Der wilde Westenthaler

Ein politisches Enfant terrible am Ende seiner Karriere. Ein Mann mit Eigenschaften, die ihn groß gemacht und auch zu Fall gebracht haben.

Sechs Monate statt neun Monate bedingt. Eine weitere Milderung sei nicht möglich gewesen, da sich der Verurteilte „völlig schulduneinsichtig“ gezeigt habe, sagte die Richterin. Typisch Peter Westenthaler, möchte man hinzufügen. Sein quirliges und aufbrausendes Wesen, seine ambivalente Persönlichkeitsstruktur – rechthaberisch und redegewandt, rüde und charmant – haben ihn groß gemacht und zu Fall gebracht.

„Hauts de Arschlöcher ausse!“, soll Westenthaler bei der Nachwahlparty 2006 in der Großstadt-Skihütte „Stadl“ angeordnet haben, als er des Pressesprechers der abtrünnigen Karin Gastinger ansichtig wurde. Sein Leibwächter kam der Aufforderung prügelnd nach. Westenthaler wollte davon später nichts mehr wissen – und wurde wegen falscher Zeugenaussage verurteilt.

Beruflich sorgte der liebevolle Familienvater stets für Stunk. Im ORF war der FPÖ-Klubchef für seine Interventionen gefürchtet. In der „Buberlpartie“ Jörg Haiders, den er abgöttisch bewunderte, mit dem er sich aber auch immer wieder zerstritt – „Haiders Handy“ nannten sie ihn einst –, war der Simmeringer aus rotem Milieu rasch aufgestiegen. Nach „Knittelfeld“ nahm der scheinbar ruhiger Gewordene den Hut und sagte Adieu. Der Fußballnarr versuchte sich als Bundesliga-Manager, ging danach zu Frank Stronach – um 2006 ein Comeback als BZÖ-Chef zu feiern. Damals gelang sogar der Wiedereinzug in den Nationalrat. Doch innerparteilich fehlte ihm, von Jörg Haider immer wieder gedemütigt, die Hausmacht. Seine Konflikte mit dem Gesetz taten ein Übriges zum tiefen Fall des wilden Weste. oli

ZUR PERSON
Name: Peter Westenthaler

Geboren am: 6.11.1967 in Wien [Reuters]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2009)

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