspielen wird. Ein kleines Stück weiter werden historische (Luft-)Fahrtzeuge aus dem Heeresgeschichtlichen Museum präsentiert.
Die größte Faszination und damit die längsten Schlangen an Schaulustigen löst aber die „Black Hawk“ (schwarzer Falke) aus. Erklärt wird ihnen, während sie einen Blick ins Innere der S-70 werfen dürfen, dass der Mehrzweckhubschrauber über zwei Triebwerke verfügt, die je 1940 PS leisten – weshalb er häufig im Hochgebirge (maximale Flughöhe rund 6000 Meter) zum Einsatz kommt. Bis zu 20 Personen können darin transportiert werden, bzw. rund vier Tonnen Nutzlast. Im Notfall können allerdings bis zu 25 Personen aufgenommen werden.
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Während sich immer mehr Menschen bei strahlendem Herbstwetter den Weg zwischen Sanitärstation (hier werden Gesundheitschecks angeboten), Kletterturm, Eurofighter,...
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...dem Pionierbataillon 2, den Jägern oder dem Heeresyachtclub hindurch schlängeln, füllt sich der Platz rund um die Reiterstatue von Prinz Eugen.
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„Da is der Bua“, ruft eine Mutter. „Ich seh' ihn“, meint eine andere. Gemeint sind die, bereits in Reih und Glied postierten Soldatinnen und Soldaten, die bald darauf das Treuegelöbnis ablegen werden, das da lautet: „Ich gelobe, mein Vaterland, die Republik Österreich, und sein Volk zu schützen und mit der Waffe zu verteidigen; ich gelobe, den Gesetzen und den gesetzmäßigen Behörden Treue und Gehorsam zu leisten, alle Befehle meiner Vorgesetzten pünktlich und genau zu befolgen und mit allen meinen Kräften der Republik Österreich und dem österreichischen Volk zu dienen.“
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Bevor es soweit ist, marschiert gegen halb elf Uhr die Garde auf, postiert sich nahe dem inneren Burgtor. Es folgen Bundespräsident Heinz Fischer, an seiner Seite Bundeskanzler Werner Faymann und Verteidigungsminister Gerald Klug (beide SPÖ), Generalstabschef Othmar Commenda. Die österreichische Fahne wird gehisst, die Bundeshymne gespielt.
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„Beinahe 100 Jahre nach Ende des Ersten und 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges stehen wir heute hier und blicken zurück auf diese dunkelsten Abschnitte der österreichischen Geschichte“, beginnt Klug dann seine Rede. Der Minister lobt darin die Europäische Union als ein Friedensprojekt, ermöglicht durch die Solidarität der Mitgliedsstaaten. Plötzlich wird es unruhig im Publikum: „Oh nein, da fällt einer“, ruft eine Frau und deutet auf einen Rekruten, der vom langen Stehen einen Schwächeanfall erleidet. Sanitäter eilen zu ihm.
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Auch heute stehe man vor Herausforderungen, macht Klug, der den Zwischenfall nicht bemerkt hat, weiter. Gemeint ist die aktuelle Migrationskrise. In dieser Situation leiste das Bundesheer Enormes: „Wir bieten seit Monaten rund 900 Flüchtlingen menschenwürdige Unterkünfte, wir versorgen täglich 4000 bis 6000 Flüchtlinge mit Verpflegung, haben bislang rund 67.000 Flüchtlinge mit Heeresfahrzeugen transportiert und vielleicht wird der eine oder andere heute Anzugelobende schon bald einer oder eine von ihnen sein“, zählt der Ressortchef auf. Ihnen allen wünsche er „alles Gute und viel Soldatenglück“. (Bild: Faymann und Klug)
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Bundeskanzler Faymann nimmt dann ebenfalls auf die Flüchtlingsströme Bezug. „Seit Anfang September sind mehr als 300.000 Flüchtlinge durch Österreich gereist, fünf Prozent von ihnen haben um Asyl angesucht“, beginnt er. Den Menschen seien Lebensmittel und Kleidung gegeben worden, sie wurden medizinisch versorgt. „Unser Land hat damit sein menschliches Gesicht gezeigt und hat seine Politik nicht nach Hasspredigern ausgerichtet", sagt der SPÖ-Bundesvorsitzende. (Bild: Ausrüstung des Höchstgebirgsbataillons 24)
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Das Bundesheer sei hierbei eine wichtige Stütze, meint Faymann weiter. „Es ist kein Angriffsheer, sondern eines der Verteidigung und des Schutzes“, unterstreicht der Kanzler, eine „Großorganisation der Hilfe und der Solidarität innerhalb und außerhalb Österreichs“. Kurzum: „Es ist ein Bundesheer, das den Menschen dient.“
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Zuletzt schreitet Heinz Fischer an das Mikrofon. Der diesjährige 26. Oktober sei nicht nur wegen des hervorragenden Wetters besonders, sondern auch, wegen des Jubiläums der österreichischen Neutralität. Und aufgrund der nahenden Angelobung der Rekruten, die dafür aus ganz Österreich nach Wien gekommen seien.
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Er erinnere sich an seine eigene Zeit als Grundwehrdiener, so Fischer, der in diesem Jahr seinen letzten 26. Oktober als Oberbefehlshaber des Bundesheeres begeht – im kommenden Jahr wird das Staatsoberhaupt neu gewählt, Fischer aber steht nicht mehr zur Wahl. Nicht jeder Tag sei ein erfreulicher gewesen, oft sei man hart gefordert worden, habe Dinge auch kritisiert. Dennoch, man habe „Leistung erbracht, Kameradschaft erlebt und etwas für den Staat getan“, ermutigt er die Neulinge dazu „ihr Bestes zu geben“.
Schließlich geloben die Soldaten, Österreich zu dienen. Begleitet von Gardemusik ziehen sie ab, und am Heldenplatz erhalten Fahrzeuge, Schießstände und Fitnessparcours die volle Aufmerksamkeit der Besucher. Für musikalische Untermalung sorgt der Musikverein „Szent Miklos“ aus Neudörfl und die Band „Team X-Dream“. Um 17 Uhr endet die Leistungsschau mit dem Zapfenstreich des Solotrompeters der Gardemusik. Am Abend spricht Bundespräsident Fischer dann noch im Fernsehen zu den Österreichern - und stellt die aktuelle Flüchtlingsbewegung ins Zentrum seiner Ansprache.
(c) ORF (Milenko Badzic)
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